Wer an E-Book-Reader denkt, dem fallen wahrscheinlich vor allem drei Namen ein: Amazon Kindle, Tolino, PocketBook. Kein Wunder, denn diese drei Marken dominieren aktuell den hiesigen Markt. Das könnte sich ändern, denn aus Fernost kommen jetzt viele interessante Geräte. Die stammen sämtlich von der Firma Onyx, die seit Mitte der 2000er-Jahre E-Reader anbietet, bei uns aber bislang ziemlich unter dem Radar lief. Ein Grund: Viele Onyx-Reader schwächelten unter anderem bei der Software, die immer etwas lieblos übersetzt und unübersichtlich wirkte. Die neuen E-Book-Reader aus der „Boox“-Modellreihe wollen das vergessen machen und werden von Onyx selbstbewusst am Markt platziert: Verarbeitung, Funktionsumfang, Bildqualität – all das befindet sich auf höchstem Niveau, betont der Hersteller. Dazu passen auch die Verkaufspreise: Einen Boox-Reader gibt es nicht zum Schnäppchenpreis. Was die Geräte können, hat COMPUTER BILD anhand von drei Modellen ausgiebig ausprobiert.

E-Book-Reader Onyx Boox Palma

Mit seinem ungewöhnlichen Formfaktor und der daraus resultierenden guten Handlichkeit sticht der Boox Palma aus der Masse der E-Book-Reader heraus.

Foto: Onyx

Im Handyformat: Boox Palma

Der Onyx Boox Palma ist der außergewöhnlichste Reader in diesem Trio. Warum? Weil er im klassischen Smartphone-Design daherkommt und somit exzellent in der Hand liegt. Die Bedienung erfolgt über drei Tasten oder über den recht schnell reagierenden Touchscreen, der sehr gleichmäßig und hell erleuchtet wird. Die Menüs erreicht man via Wischgesten oder über den sogenannten Naviball, der per Fingertipp die wichtigsten Funktionen für einen Schnellzugriff auf dem Bildschirm einblendet. An Bord sind weiterhin ein Einschub für Speicherkarten und eine Kamera. Letztere taugt nur zum Scannen von QR-Codes oder ähnlich einfachen Aufgaben, ansonsten gibt es Bildmatsch zu sehen. Auch kleine Lautsprecher sind zur MP3-Wiedergabe eingebaut. E-Books zeigt der Kleine knackig an; die Bedienung bereitet nach kurzer Eingewöhnungszeit keine Probleme. Die Extravaganz hat aber ihren Preis: Für diesen Reader ruft Onyx stolze 300 Euro auf.

E-Book-Reader Onyx Boox Go Color 7

Der Boox Go Color 7 punktet unter anderem mit seinem Farbbildschirm, der aber in Sachen Kontrast und Farbtiefe nicht an ein Tablet-Display heranreicht.

Foto: Onyx

In Farbe: Boox Go Color 7

Etwas „fetter“ ausgestattet und im klassischen E-Book-Reader-Look erwies sich der Boox Go Color 7 mit seinem 7-Zoll-Farbdisplay als sehr gut verarbeiteter und ebenso gut zu bedienender Reader. Zur Steuerung stehen der Touchscreen und zwei haptische Tasten zum schnellen Blättern zur Verfügung. Wie beim Boox Palma lässt sich auch beim Go Color 7 der Naviball einblenden. Dank Android-Betriebssystem lassen sich optional Apps aus dem Google Play Store laden. Aufgrund des eher trägen E-Ink-Displays ist die Verwendung aber nicht mit der auf einem klassischen Tablet vergleichbar. Dafür reagiert der Touchscreen fix auf alle Eingabegesten. Eine sehr gleichmäßig strahlende Hintergrundbeleuchtung mit Smartlight-Funktion (Lichtfarbe lässt sich justieren) ist ebenfalls an Bord. Bei der Farbwiedergabe muss man aufgrund der E-Ink-Bildschirmtechnik im Vergleich zu einem klassischen Tablet Abstriche machen: Die Ansicht ist „okay“, aber in Sachen Kontrast oder Farbtiefe meilenweit etwa von einem iPad entfernt. Den Boox Go Color 7 gibt es für rund 280 Euro.

E-Book-Reader Onyx Boox Go 10.3

Mehr Tablet als E-Book-Reader – und mit Stiftunterstützung: Der Boox Go 10.3 empfiehlt sich als digitales Notizbuch.

Foto: Onyx

Onyx Boox Go 10.3

Als wahrer Handschmeichler entpuppte sich im Praxis-Test der Boox Go 10.3. Der ist nicht nur hervorragend verarbeitet, sondern sieht auch schick aus und liegt dank seines ultraflachen Designs (rund 4,6 Millimeter dünn) sehr gut in der Hand. Möglicherweise ist aber dem Design geschuldet, dass zwei Features des Go Color 7 fehlen: Der Go 10.3 hat weder ein Farbdisplay noch eine Hintergrundbeleuchtung. Weitere Besonderheit: Der Go 10.3 kommt nicht nur als E-Book-Reader im Großformat (10,3-Zoll-Display mit E-Ink-Technik), sondern lässt sich dank mitgeliefertem Stift auch als Notiz- oder Malblock verwenden. Hierfür sind Android-Apps installiert, mit denen man schnell Gedanken festhalten oder eine Skizze „hinwerfen“ kann. Der Boox Go 10.3 bietet ebenfalls die Möglichkeit, über den Play Store weitere Android-Apps nachzuladen, was aber – wie bei den beiden anderen Geräten – nur bedingt Freude macht. Denn auch wenn im Go 10.3 ein Achtkern-Prozessor seine Arbeit versieht, steht und fällt das reale Tempo immer mit dem E-Ink-Display, das eher träge auf Bildwechsel reagiert. Prima: Auch im Boox Go 10.3 stecken Stereolautsprecher; dazu gibt es einen MP3-Player und eine Rekorder-App, mit der User schnell Gedanken aufzeichnen können, wobei die Klangqualität nicht übel ist. Zu guter Letzt ist sogar ein KI-Chatbot eingebaut, der auf alle möglichen Fragen schlaue Antworten parat hat. All das gibt es für 420 Euro.

Fazit: E-Book-Reader Boox Palma, Boox Go Color 7, Boox Go 10.3

Alle Achtung: Mit dem Boox Palma, dem Boox Go Color 7 und dem Boox Go 10.3 legt Onyx einen selbstbewussten und – im Praxis-Test – überzeugenden, insgesamt “guten” Auftritt hin. Die Geräte erfinden im Vergleich zu den Platzhirschen von Amazon, Tolino und PocketBook das Rad zwar nicht neu, punkten aber unter anderem mit einer sehr guten Verarbeitung und zumeist hoher Geschwindigkeit. Allerdings stellen alle drei Reader wahrlich keine Schnäppchen dar – auch da zeigt sich Onyx selbstbewusst.

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