Im Gegensatz zu “Finnish Christian Melodic Death Power Folk Metal” ist “Chinese Metal” natürlich keine Musikrichtung, sondern beschreibt zwei Kern-Features des neuen OnePlus Nord 4: Es kommt aus China und ist in ein Metallgehäuse verpackt. Ersteres ist längst die Regel, Zweiteres heute eine absolute Ausnahme. OnePlus spricht vom “einzigen 5G-Smartphone mit Unibody-Metallgehäuse”. COMPUTER BILD hat das ungewöhnliche Android-Smartphone getestet und verrät, ob es das Zeug hat, die Preisklasse um 500 Euro aufzumischen.
OnePlus Nord 4
Das um den Rand herumgezogene Aluminiumgehäuse vermittelt einen soliden Eindruck und sorgt für eine angenehm matte Haptik. Es ist nicht nachvollziehbar, dass diese attraktive und robuste Verpackung praktisch vom Markt verschwunden ist. Damit die 5G-Antennen nicht gegen einen Metallkäfig funken, wurde das Innenleben angepasst. Der Unibody verfügt über dezent integrierte “Funkschlitze”. Das Nord 4 tritt mit Maßen von 162,6x75x8 Millimetern und einem Gewicht von 200 Gramm an. Die Zertifizierung für den Schutz vor Wasser und Staub fällt mit IP65 noch nicht unter das Prädikat “wasserdicht”. In der Testtabelle führt das zu einer Abwertung und schlägt sich auf die Note nieder – übrigens genauso wie beim OnePlus 12 und beim 12R. Ein paar Regentropfen bereiten der Truppe aber keine Probleme. An der Seite hat der kultige Schiebeschalter überlebt, der ohne Umwege zwischen “lautlos”, “Vibrationsmodus” und “Rufsignalmodus” wechselt. Einfach und gut.
OLED-Display
Das AMOLED-Display im 20,1:9-Format kommt auf eine Diagonale von 6,74 Zoll (17,12 Zentimeter), sofern man nicht an den abgerundeten Ecken Maß nimmt. Im Gegensatz zum gecurvten Bildschirm des OnePlus 12 und des 12R ist das Nord 4 plan. Als Bildwechselfrequenz stehen 60 oder 120 Hertz oder die Automatik, die dazwischen wechselt, zur Verfügung. Die Auflösung liegt bei 2772×1240 Pixeln, was zu einer hohen Schärfe von 450 ppi führt. Im Bildschirm versteckt sich ein unsichtbarer Fingerabdrucksensor. Alternativ entsperren Sie per Gesichtserkennung. Die Helligkeit wird per PWM (Pulsweitenmodulation) mit 2.160 Hertz geregelt. OnePlus verspricht eine maximale Helligkeit von 2.150 Candela pro Quadratmeter (cd/m²). Nach unserem Messverfahren kam das Nord 4 auf maximal 1.254 cd/m². Das reicht für eine sehr gute Bewertung und ist in der Preisklasse mehr als ordentlich, aber andere Smartphones strahlen heutzutage noch heller und knacken mitunter sogar die 2.000-cd/m²-Grenze. Zum Vergleich: OnePlus 12 und 12R kamen auf mehr als 1.500 cd/m². Das erleichtert die Ablesbarkeit bei Sonnenschein. Die anderen Messungen zur Ermittlung des Farbraums, der Farbtreue und der Ausnutzung der Frontfläche führten zu sehr guten Ergebnissen.
Sehr hohes Tempo auf Top-Niveau
Die Berechnungen übernimmt ein Qualcomm Snapdragon 7 Plus Gen 3, der grafischen Beistand von einer Adreno 732 bekommt. Zwar ist das OnePlus 12 mit dem Snapdragon 8 Gen 3 bei Arbeitstempo und Benchmarks schneller (Note 1,0), aber das Nord 4 und das 12R erwiesen sich ebenfalls als pfeilschnell und blieben knapp dahinter (Note 1,1). Besser als 1,0 geht nun mal nicht, sodass sich das OnePlus 12 keinen nennenswerten Vorsprung erarbeiten kann. Und den hätte es für Teil zwei der Geschwindigkeitsmessung gebraucht. Hier geht es um die Zeit, die zum Öffnen von Dokumenten und Apps benötigt wird, und die Eingabeverzögerung des Bildschirms. Nord 4 und 12R stellten sich hier unterm Strich noch flinker an und brachten die Zwischennote 1,3 in die Wertung ein, während das eigentlich besser motorisierte OnePlus 12 nur die Note 1,5 für das Bedientempo erzielt hat. Trotz mehr Rechenpower steht am Ende die verwirrende Temponote 1,3 für das OnePlus 12, während sich das 12R und das Nord 4 mit der Temponote 1,2 feiern.
Speicher, Ausstattung, Updates
Das Nord 4 gibt es mit 12/256 Gigabyte (GB) Speicher oder 16/512 GB – nicht erweiterbar. Der Kartenschacht schluckt lediglich zwei SIM-Karten (Dual-SIM). WLAN a/b/g/n/ac/ax, NFC, 5G und Bluetooth 5.4 sind an Bord. Als Oberfläche kommt zum Start OxygenOS 14.1 zum Einsatz, was auf Android 14 basiert. OnePlus ist bekannt dafür, dass das System über die Nutzungszeit kaum Geschwindigkeit einbüßt. Das hat auch schon geklappt, als die Hersteller noch nicht an jede Funktion “KI” drangeschrieben haben, wo eigentlich nur maschinelles Lernen drin ist. Die Nutzungszeit hat eine optimistische Prognose: Vier Android-Updates sind versprochen, also bis Android 18. Dazu kommen noch zwei Jahre Sicherheits-Updates. Auch wenn Samsung und Google mit sieben Jahren hier noch mehr bieten, ist die Entwicklung bei OnePlus positiv.
(Geplante) KI-Funktionen
Für viele KI-Anwendungen ist eine Internetverbindung nötig. Wenn man die Funktionen von Google und Samsung kennt, kommen einem die KI-Funktionen bekannt vor: AI Best Face “öffnet” in Gruppenfotos geschlossene Augen einzelner Personen. AI Clear Face schärft Gesichter nach. AI Eraser entfernt unerwünschte Objekte auf Fotos per Fingertipp. Die KI-Audio-Zusammenfassung fasst die wichtigsten Punkte von Besprechungen oder Vorträgen zusammen. AI Article Summary erstellt Zusammenfassungen von Websites. Ein Blick auf die Fußnoten zeigt, dass noch etwas Geduld gefragt ist: Die “Best Face”-Funktion wird per Update nachgeliefert und die “KI-Zusammenfassung” startet nur auf Englisch und Hindi.
Großer Akku, mächtige Laufzeit
Dual-Kamera
Die Hauptkamera (Sony LYTIA; f/1.8) ist 1/1,95 Zoll groß, hat eine Auflösung von 50 Megapixeln (MP) und verfügt über eine optische (“OIS”) und eine elektronische (“EIS”) Stabilisierung.
Eine Telelinse gibt es nicht. Wenn Sie zoomen, muss die Hauptkamera die Bilddaten liefern. Bei kleineren Zoomstufen klappt das ganz passabel. OnePlus lässt maximal einen 20-fachen Zoom zu. Dann ist das Foto aber ziemlich verwaschen.
Die Ultraweitwinkellinse (f/2.2) hat einen Aufnahmewinkel von 112 Grad und löst mit 8 MP auf.
Die Frontkamera (f/2.4) löst mit 16 MP auf. Videos speichern Sie maximal in 4K mit 30 oder 60 fps. In Full HD (1080p) sind Zeitlupenaufnahmen mit bis zu 120 fps möglich. Die Selfiekamera macht maximal Videos in Full HD bei 30 fps.
Fotoqualität auf dem Messstand
Bei Tageslicht (Note: 2,1) punkteten die Fotos der Hauptkamera mit einem hohen Detailgrad und guter Farbdarstellung. Auch bei schlechter Beleuchtung (Note: 2,0) sorgte das Nord 4 für ein helles Bild. Der Detailgrad war naturgemäß geringer und auch die Farben wurden nicht mehr so präzise wiedergegeben. Trotzdem kann das Nord 4 mit dem 12R und dem OnePlus 12 mithalten. Die erwartete Teleschwäche machte sich im Labor bei Aufnahmen mit vierfacher Vergrößerung weniger als befürchtet bemerkbar (Note: 2,8) und war sogar besser als beim 12R (Note Vierfach-Zoom: 3,3). Bei Tageslicht monierten die Tester bei der Selfiekamera zwar etwas übersättigte Farben und stellten leichte Fokusprobleme fest, aber das ist bei einer Zwischennote von 1,9 Jammern auf so hohem Niveau, dass das OnePlus 12 das Nachsehen hat. Bei schlechter Beleuchtung macht hingegen das OnePlus 12 die besten Selfies (Note: 2,3). Das Nord 4 hat Mühe (Note: 3,0), drängelt sich aber noch vor das 12R (Note: 3,3). Das ist auch die Reihenfolge im gesamten Kamerakapitel: Unterm Strich ist das OnePlus 12 am vielseitigsten (Kameranote: 1,7), aber das Nord 4 (Kameranote: 1,9) drängelt sich frech vor das OnePlus 12R (Kameranote: 2,0).
Preise und Farben
Das OnePlus Nord 4 gibt es in Silber (“Mercurial Silver”) mit 16/512 GB Speicher für 599 Euro (UVP). Das schwarze (“Obsidian Midnight”) und das grüne Modell (“Oasis Green”) kommen zusätzlich in einer kleineren Speichervariante mit 12/256 GB für 499 Euro (UVP). Zum Vergleich: Das OnePlus 12R kostet mit 16/256 GB 599 Euro (UVP). Das OnePlus 12 startete bei 849 Euro.
Test-Fazit: OnePlus Nord 4
So gut war noch kein OnePlus Nord. Das Nord 4 punktet mit seinem hohen Tempo, einem sehr guten Display und hervorragenden Werten bei Lauf- und Ladezeit. Wegen seines gehobenen Preises muss sich es sich mit stärkeren Gegnern messen. Und das klappt einwandfrei. Unter 500 Euro gibt es kaum Smartphones mit einer besseren Note. Letztlich schließt das Nord 4 sogar zum OnePlus 12R auf und verschiebt die Grenzen zwischen ehemals weit entfernten Geräteklassen. Dank besserer Teleaufnahmen und induktiven Ladens setzt sich das OnePlus 12 ab. Und im Gegensatz zu nahezu allen anderen Handys dürfte das leistungsfähige OnePlus Nord 4 den ein oder anderen glasmüden Interessenten mit seinem Metall-Unibody verführen.