Der Anbieter bewirbt das Norton-Utilities-Paket damit, dass es Datenmüll löscht und Programme deinstalliert, deaktiviert sowie Deinstallationen simuliert. Mit der Lösung soll man an einen “schnelleren, besser aufgeräumten und zuverlässigeren Computer” gelangen können. Eine automatische Reinigung nebst einer Browser-Spuren-Entfernung ist an Bord. Ferner enthält die Suite einen Datenretter und einen Schredder.
Veteranen erinnern sich, dass es früher ein Tuning-Produkt namens Norton SystemWorks (bei Interesse von archive.org downloadbar) gab. Die aktuelle Norton-Utilities-Version hat damit nur entfernt etwas gemein und präsentiert sich moderner, was die Systemwartung anbelangt. Die Software “AVG TuneUp” hat übrigens nach einem Update mittlerweile die Technik der Norton Utilities inne: Wer das eine Produkt kennt, kommt auch mit dem anderen zurecht. Funktional gibt es Unterschiede, die wir im folgenden Review-Bericht, herausarbeiten, wo es sich anbietet.
Autostart-Verwaltung
Die Norton Utilities bringen keinen Autostart-Manager mit. Das ist schade, weil es mit einem solchen Modul gelingen würde, zuweilen erhebliche Tempogewinne freizusetzen. Damit ließe sich durch das Abschalten automatisierter Anwendungsaufrufe beim Bootvorgang zum einen das Hochfahren, zum anderen das Betriebssystem während seiner Laufzeit beschleunigen. Der Testkandidat lässt hier wichtige Punkte außen vor.
Hinzu kommt, dass sich Dienste und geplante Aufgaben von Windows nicht gezielt optimieren lassen. Bei diesen Bereichen anzusetzen, wäre eine gute Ergänzung zum Autostart-Tuning oder zumindest ein minimaler Ersatz hierfür.
Turbo-Modus und Energiesparmodus
Auch an einem Turbo-Modus und einem Energiesparmodus mangelt es. Solche Module sind in anderen System-Optimierungs-Produkten mitunter eingebettet und sind in der Lage, entbehrliche Hintergrundprozesse zu beenden und damit Ressourcen freizuschaufeln (Turbo-Modus) beziehungsweise das Gerät auf das Stromsparen auszurichten (Energiesparmodus, mitunter auch Economy-Modus genannt). Der RAM und die CPU entlasten Sie so mit den Norton Utilities nicht.
Live-Optimierung
Eine Live-Optimierung führen Sie mit den Norton Utilities nicht aus: Hierbei stuft ein Tuning-Programm den EXE-RAM-Datei-Prozess von Software in seiner Priorität hoch. So etwas führt bei Konkurrenz-Tuning-Suiten zu einem Speed-Push bei einer gerade gestarteten Software oder bei einer, die Sie im Vordergrund oder im Vollbildmodus nutzen. Selbst moderne PCs profitieren davon, insofern ist das Fehlen bei den Norton Utilities auch hier bedauerlich.
Defragmentierung
Festplatten sind langsamer als SSDs und kommen noch immer in einigen Computern zum Einsatz. Um die ferromagnetischen Harddisks schneller zu machen respektive um ihr Tempolevel zu halten, empfiehlt es sich, auf sie eine Defragmentierung anzuwenden. Die Norton Utilities zeigen sich hierfür geeignet: Sie protzen zwar nicht mit Algorithmen- und Einstellungen-Vielfalt, decken das Metier aber ab. Laufwerk-Fehlerchecks sind möglich und sind, wie bei AVG TuneUp, in der Defrag-Komponente verankert.
Die Möglichkeit, SSDs zu trimmen oder eine Registry-Defragmentierung durchzuführen, die auf HDD- wie auch auf SSD-Boot-Platten angewandt praktikabel wäre, haben wir nicht entdecken können.
Herunterfahren beschleunigen und 1-Klick-Wartung
Ein Software-GUI-Abschnitt, der das Herunterfahren schneller macht, ist Mangelware. Auch heben Sie das Hochfahren in keine neuen Performance-Sphären, wofür der oben im Artikel bereits angesprochene fehlende Autostart-Manager verantwortlich ist.
Eine bequeme Ein-Klick-Wartung ist ebenfalls nicht an Bord: Wäre so etwas vorhanden, ließe sich in puncto lokalem Dateisystem sowie Registry, eventuell in noch weiteren Bereichen, eine Analyse auf Datenmüll durchführen und in einem weiteren Schritt eine Entfernung desselben vornehmen.
Das Gegenteil von “Herunterfahren beschleunigen” ist mit der Systemsuite möglich, was aber sogar gut ist: Im Bereich “Probleme beheben” diagnostizieren die Norton Utilities Windows-Fehlkonfigurationen. Dort ging es auf unserem Testsystem mit bloß einer gefundenen Havarie anzahltechnisch kümmerlich zu, doch immerhin: Das Paket bemängelte, dass Programme vor dem Herunterfahren von Windows möglicherweise nicht genug Zeit hätten, um sich zu schließen. Dies ließ sich per Klick korrigieren. Das Herunterfahren läuft in der Folge punktuell langsamer ab, doch ist so eine höhere Datensicherheit gewährleistet.
Deinstallieren
Der Deinstallations-Manager der Norton Utilities deinstalliert Programme ein wenig behäbig, weil er pro zu beseitigender Software einen eher unnötigen Extra-Klick erfordert. Klassische Stapel-Deinstallationen sind hier nicht möglich, dafür erfolgen Uninstall-Vorgänge automatisch; es entfällt, Assistenten-Fenster durchzuklicken. Selten genutzte Programme sind anhand der Infos in der Spalte “Zuletzt verwendet” erkennbar.
Die Suite beherrscht es nicht, Windows-Apps zu deinstallieren. Ebenfalls keine saubere Sache ist, dass kein Registry-Cleaner angebunden ist, der im Anschluss an eine Software-Entfernung automatisch aufpoppen würde, der etwaige Beseitigungsreste tilgen würde.
Lizenznehmer der Norton Utilities zeichnen keine Installationen auf, um anhand von Protokollen pedantischer zu deinstallieren. Dafür jedoch simulieren sie die Deinstallation von Anwendungen, wofür ein eigener Tab im Norton-Utilities-Uninstaller dient: Damit verschaffen Sie sich einen Eindruck, wie es wäre, wenn unliebsame Software entfernt wäre; per Klick stellen Sie sie wieder her. Das ist prinzipiell eine innovative Sache. Noch besser ist hinsichtlich der Uninstaller-Komponente AVG TuneUp aufgestellt: Hier findet sich überdies ein Software-Updater ein. Ein solcher ist bei den Norton Utilities Wunschtraumdenken, bei beiden Optimierungslösungen ist selbiges fernerhin ein Treiber-Updater.
AVG TuneUp beherrscht das Deaktivieren von Programmen, wobei sie aus dem RAM (Arbeitsspeicher) verschwinden. Die Norton Utilities ermöglichen Ähnliches, das Ganze ist hier aber ein wenig anders betextet (“Prozesse” statt “Schlafmodus”). Das ist eine gute Sache, tröstet aber nicht vollständig darüber hinweg, dass ein Task-Manager-Modul fehlt. Ein taskmgr.exe-Substitut wäre funktional eher Standard-Kost, dabei ist eine entsprechende Funktionalität konventionell und aus Sicht einiger Anwender essenziell.
Tweaking
Im PC-Optimierungs-Kontext ist Tweaking eine großartige Sache. Hierunter fällt, Einstellungen des Betriebssystems und von dessen Komponenten sowie von Drittanbieter-Anwendungen zu ändern. Die Geschwindigkeit, die Individualität und die SSD-Lebensdauer mögen je nach Art der involvierten Tweaks (Einstellungen-Änderungsoptionen) davon profitieren. Die Norton Utilities lassen das Tweaking-Metier links liegen.
Datenträger aufräumen
Jenseits des Themas Tweaking bleibt einiges Potenzial ungenutzt, weil die Norton Utilities keine großen Dateien und keine doppelt vorhandenen Exemplare finden. Das Löschen dieser Inhalte ist mithilfe der Suite folglich nicht möglich. Defekte Registry-Inhalte und Verknüpfungen spürt der virtuelle PC-Saubermacher zumindest auf.
Es ist keine Komponente vorhanden, die System-Infos anzeigen oder exportieren würde. Geheime ADS-Stream-Daten erkennen Sie mithilfe der Suite ebenfalls nicht, zudem teilen Sie mit ihr keine Dateien auf und fügen deren Einzel-Parts wieder zusammen. Eine Komprimierung von Windows ist illusorisch, sowohl über eine System-Tool-eigene Engine als auch über das OS-interne CompactOS. Hinsichtlich einer Optimierung des Caches (Dateisystem-Cache übernehmen, Daten in RAM-Disk-Manier aggressiv ins RAM cachen) gilt ebenfalls: Fehlanzeige.
Automatische Optimierungen sind mit den Norton Utilities möglich, Benchmarks nicht.
Sicherheit und Treiber
Es ist anzuerkennen, dass ein Rescue-Center bereitsteht, das dabei hilft, mit der Lösung vorgenommene Änderungen zurückzunehmen. Ein Software- und ein Treiber-Updater fehlen, wie im Artikel bereits erwähnt.
Die Aspekte “Datenrettung” und “Dateien sicher löschen” – Letzteres firmiert gemeinhin unter dem Schlagwort “Schredder” – bedienen die Norton Utilities. Hier sind sie ihrem Mitbewerber aus eigenem Hause, AVG TuneUp, mal voraus.
Der Norton-Utilities-interne Schredder ist zu loben: Die Anzahl des Überschreibens für penibel zu tilgende Daten lässt sich zwar nicht direkt einstellen, dafür aber der Lösch-Algorithmus. Und mit diesem geht eine bestimmte Anzahl an Überschreib-Manövern einher. Es sind mit drei Algorithmen nur wenige Varianten implementiert, immerhin werden sie im Einstellungen-Bereich erklärt. Optional bindet sich der Norton-Utilities-Schredder in die Kontextmenüs im Windows Explorer ein, davon abgesehen steht er stets in der Norton-Utilities-Oberfläche zur Verfügung. Eine Integration in die neumodischen Windows-11-Kontextmenüs erfolgt nicht, lediglich in die dediziert aufrufbaren Legacy-Menüs (“Weitere Optionen anzeigen”). Die Priorität des Schredderns ist nicht in Stein gemeißelt: Sie ist wahlweise hoch oder niedrig. Bei einer hohen Wichtigkeitsstufe erfolgen Datei-Entfernungs-Operationen schneller, doch andere Programme arbeiten währenddessen möglicherweise verlangsamt.
Der Schredder verweigerte im Test seine Arbeit beim Einsatz auf einer SSD nicht. Das ist schade, weil Utilitys mit propagierter erhöhter Tilgungs-Gründlichkeit nur eine Scheinsicherheit bieten. Ein dedizierter Algorithmus, der speziell für SSDs gemacht wäre, ist nicht vorzufinden.
Die Norton Utilities sind schnell installiert. Es handelt sich um einen Web-Installer: Es ist also nötig, dass für das Setup eine Internetverbindung bereitsteht. Die hier vorliegende Bandbreite bestimmt letztlich darüber mit, wie rasant sich die Applikation auf der SSD einfindet.
Der Hersteller gibt an, dass die Norton Utilities unter Windows 7 ab dem Service Pack 1 bis hinauf zu Windows 11 funktionieren.
Die Bedienung der Norton Utilities ist einfach, auch dank interaktiver Erklärungen, die nach dem Anklicken von “i”-Info-Symbolen aufpoppen. Leider fehlen ein Modus für Anfänger/Fortgeschrittene/Profis, ferner Tuning-Vorschläge auf Basis eines Interviews sowie im Rahmen eines Assistenten. Die Startseite identifiziert zumindest auf einen Mausklick des Users hin Optimierungspotenzial. Sinnlose Optimierungsvorschläge sind nicht inbegriffen.
Der Preis der Norton Utilities beträgt 39,99 Euro (für ein Jahr). Die Besonderheit: Der Hersteller preist den Einsatz auf bis zu zehn Geräten an. Die Anwendung eignet sich somit, um eine ganze Flotte an Computern im eigenen Zuhause zu optimieren.
Es scheint keine Testversion der Anwendung verfügbar zu sein. Wir wurden zumindest hierzu im Rahmen unserer Recherche nicht fündig.
Wer Speicherplatz und RAM freischaufeln will, für den sind die Norton Utilities eine Option. Das Bereitstellen von mehr unbelegtem Arbeitsspeicher gelingt mit dem Toolkit indes nicht so ergiebig wie die Plattenplatz-Frischzellenkur. In einem früheren Test (Version 21) vor einigen Jahren hatten die Norton Utilities indes einen RAM-Defragmentierer eingebaut, der mehr freies RAM schuf – davon haben wir bei dem Probanden (Version 24) nun nichts mehr gesehen.
Bei den Norton Utilities treffen eine bescheidene Ausbeute an gefundenem NTFS-Datenmüll (15,3 Gigabyte, Teilnote: 3,4) und schon bessere gefundene 697 überflüssige Registry-Einträge (Teilnote: 1,2) aufeinander.
Ist es erwartbar, dass man durch den Probanden schneller surft? Bedingt: Er löscht Spuren von Firefox, Google Chrome, Opera und Microsoft Edge. Solches Aufräumen ist aber nur manuell möglich und nicht automatisiert beim Beenden von Browser-Software. Ferner deinstallieren die Norton Utilities keine ebenfalls womöglich bremsenden Browser-Add-ons und sie wenden keine TCP/IP-Tweaks abhängig davon, auf welche Art der Computer online geht, auf Windows an. Den DNS-Server in Windows, der überdies Speed-relevant ist, verstellen Sie mit der Lösung nicht.
Weil ein Autostart-Manager fehlt und etwa in puncto Turbo-Modus und Live-Optimierung weitere Lücken vorherrschen, sind die Norton Utilities nicht optimal geeignet, um einem lahmenden PC Beine zu machen. Konkurrierende System-Tools weisen hier mehr Potenzial auf.
Die Norton Utilities haben ihre Glanzmomente, bieten für ihren Preis aber zu wenig: Andere Programme zu ähnlichen Kosten räumen gründlicher auf und haben erheblich mehr Funktionen an Bord. Wem das Gebotene reicht, der darf sich darüber freuen, dass eine Lizenz dazu berechtigt, die Lösung auf bis zu zehn PCs einzusetzen. Das ist nicht selbstverständlich. Die karge Leistung in puncto marginaler Feature-Fülle greift dann aber auf jeglichen Maschinen, auf denen die Norton-Software zugange ist, um sich.
Es stört etwa, dass ein Autostart-Manager fehlt. Einem User mit einer HDD im Gepäck mag überdies der Defragmentierer als unbefriedigend auffallen, dem ein Upgrade zum Nachrüsten von mehr Möglichkeiten gut zu Gesicht stünde.