Dicht am Original
James Sunderland ist am Boden. Vor drei Jahren ist seine geliebte Frau Mary gestorben. Seither findet James keine Ruhe. In seiner Verzweiflung greift er nach dem letzten Strohhalm: Ein scheinbar von Mary geschriebener Brief lädt ihn ein, sie an ihrem “besonderen Ort” zu treffen. Dieser Ort ist die Kleinstadt Silent Hill. Doch dort erwartet ihn nicht seine Frau, sondern ein in Nebel gehüllter Albtraum.
Auch wenn der Entwickler Bloober Team kleine Änderungen am Original vornimmt, bleiben die Geschichte und auch die Dialoge über weite Strecken gleich. Die Handlung wird durch Zwischensequenzen und sehr stimmig vertonte Dialoge vorangetrieben. Leider gibt es keine deutsche Synchronisation, sondern nur übersetzte Untertitel.
Wie der Klassiker lebt auch das Remake vom Erforschen der Hintergründe und vom Erleben der Figuren und ihrer Wege. Klasse: Bloober Team inszeniert “Silent Hill 2” mit viel Fingerspitzengefühl. Vor allem die Charaktere profitieren von der verbesserten Technik. Dank detaillierter Mimik transportieren sie Emotionen viel besser als im Original.
Sinnvolle Anpassungen
Wenig überraschend frönt auch die Neuauflage dem psychologischen Survival-Horror des Klassikers. So ist gerade der Einstieg betont langsam und bezieht seine Atmosphäre vor allem aus der dichten Soundkulisse. Inmitten von dichtem Nebel und heruntergekommenen Straßenzügen stellt sich schnell ein Gefühl der Einsamkeit ein. Unterbrochen wird diese nur durch die schnelle Panik, sobald Monster in der Nähe sind. Dann nämlich entfaltet “Silent Hill 2” eine schaurig-schöne Kakofonie dunkler Klänge, die wahrlich unter die Haut gehen.
Die Erkundung der Stadt und ihrer Örtlichkeiten nimmt einen großen Teil der Spielzeit ein. Im Vergleich zum Original hat Bloober Team das Layout der Stadt angepasst: Beispielsweise sind vormals geschlossene Geschäfte nun geöffnet, auch sind die Gebiete etwas größer. Aktivierbare Abkürzungen sorgen für insgesamt schnellere Wege innerhalb des eher linearen Spielverlaufs. Im Vergleich zu modernen Horrorspielen, die Sie teilweise von einem Schreckmoment zum nächsten jagen, ist “Silent Hill 2” dennoch langsamer. Nicht selten sind die Wege etwas zu lang oder werden nicht ausreichend belohnt.
Kämpfen und Rätseln
Eine sinnvolle Änderung gibt es schon vor dem Start der Kampagne: Im Startmenü können Sie in drei Stufen selbst bestimmen, wie schwer Kämpfe oder auch Rätsel sein sollen. Auch die Speicherfunktion wurde entschärft; neben Speicherpunkten gibt es eine Autosave-Funktion. Die Kämpfe in “Silent Hill 2” sind gewohnt hart, wenn auch nicht besonders handlich. Die Kamera fängt das Geschehen nicht immer perfekt ein und wackelt vor allem in Wandnähe.
Zudem fällt das Treffer-Feedback vergleichsweise nüchtern aus. Schusswaffen gibt es zwar weiterhin, aber die Munition ist knapp. Dementsprechend spielt der Nahkampf – etwa mit einem Nagelbrett – eine wichtige Rolle. Beim Kreaturendesign hält sich die Neuauflage an die Vorlage, fügt aber einige neue Typen hinzu. Diese reihen sich jedoch nahtlos ins Geschehen ein und so bietet “Silent Hill 2” weiterhin ekelhaft deformierte Kreaturen in bester Body-Horror-Manier.
Dagegen haben die Macher die Rätsel deutlich modernisiert. Beispielsweise sind nun immer wieder kleinere Umgebungs-Puzzles integriert. Auch die größeren Knobeleien wurden den heutigen Anforderungen angepasst. So muss beispielsweise für die kaputte Jukebox im Diner eine neue Platte gefunden werden. Dieses Rätsel tauchte im Original erst später auf. Der Anspruch hinter den Aufgaben ist herausfordernd, aber nie unfair. Eine wichtige Hilfe ist wieder einmal die Karte, auf der James stets vermerkt, wo er schon war und welche Aufgaben er bereits gelöst hat.
Release: “Silent Hill 2” erschien am 8. Oktober 2024 für PC und PlayStation 5. Die Versionen für Xbox Series S/X lassen aufgrund von Exklusivverträgen noch ein Jahr auf sich warten. Das Spiel hat eine Altersfreigabe ab 18 Jahren und kostet zwischen 60 und 70 Euro.