Manchmal genügt im Straßenverkehr eine kleine Unachtsamkeit und schon kracht es. Da ist ein zuverlässiger Zeuge Gold wert. Was eignet sich da besser als ein elektronisches Auge an der Windschutzscheibe, das brenzlige Situationen speichert? Genau das machen Dashcams. Die kleinen Kameras sitzen meist unter dem Rückspiegel und bannen heikle Verkehrssituationen bis hin zum Crash auf eine Speicherkarte. Einige Kfz-Versicherungen gewähren sogar einen Rabatt für den Einsatz der hilfreichen Autokameras. Welche Dashcam lässt sich leicht einbauen und problemlos bedienen? Wie steht es um die Videoqualität? Was kostet ein gutes Modell? Und sind Dashcams überhaupt erlaubt, auch im Ausland? Im Test gibt COMPUTER BILD die Antworten.

  • COMPUTER BILD hatte 23 Dashcams im Test.
  • Der Testsieger ist die Azdome GS63H.
  • Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat die Rollei Dashcam 402.
Die Azdome GS63H kostet weniger als 75 Euro (Stand: August 2024) und liefert dennoch scharfe 4K-Aufnahmen. Leider fährt sie die Bildrate auf 24 Bilder pro Sekunde herunter, wodurch Bewegungen etwas ruckelig aussehen. Dennoch lassen sich Tag- sowie Nachtaufnahmen gut auswerten. Das liegt unter anderem an den vielen Informationen im Bild und zum anderen an der umfangreichen Hersteller-Software. In den Bereichen Bedienung und Inbetriebnahme kann die Azdome ebenfalls punkten. In Sachen Zuverlässigkeit muss sie jedoch etwas nachbessern, da sie bei der Testbremsung nicht auslöste.

Dashcam-Test: Azdome GS63H

Im Test beweist die Azdome GS63H, dass eine gute Daschcam kein Vermögen kosten muss.

Foto: COMPUTER BILD

Im Preisbereich unter 100 Euro macht die Rollei Dashcam-402 eine passable Figur. Sie fertigt selbst bei wenig Licht brauchbare Videos an und verfügt über einen großen Aufnahmewinkel. Die Bedienung ist sehr simpel und erlaubt etwa die Einstellung des Loop-Modus. Der zeichnet fortlaufend einminütige Clips auf und überschreibt ältere gleich wieder. So läuft der Speicher nicht über, außerdem ist das der einzig zulässige Aufnahmemodus in vielen Ländern – anlassloses Dauer-Filmen wäre nicht erlaubt. Nur auf Tastendruck, bei starken Bremsmanövern oder Erschütterungen sichert die Dashcam die Aufnahme dauerhaft. Die Tasten der Rollei gaben sich im Test allerdings ab und an widerspenstig. Zur Halterung dient ein mitgelieferter Saugnapf, die Stromversorgung klappt wie üblich über einen Bordstecker. Besonders attraktiv ist der Preis des Geräts von knapp 60 Euro (Stand: August 2024).

Dashcams im Test: So testet COMPUTER BILD

Bei den Testfahrten im Hamburger Stadtverkehr machen die Redakteure Aufnahmen unter realen Bedingungen.

Foto: COMPUTER BILD

Für den Dashcam-Test geht es zuerst in die Praxis: Auf Hamburgs Straßen machen die Redakteure verschiedene Testaufnahmen. Dabei prüfen sie die Videoqualität bei Tag und bei Nacht. Mit einer Vollbremsung stellen die Tester die G-Sensoren und das Auslösen der Notfallaufnahmen auf die Probe. Danach geht es ins Labor. Mithilfe eines technischen Motivs untersuchen die Redakteure die Farbwiedergabe, die Schärfe sowie die Größe des Bildwinkels. Anschließend erfolgt die Auswertung der Aufnahmen am PC. Die Videoqualität geht zu 40 Prozent in die Gesamtnote ein, für die Tonqualität kommen fünf Prozentpunkte hinzu. Im weiteren Testverlauf nehmen die Redakteure die Bedienung unter die Lupe. Dabei gehen sie etwa auf die Tastenanordnung und die Menüführung ein. Wichtig ist auch die Praxistauglichkeit im Auto. Dieser Testpunkt beschäftigt sich mit der Größe der Autokamera sowie den Halterungsmöglichkeiten und wie einfach das Anbringen im Fahrzeug ist.

Dashcam-Test: G-Sensor

Vor allem der G-Sensor ist wichtig. Löst er aus, sichert die Kamera die Aufnahme vor dem Überschreiben.

Foto: Nextbase, COMPUTER BILD

Im Normalfall starten Dashcams nach dem Einschalten gleich die Videoaufnahme. Dauerhaftes Filmen ist im öffentlichen Straßenverkehr allerdings unzulässig. Daher zeichnen die Kameras in der Werkseinstellung in der Regel Videoschleifen (Loops) auf. So eine Schleife ist meistens ein bis zwei Minuten lang, die Kamera überschreibt sie immer wieder neu. Optional lassen sich im Menü auch Endlosaufnahmen einstellen. Die wichtigste Funktion einer Dashcam ist die Notfallaufnahme: Wenn hohe Verzögerungskräfte (G-Kräfte) auf die Kamera einwirken, etwa bei einer Vollbremsung oder einem Crash, speichern die Geräte automatisch den aktuellen Clip dauerhaft ab und überschreiben die heikle Situation nicht. Damit dieser Modus ordnungsgemäß funktioniert, ist die Empfindlichkeit der G-Sensoren einstellbar. Die Notfallvideos sind schreibgeschützt. Auch manuell lässt sich ein Video im Notfall speichern, und zwar einfach per Tastendruck, die jüngsten zwei Minuten der Aufnahme sind damit gesichert.

Dashcam-Test: Einbau

Dashcams lassen sich auf verschiedene Art an der Windschutzscheibe befestigen.

Foto: COMPUTER BILD

Um die kleinen Kameras an der Windschutzscheibe zu befestigen, gibt es zwei Methoden:

  • Einige Hersteller entscheiden sich für eine Klebehalterung. Um die zu entfernen, brauchten die Tester teils viel Kraft.
  • Andere Hersteller setzen auf Saugnapfhalterungen. Sie lassen sich einfacher handhaben und eignen sich besonders für Autofahrerinnen und -fahrer, die ihr Fahrzeug häufig wechseln und die Dashcam mitnehmen möchten.
  • Bei manchen Modellen umfasst der Lieferumfang beide Halterungssysteme. Dazu zählen fast alle Testkandidaten von Nextbase.

Für eine optimale Videoaufnahme befestigen Sie das Gerät mittig an der Oberkante der Windschutzscheibe. Ausnahme bildet die Nextbase Mirror Dashcam. Die sieht wie ein Innenspiegel aus und lässt sich am Originalinnenspiegel befestigen. Wichtig: Egal wie Sie Ihre Dashcam anbringen, sie darf nicht die Sicht der fahrenden Person behindern! Zur Stromversorgung ist ein Kabel zum Zigarettenanzünder oder zu einem USB-Anschluss im Auto erforderlich. Das lässt sich in Fugen am Scheibenrahmen und am Armaturenbrett so verlegen, dass es nicht störend umherbaumelt.

Vor allem für Taxifahrerinnen und -fahrer eignet sich die Azdome M550. Die ist nämlich mit drei Linsen ausgestattet: Eine Kamera filmt die Front, eine die Rückseite, eine den Innenraum. Wichtiger ist jedoch, was vorn passiert – und das zeigt die Dashcam in einer guten Qualität an. Wirklich gut waren auch die Nachtaufnahmen: Die M550 zeigte selbst bei wenig Licht viele Details, sowohl Fahrzeuge als auch die Umgebung waren gut zu sehen. Lediglich die Farbwiedergabe war etwas verfälscht. Die Azdome-Autokamera hat GPS an Bord. Mithilfe der praktischen Hersteller-Software lässt sich die gefahrene Strecke genau nachvollziehen – klasse. Erhältlich ist sie für knapp 150 Euro (Stand: August 2024).

Azdome M550 an der Frontscheibe

Im Vergleich gehört die Azdome M550 (Mitte) zu den wenigen Testkandidatinnen, die nur eine Klebehalterung besitzen.

Foto: Azdome, Nextbase, Abasq, COMPUTER BILD

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die Nextbase iQ. Die Dashcam bezieht ihren Strom über die OBD-II-Buchse oder wahlweise den Sicherungskasten des Fahrzeugs. Sie schaltet sich auch nicht aus, sondern nur in den Stand-by, um das Auto selbst beim Parken zu überwachen. Die Bedienung erfolgt ausschließlich per App und der gesamte Funktionsumfang steht nur Usern mit einem kostenpflichtigen Abo zur Verfügung. Somit ähnelt sie schon fast einer WLAN-Überwachungskamera. Sie filmt mit einer hohen Bildqualität und einer maximalen Auflösung von 3840×2160 Pixeln (4K). Die Clips sehen sowohl bei Tageslicht als auch bei geringer Beleuchtung gut aus. Je nach Variante liegt der Preis für die Nextbase iQ zwischen 455 und 600 Euro (Stand: August 2024).

Dashcam-Test: Nextbase iQ

Die Nextbase iQ wartet mit vielen praktischen Funktionen auf.

Foto: COMPUTER BILD

Die Aufnahmezeiten sind je nach Modell unterschiedlich. Einige Dashcams zeichnen Loops zwischen einer und zehn Minuten auf oder sie filmen endlos. Allerdings ist aufgrund der Rechtslage in Deutschland Vorsicht geboten. Bei vielen Modellen lässt sich die Länge der Videoclips in Stufen anpassen. Einige Modelle wie de Transcend DrivePro 230Q gehen auf Nummer sicher und haben keine Möglichkeit, die Loop-Länge einzustellen oder auf Endlosaufnahme zu wechseln.

MyNextbaser Player im Detail

Die Software MyNextbase Player bietet einen umfassenden Überblick über die G-Kräfte, die Geschwindigkeit sowie die Strecke via Google Maps.

Foto: Nextbase, Google

Für eine umfassende Prüfung der Videos ist der Aufnahmestempel wichtig. Hier finden Sie im Idealfall Geschwindigkeit, GPS-Koordinaten und Aufnahmedatum. Die Informationen lassen sich per Software auslesen. Die umfangreichsten Programme dafür boten im Test die Geräte von Nextbase. Sie gaben Auskunft über die G-Kräfte, die auf die Geräte eingewirkt haben, die gefahrene Geschwindigkeit und die zurückgelegte Route. Nutzen mehrere Personen dasselbe Fahrzeug, tragen die bei verschiedenen Dashcam-Modellen optional ihren Namen ein.

Kaufberatung: Dashcams

Sicher im Straßenverkehr: Fünf Fragen zu Dashcams!

Foto: COMPUTER BILD

Der Test zeigt klar: Für eine gute Dashcam müssen Sie kein Vermögen ausgeben. So kostet der Testsieger rund 100 Euro: Die Azdome GS63H filmt bei Tag und Nacht Videos in guter Qualität und bietet eine einfache Bedienung. Ihr Aufnahmestempel enthält alle wichtigen Infos, die zusätzliche Hersteller-Software ist ein praktisches Extra. Wer weniger Geld ausgeben möchte, ist mit der Rollei Dashcam-402 gut beraten. Die Videos sind okay, das Einstellen per Tasten klappt komfortabel.

Dashcams: Die wichtigsten Fragen

Sind Dashcams erlaubt oder nicht?

Die Nutzung einer Dashcam ist laut Datenschutzgesetz unter gewissen Voraussetzungen erlaubt – das entschied der BGH im Mai 2018. Die Weitergabe der Videos an Dritte oder die Veröffentlichung etwa im Internet ist aber gemäß einem Gerichtsurteil von 2014 verboten. Viele Dashcam-Clips im Netz stammen aus den USA, Russland oder China, wo andere Gesetze gelten.

Wie lange darf eine Dashcam aufzeichnen?

Die maximale Länge der gespeicherten Videoschleife gibt der BGH nicht vor. Als Richtlinie lässt sich das Urteil mit dem Aktenzeichen 2 O 4549/15 verwenden (hier auf dem juristischen Informationsportal Dejure). Das vom Landgericht Nürnberg-Fürth zugelassene Dashcam-Video zeigte die Kollision sowie 15 Sekunden davor und 15 Sekunden danach. Der Loop umfasste also 30 Sekunden, was die Richterinnen und Richter als datensparsamen Betrieb einordneten.

Sind Dashcam-Aufzeichnungen vor Gericht zulässig?

Auch die Verwertung der Videos als Beweismittel ist im Zweifel zulässig. Aber: Das “permanente anlasslose Filmen” ist hierzulande verboten. Die Autokamera darf daher nur eine kurze Sequenz aufnehmen, die sie gleich wieder überschreibt (Loop). Sie darf ein Video nur bei einem Unfall oder Beinahe-Unfall speichern.

In welchen Ländern ist eine Dashcam verboten?

Dashcams sind nicht in allen Ländern willkommen. In der Übersicht finden Sie EU-Staaten und deren Haltung zu Autokameras:

  • Belgien: Ja, allerdings müssen Sie alle Unfallteilnehmer über die Dashcam unverzüglich informieren und Sie dürfen die Aufnahmen nur an Behörden weitergeben. Ein Richter erwägt im Einzelfall ab, ob die Aufnahmen als Beweismittel zulässig sind.
  • Bosnien-Herzegowina: Laut ADAC ist die Dashcam-Verwendung hier unbedenklich.
  • Dänemark: Auch die Däninnen und Dänen erlauben Autokameras ohne Einschränkung.
  • Finnland: In Finnland sieht man die Nutzung locker, Dashcams sind kein Problem im Norden.
  • Frankreich: Der Einsatz der Kamera ist nur zulässig, wenn sie den Blick auf den Verkehr nicht beeinträchtigt.
  • Großbritannien: Alles easy, haben Sie keine Bedenken, eine Dashcam zu nutzen.
  • Italien: Bei den Italienerinnen und Italienern ist die Dashcam gern gesehen!
  • Luxemburg: Vorsicht, vom Einsatz einer Dashcam ist abzusehen.
  • Malta: Auf der Insel ist die Verwendung einer Dashcam kein Problem.
  • Niederlande: Die Nutzung einer Dashcam ist dem ADAC zufolge okay.
  • Norwegen: Dashcams sind nicht verboten, jedoch nur für den Privatgebrauch.
  • Portugal: Lieblingsroute entlang der Algarve filmen? Portugal hält nichts davon.
  • Schweden: Hier sind Nachrüst-Dashcams erlaubt, die sich manuell betreiben lassen. Automatisch gesteuerte und fest verbaute Kameras bedürfen einer Genehmigung.
  • Schweiz: Die Lage ist rechtlich umstritten, der eidgenössische Datenschutzbeauftragte hält Dashcams für widerrechtlich. Urteile gab es bislang nicht, doch klar ist: Die Nutzung ist nicht unbedenklich.
  • Serbien: Eine unbedenkliche Verwendung von Autokameras sei möglich, so der ADAC.
  • Spanien: Dort sieht man den Einsatz der Dashcam locker.
  • Ungarn: Am Balaton sind nur Kameras mit geringer Auflösung erlaubt. Und: Nutzerinnen und Nutzer müssen die Videos gegen den unbefugten Zugriff Dritter schützen sowie nicht benötigte Videos nach fünf Tagen löschen.
  • Österreich: Unser Nachbar im Süden verbietet die Verwendung von Dashcams. In Einzelfällen soll die Polizei bis zu 10.000 Euro Strafe verhängt haben, bei Wiederholungstätern ist von 25.000 Euro die Rede.

Wo ist der beste Platz für eine Dashcam?

Für optimale Aufnahmen sollte die Dashcam mittig unter dem Rückspiegel sitzen. Für die Verkehrssicherheit sollte sie nicht die Sicht des Fahrers oder der Fahrerin beeinträchtigen. Ist die Autokamera in Position, lässt sie sich mithilfe des Kontrollbildschirms ausrichten. Die Linse sollte das komplette Verkehrsgeschehen einfangen können und gerade ausgerichtet sein.

Wie viel kostet eine gute Dashcam?

Die beste Dashcam schlägt mit knapp 70 Euro zu Buche – die Azdome GS63H. Es geht jedoch günstiger, besonders wenn Nutzerinnen und Nutzer auf 4K-Aufnahmen verzichten können. Für rund 60 Euro ist die Rollei Dashcam-402 erhältlich, die im Test ebenfalls gute Aufnahmen lieferte.

Was nimmt eine Dashcam auf?

Eine Dashcam zeichnet ständig auf. Allerdings überschreibt sie permanent ihre Aufnahmen. Die Autokamera sichert erst ihre Clips, sobald der G-Sensor auslöst. Das passiert etwa bei einer scharfen Vollbremsung oder bei einem Crash. Bei vielen Kameras lässt sich diese Notfallaufnahme auch per Knopfdruck auslösen.

Welche Speicherkarte ist gut für eine Dashcam?

Grundsätzlich ist jede microSD-Karte mit einer Speichergröße ab 8 Gigabyte (GB) für Dashcams geeignet. Bei 4K-Modellen sollte der Datenträger mindestens 32 GB und eine Schreibgeschwindigkeit von 30 MB/s (U3) liefern. Eine sichere Empfehlung ist die PNY PRO Elite microSDXC 128GB.

Was bedeutet Loop-Aufnahme bei einer Dashcam?

Eine Loop-Aufnahme ist ein Aufzeichnungsprozess, bei dem ein kurzer Clip (meist eine Minute) ständig den vorherigen überschreibt. Die Kamera speichert nur, wenn Nutzerinnen und Nutzer dies manuell auslösen oder der G-Sensor anschlägt. Dadurch bleibt der Speicher nur für die wichtigen Clips frei.

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