Unter dem Markennamen Amazfit veröffentlicht Hersteller Zepp allerhand Wearables. Dabei steht vor allem bei den Smartwatches immer wieder ein günstiger Preis im Fokus. Im Fall der Amazfit Active bedeutet das: Sie ähnelt vom Look einer Apple Watch, kostet mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 130 Euro allerdings nur einen Bruchteil davon. Doch kann die Amazfit Active dennoch im Test überzeugen? Wir haben uns die Smartwatch umgeschnallt und sie auf die Probe gestellt.

Unspektakuläres Design

Unser Testgerät in Lavender Purple (Lila) ist eine von drei Designvarianten der Amazfit Active. Alternativ gibt es die Uhr noch in Schwarz oder Pink – schon hier zeigt sich die Ausrichtung des Geräts. Denn Zepp will mit dieser Uhr nach eigenen Angaben eine weibliche Zielgruppe ansprechen. Das eckige Gehäuse macht auf den ersten Blick einen recht eleganten Eindruck, allerdings wirkt die Unterseite etwas billig. Das bestätigt dann auch der Kratztest: Während das Display bis zur Stufe 7 von 9 der Kratzstifte standhielt, schaffte die Rückseite nur Stufe 2. Das Gehäuse ist also nicht besonders resistent gegen Kratzer. Das mitgelieferte Armband lässt sich leicht wechseln – auch Standardarmbänder sollten ihren Platz an der Uhr finden können. Einziges Manko: Mit dem beiliegenden Armband rutscht die Uhr minimal an schmalen Handgelenken. Positiv zu betonen ist, dass das Gehäuse aufgrund des verwendeten Kunststoffs sehr leicht ist und somit am Handgelenk kaum auffällt. Die Amazfit Active ist wasserdicht und so konnte ihr auch das Bad in der Wassersäule von COMPUTER BILD nichts anhaben.

Amazfit Active mit der Rückseite nach oben in einer Hand gelegen. Die Sensoren sind zu sehen.

Leider macht die Rückseite einen billigen Eindruck und zerkratzt leicht.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Amazfit Active am handgelenk einer Person. Im Hintergrund sind grüne Blätter zu sehen.

Das Display strahlt im Tageslicht hell genug.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Das Display auf der Vorderseite ist 1,75 Zoll groß – dabei handelt es sich um einen AMOLED-Bildschirm. Im Test zeigte sich, dass es zu jeder Tageszeit hell strahlt. Allerdings fehlt eine automatische Helligkeitsregelung. Außerdem wurde deutlich, dass das verbaute Glas häufiger spiegelt als bei anderen Modellen. Immerhin: Auch das Always-on-Display lässt sich im Tageslicht gut ablesen. Wer nachts nicht von einem hellen Display geblendet werden will, aktiviert das Bett-Symbol in den Schnelleinstellungen – dann wird der Bildschirm nicht mehr bei jeder Armbewegung aufgeweckt. Denn das funktioniert sonst bei der Amazfit Active sehr zuverlässig. Die Reaktionszeit des Displays auf Eingaben ist schnell und im Test fielen keine Abstürze oder andere Probleme auf.

Wie gut ist das Sportangebot?

Die Amazfit Active verfügt über ein GPS-Modul, was das Erfassen der Trainingsstrecke draußen ermöglicht. Das funktionierte im Test gut, wenngleich die Strecke teils minimale Ungenauigkeiten aufwies. Insgesamt gibt es eine Auswahl von 127 Sportmodi. In den direkten Zugriff hinterlegen lassen sich davon maximal 50 Modi. Für ausgewählte Modi gibt es eine automatische Trainings- und Pausenerkennung – beide erwiesen sich im Test als sehr reaktionsfreudig. Einziger Nachteil: Beim Gehen etwa zeichnet die Erkennung nicht automatisch das GPS-Signal mit auf. Beim Schwimmen verhindert der Wassersperrmodus die versehentliche Eingabe auf dem Display. Auch hier ist der Umfang der erfassten Daten groß. Stets nicht dabei sind allerdings die Höhendaten. Ob beim Seilspringen oder beim Schwimmen: Die Amazfit Active zählt stets die Wiederholungen mit.

Amazfit Active am Handgelenk einer Person. Mit dem linken Zeigefinger bedient sie die Uhr.

Trainings lassen sich direkt auf der Uhr starten.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Nach dem Training lassen sich die erfassten Daten auf der Uhr und in der Zepp-App abrufen. In der App warten dabei noch mehr Details als auf der Amazfit Active. Tagsüber registriert die Uhr die zurückgelegten Schritte und gibt bei zu langer Inaktivität einen Hinweis auf mehr Bewegung. Wer sich für Zepp Premium entscheidet, hat in der App zudem Zugriff auf noch mehr Trainingsempfehlungen und Funktionen. Per QR-Code lassen sich in der App Familienmitglieder hinzufügen – ein richtiges Netzwerk zum Messen mit Bestleistungen fehlt hingegen.

Amazfit Active am Handgelenk einer Person. Auf dem Display sind die Fitnessdaten zu sehen. In der linken Hand hält sie ein Smartphone mit der Zepp-App, welche die Trainingsdaten zeigt.

In der Zepp-App finden sich alle Trainingsdaten.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Gesundheitserfassung mit Tücken

Bei der Nutzung zum Erfassen der Fitnessdaten spielt auch die korrekte Erfassung der Herzfrequenz eine wichtige Rolle. Leider zeigte sich die Amazfit Active in diesem Punkt nicht von ihrer besten Seite: Im Test stellte sich heraus, dass die Uhr bei starker Bewegung der Arme nicht genau misst. Im Vergleich mit unserem Referenzgerät stand am Ende eine deutliche Abweichung – auch in der Verlaufskurve. Beim Sport sollten Sie sich also nicht auf die Werte der Uhr verlassen. Immerhin: Im Ruhezustand war diese Abweichung nicht vorhanden. Die erfassten Daten teilt die App in Herzfrequenzzonen ein – der maximale Wert lässt sich in den Einstellungen der App festlegen. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Herzfrequenzmessung im Intervall von einer Minute erfolgt. Darüber hinaus schätzt die Uhr den Blutsauerstoff (SpO2) und misst nachts die Hauttemperatur. Ein EKG wiederum ist nicht an Bord.

Amazfit Active am Handgelenk einer Person. Auf dem Display ist die Herzfrequenzmessung zu sehen. Der linke Zeigefinger bedient das Display.

Die Herzfrequenzmessung ist nicht immer akkurat.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Abseits der Temperaturmessung in der Nacht erfasst die Uhr selbstverständlich auch die Schlafphasen. Doch auch hier gab es im Test etwas zu beanstanden: Denn die Amazfit Active registrierte keine Wachphasen. Als zusätzliche Daten zeichnet die Uhr nachts die Atemqualität auf, die morgens mit den anderen Daten gemeinsam in der App ablesbar ist. Wer die Uhr regelmäßig trägt, bekommt zusätzlich eine Information zur Regelmäßigkeit des Schlafs.

Amazfit Active am Handgelenk einer Person. Auf dem Display ist das Watchface zu sehen. Daneben hält sie ein Smartphone mit der Zepp-App. Dort sind die Schlafdaten zu sehen.

Die App schlüsselt auch die erfassten Schlafdaten auf.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Noch mehr mit Premium-Abo

Wem die bereitgestellten Informationen nicht ausreichen, der schließt ein Abo ab, um noch mehr Daten zu erhalten. Zepp Fitness kostet monatlich 2,99 Euro oder 19,99 Euro im Jahr. Mit dem Abo gibt es Zugriff auf weitere Details im Wochenbericht. Zepp Aura kostet wiederum 9,99 Euro im Monat oder 69,99 Euro im Jahr. Dafür gibt es dann eine Schlafgesundheitsbewertung, tägliche und wöchentliche Bewertungen, einen KI-Assistenten und Entspannungstools.

Smart mit Abstrichen

Wer einen Schlafplan hinterlegt hat, kann sich morgens von einem Aufwachalarm wecken lassen. Allgemein funktioniert das Einstellen der Wecker leicht. Und wie sieht es mit den weiteren smarten Funktionen der Amazfit Active aus? Musik lässt sich bei der Verwendung eines Android-Smartphones einfach auf die Uhr laden und dort abspielen. Eigene Apps von Streaming-Anbietern hingegen fehlen – hier lässt sich also nur auf das Fernsteuern der Musik auf dem Smartphone zurückgreifen. Wer die Uhr mit einem iPhone koppelt, muss jedoch auch auf diese Funktion verzichten: Apple lässt Uhren von Drittanbietern nicht auf die Musik- oder Nachrichten-Schnittstelle zugreifen. Das hat auch zur Folge, dass sich nur mit einem Android-Smartphone auf eingehende Nachrichten auf der Uhr antworten lässt. Selbst formulieren ist dabei nicht drin – nur Standardantworten sind möglich. Über die Telefon-App auf der Uhr lassen sich Anrufe starten und hinterlegte Kontakte anrufen. Geht ein Anruf auf dem Smartphone ein, lässt er sich über die Uhr annehmen oder ablehnen – das Telefonieren selbst geschieht allerdings über das Smartphone.

Über die Schulter fotografiert. Amazfit Active am Handgelenk einer Person. Auf dem Display ist das Menü mit den Punkten Stress, Aktivität, Schlaf und Telefon zu sehen. Die linke Hand bedient die Uhr.

Die Telefon-App auf der Uhr funktioniert nur mit dem Smartphone.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Für Android-User steht in der Zepp-App ein schmaler App-Store zur Verfügung. Im Vergleich mit Samsung oder Google ist das App-Angebot dort sehr schmal. Auf der Amazfit Active ist Zepp Flow als Sprachassistent verfügbar – etwa zum Starten der Musikwiedergabe. Auch mit Amazon Alexa lässt sich die Uhr in der App verbinden. Hier ist dann ebenfalls eine Sprachsteuerung möglich. Schade: Zepp verzichtet bei der Amazfit Active auf NFC, WLAN oder ein Mobilfunkmodul.

Amazfit Active am Handgelenk einer Person. Auf dem Display sind einige smarte Funktionen zu sehen: Zepp Flow, Amazon Alexa und die Musikwiedergabe.

Amazon Alexa und Zepp Flow lassen mit sich reden.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Datenschutz bei Zepp

Und wie steht es um die allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Datenschutzbedingungen? Einer unabhängigen Anwaltskanzlei fiel etwa negativ auf, dass Amazfit nicht angibt, ob Gesundheitsdaten mit Dritten geteilt werden. Zudem sind noch immer einige Dokumente nur auf Chinesisch verfügbar. Hier hat das Unternehmen klaren Verbesserungsbedarf.

Akku mit langem Atem

Einer der größten Kritikpunkte bei Smartwatches ist die Akkulaufzeit, denn die fällt insbesondere bei Apple, Samsung und Google mit nur einem Tag zumeist sehr kurz aus. Die Amazfit Active ist da ein Positivbeispiel: Im Test hielt die Uhr sechs Tage durch, ehe die Lichter ausgingen. Wer die Laufzeit zusätzlich verlängern will, kann einen Stromsparmodus aktivieren. In den Einstellungen lässt sich die Uhr auch komplett ausschalten. Im Lieferumfang enthalten ist das passende Ladekabel für die Uhr. Die Kontakte verrutschten während des Ladeprozesses nicht.

Frau mit der amazfit Active am Handgelenk vor einer Wand mit dunkelgrünen Backsteinen. Sie trägt einen braucnen Cardigan und eine hellblaue Jeans. Sie steht seitlich mit dem Gesicht zur Kamera. Sie lächelt.

Das elegante Design passt gut im Alltag.

Foto: COMPUTER BILD / Alena Zielinski

Amazfit Active: Preise und Verfügbarkeit

Die Amazfit Active ist seit Oktober 2023 im Handel erhältlich. Zum Start verlangte Hersteller Zepp für die Uhr 129 Euro. Inzwischen ist die Uhr auch schon für um die 100 Euro bei einigen Händlern erhältlich (Stand: Oktober 2024). Die Farbauswahl beschränkt sich auf Lila, Schwarz und Pink.

Amazfit Active: Fazit des Tests

Die Amazfit Active ist für eine Smartwatch vergleichsweise günstig. Da ist es wenig verwunderlich, dass es Abstriche gibt. Das fängt beim kratzanfälligen Gehäuse an und reicht bis zum spärlichen App-Store. Auch ein Höhenmesser fehlt im Sportbereich. Dafür stehen hier diverse Sportmodi zur Auswahl und die Trainingserkennung funktioniert gut. Das Gleiche gilt allerdings nicht für die Herzfrequenzmessung – die entpuppte sich im Test als ungenau. Lichtblick ist die lange Akkulaufzeit von fast einer Woche. Wem die nicht so wichtig ist und es stattdessen lieber mehr Funktionen sein sollen, sollte bei Samsung, Google oder Apple auf die Suche nach einer geeigneten Uhr gehen.

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