Auf rund eine Woche an Bord der Raumstation ISS hatten sich die Astronautin Suni Williams (58) und ihr Kollege Barry Wilmore (61) eingestellt. Doch ihr Raumschiff macht Probleme. Inzwischen sind seit ihrer Ankunft fast drei Monate vergangen – und noch immer ist unklar, wie sie zurück zur Erde kommen sollen. Die NASA muss eine der kniffligsten Entscheidungen ihrer Geschichte fällen – und hat sich dafür nun eine Frist bis etwa zum Monatsende gesetzt.

Geplanter Rückflug abgesagt

Williams habe vor dem Flug Anfang Juni 2024 noch Zeit mit ihren Hunden verbracht, Wilmore den Rasen seines Gartens gemäht, hatte es von der US-Raumfahrtbehörde NASA zum Start geheißen. Alles ganz normal und unaufgeregt also. Doch es kam anders. Das Problem heißt “Starliner”. Beim ersten bemannten Testflug des Raumschiffes zur ISS kamen Williams und Wilmore zwar heil an, doch es traten unter anderem Heliumlecks und Probleme mit den Triebwerken auf. Der ursprünglich für Mitte Juni geplante Rückflug wurde abgesagt. Seither hängen Williams und Wilmore auf der Raumstation fest.

Risiko oder zeitraubende Alternative?

Die NASA steht vor der schwierigen Frage: Können es die beiden Astronauten mit dem Starliner zurück zur Erde schaffen? Um das herauszufinden, führen Teams der NASA und des Herstellers Boeing seit Wochen Tests und Untersuchungen durch, im All und auf der Erde. Klarheit habe das bisher nicht gebracht, heißt es. Die Teams hätten “großartige Arbeit” geleistet, sagt NASA-Manager Ken Bowersox (67) – spricht aber auch von “schmerzhaften Diskussionen”. Diskutiert werden vor allem zwei Möglichkeiten: die riskante Rückkehr mit dem Starliner oder ein Umschwenken auf einen Flug mit dem “Crew Dragon”. Dafür bräuchten die Astronauten aber spezielle Raumanzüge, denn mit denen aus dem Starliner kann man nicht einfach auch im Crew Dragon fliegen. Fest steht: Williams und Wilmore seien eine große Extrahilfe an Bord der ISS, betont die NASA immer wieder – aber die beiden verbrauchen auch Extra-Ressourcen wie Lebensmittel und Hygieneartikel. Zudem sind sie nun auch länger der dort höheren Strahlung ausgesetzt als ursprünglich veranschlagt.

“Entscheidung auf Datenbasis”

“Wir wollen diese Entscheidung nicht darauf basieren, wie wir uns fühlen”, sagt NASA-Manager Bowersox, “sondern rein auf den Daten.” Letztlich obliege die Entscheidung NASA-Chef Bill Nelson (81). Der betont via Online-Plattform X, dass oberste Priorität immer die Sicherheit der Astronauten habe. Williams und Wilmore müssen sich jedenfalls noch auf weitere Zeit auf der ISS einstellen. Mit dem Starliner könnten sie wohl frühestens im September zurück zur Erde, mit dem Crew Dragon womöglich im Februar – in diesem Fall wären aus ihrer Woche an Bord rund neun Monate geworden. Die 58-Jährige und der 61-Jährige seien erfahrene Astronauten, es sei nicht ihr erster Aufenthalt im All und an Bord der ISS, und die beiden seien für alle Eventualitäten ausgebildet, betont die NASA immer wieder. Sie seien in alle Gespräche eingebunden und “bereit zu tun, was immer sein muss”, sagt NASA-Manager Steve Stich.

Hat der Starliner eine Zukunft?

Bei allen Gedanken um die Astronauten: Im Hintergrund geht es auch um die Zukunft des Starliners. Das vom Luft- und Raumfahrtunternehmen Boeing im Auftrag der NASA entwickelte und gebaute Raumschiff sollte eigentlich längst regelmäßig Astronauten zur ISS bringen – als Alternative zum Crew Dragon der Raumfahrtfirma SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk, der das schon seit Jahren zuverlässig tut. Doch das teilweise wiederverwendbare Raumfahrzeug, das aus einer Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht, zeigt sich extrem krisengeplagt: Beim ersten unbemannten Test kam das Raumschiff 2019 gar nicht erst an der ISS an, ein zweiter glückte zwar 2022, doch danach häuften sich die Probleme wieder und führten zu zahlreichen Verschiebungen. Man wolle unbedingt an der Idee von zwei alternativen Transportsystemen festhalten, betont NASA-Manager Bowersox. Die Probleme seien lösbar, “und dann sehe ich eine strahlende Zukunft für den Starliner”. Auch Boeing betont das immer wieder – so wie Bowersox seinen “großen Respekt für das Boeing-Team”. Zugleich sagt der Manager aber auch: “Die Antwort steht immer in den Daten.” (Mit Material der dpa.)

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