Wer Aktien oder ETFs an der Börse handelt, der ist wahrscheinlich schon mal auf Zertifikate gestoßen. Aber was ist das eigentlich genau? Und warum gelten sie als komplexe Finanzinstrumente? COMPUTER BILD erklärt, was Zertifikate sind, wo sie sich handeln lassen und welche Risiken sie bergen.

Was ist ein Zertifikat? Einfach erklärt

Ein Zertifikat ist eine Schuldverschreibung, die an einen Basiswert gekoppelt ist. Das kann eine Aktie, ein Index wie der DAX oder ein Rohstoff wie Gold sein. Anlegerinnen und Anleger kaufen bei einem Zertifikat nicht den Anteil einer Firma oder echtes Gold. Es ist ein Vertrag mit dem Herausgeber, der den Preis des Basiswerts zugrunde legt und je nach Entwicklung verschiedene Gewinn- und Verlustmöglichkeiten bietet. Zum Beispiel ermöglichen Discount-Zertifikate einen günstigeren Einstieg in den Handel eines bestimmten Wertes, begrenzen jedoch die Gewinnmöglichkeiten. Detaillierte Beschreibungen zu den gängigsten Zertifikaten finden Sie im Abschnitt „Welche Arten von Zertifikaten gibt es?“. Zertifikate haben aber auch besondere Risiken, etwa das Emittentenrisiko (siehe nächster Abschnitt) und den Totalverlust (mehr dazu im Abschnitt “Welche Arten von Zertifikaten gibt es?”).

Was versteht man unter dem Emittentenrisiko?

Bei einem Zertifikat ist der sogenannte Emittent Ihr Vertragspartner. Das sind meistens große Banken, etwa die Deutsche Bank, Commerzbank und weitere. Probleme kann es geben, wenn der Emittent nicht mehr zahlungsfähig ist. Dann könnten Sie als Anleger leer ausgehen, weil Sie nicht mehr den vertraglich vereinbarten Gegenwert für Ihr Zertifikat bekommen. Das kann auch passieren, wenn mit dem zugrundliegenden Basiswert alles in Ordnung ist. Daher ist es essenziell, sich vor dem Kauf eines Zertifikats über die Liquidität und die finanzielle Stabilität des Emittenten zu informieren.

Welche Begriffe sollte man kennen?

Beim Handeln mit Zertifikaten fallen viele Fachbegriffe, die nicht jeder kennt. Hier finden Sie die wichtigsten samt Bedeutung im Überblick:

  • Emittent: Organisation, die Wertpapiere herausgibt
  • Index: Kennzahl, die die Entwicklung eines Wertpapiermarktes oder einer Gruppe von Wertpapieren abbildet
  • Basiswert: Objekt oder Wert, der die Grundlage für ein Finanzprodukt bildet, zum Beispiel: DAX
  • Hebel: Instrument, das die Möglichkeit bietet, überproportional an den Preisbewegungen eines Basiswerts teilzuhaben
  • Underlying: Der Basiswert oder grundlegende Vermögenswert, auf den sich ein Finanzderivat bezieht
  • Cap: Obergrenze eines Gewinnes
  • Long: Auf steigende Kurse setzen
  • Short: Auf fallende Kurse setzen

Welche Arten von Zertifikaten gibt es?

Jetzt kommen wir zu den am weitesten verbreiteten Typen an Zertifikaten. Aber aufgepasst: Es gibt zwar Standards, aber die einzelnen Verträge können sich trotz gleicher Namen inhaltlich deutlich voneinander unterscheiden. Lesen Sie sich den Vertrag am besten immer durch. Es gilt also: Nur weil auf einem Vertrag ‚Knock-out‘ steht, muss kein Knock-out drin sein. Hier erfahren Sie, wie drei der beliebtesten Zertifikat-Typen funktionieren:

Knock-out-Zertifikate

Bei Knock-Out-Zertifikaten, auch Turbos genannt, handelt es sich um ein klassisches Hebelprodukt. Ein Hebel ist ein Multiplikator. Das bedeutet, dass sich bei einem Hebel von 10 der Kurs für Sie um 10 Euro ändert, wenn sich der ursprüngliche Kurs um einen Euro ändert. Allerdings haben Knock-out-Zertifikate eine besondere Bedingung: Sie beinhalten eine Knock-Out-Barriere. Wird diese Barriere berührt, wird das Zertifikat sofort wertlos. Vor allem bei Knock-Outs sollte man das investierte Geld eher als „Spielgeld“ betrachten und damit rechnen, dass man es nicht wieder sieht. Immerhin begrenz die Knock-Out-Barriere das Risiko, da man in der Regel nicht ins Minus gehen kann. Dennoch: Knock-Out-Zertifikate gehören zu den risikoreichsten Derivaten.

Bonuszertifikate

Bonuszertifikate zählen zu den mittelsicheren Derivaten. Sie ermöglichen es Investoren, auch von seitwärts tendierenden Basiswerten zu profitieren. Ein Bonuszertifikat hat eine festgelegte Laufzeit. Am Ende dieser Laufzeit erhalten Sie einen vorher festgelegten Betrag, den sogenannten Bonusbetrag – vorausgesetzt, eine im Zertifikat festgelegte Barriere wurde während der Laufzeit nicht berührt.

Berührt der Kurs diesen Schwellenwert, tritt aber nicht sofort ein Totalverlust wie beim Knock-Out-Zertifikat ein. Stattdessen verfällt nur der Bonusanspruch, und Sie erhalten am Ende der Laufzeit den aktuellen Wert des Basiswertes zurück. Dieser kann je nach Kursentwicklung deutlich unter dem investierten Betrag liegen. Ein Totalausfall ist hier möglich, wenn der Basiswert auf null fällt.

Discountzertifikate

Discountzertifikate zählen ebenfalls zu den mittelsicheren Derivaten. Der Grundgedanke dabei ist recht einfach: Bezieht sich das Zertifikat beispielsweise auf den Kurs einer Aktie, können Käuferinnen und Käufer es mit einem Rabatt erwerben und damit günstiger einsteigen. Der Discount ist aber immer an folgende Bedingung geknüpft: Sie können nur bis zu einem festgelegten Wert, dem sogenannten „Cap“, an einer Kurssteigerung teilhaben, bei einem Verlust hingegen hängen sie voll mit drin. Außerdem gilt eine Mindestlaufzeit. Der Vorteil hierbei ist, dass sie auch bei seitwärts oder leicht steigenden Kursen einen Gewinn erzielen können, da sie den entsprechenden Discount als Gewinn verbuchen können.

Wo kann ich Zertifikate handeln?

Zertifikate können Sie mittlerweile bei den meisten Brokern erwerben. Mehr Informationen dazu erhalten Sie im großen Broker-Vergleich von COMPUTER BILD.

Bietet Trade Republic Zertifikate an?

Trade Republic bietet zahlreiche Zertifikate auf Indizes an. Die entsprechenden Papiere finden Sie beim jeweiligen Basisindex, indem Sie auf der Seite ganz nach unten scrollen und dort unter dem Punkt “Derivate” nachschauen.

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Zertifikate kaufen oder nicht?

Wenn Sie keine Anlage-Erfahrung haben, lassen Sie von Zertifikaten oder anderen Derivaten am besten die Finger und beschränken sich fürs Erste auf ETFs oder Aktien. Aber auch erfahrene Anleger sollten sich immer vor Augen halten, dass sie je nach Zertifikat ihr ganzes Geld aufs Spiel setzen. Deshalb ist es besonders wichtig, sich bei Zertifikaten genau die Bedingungen durchzulesen. Außerdem empfiehlt sich, nicht mehr als etwas “Spielgeld” einzusetzen. Die meisten Zertifikate sind Wetten gegen den Emittenten auf kurz- bis mittelfristige Ereignisse am Kapitalmarkt und nicht als Basis-Anlage gedacht, um an den langfristigen Entwicklungen von Wertpapieren zu partizipieren. Wer das beherzigt, kann aber über Zertifikate besondere Marktsituationen nutzen – den richtigen Riecher vorausgesetzt.

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