Nach der Wohnungssuche auf ImmoScout24 steht ein Pärchen plötzlich vor einem riesigen Schuldenberg. 30.000 Euro sollen Paul Gärtner und seine Freundin für einen Kredit abbezahlen, den sie nie beantragt haben. Das Geld haben Betrüger, die ihre Opfer durch ein gefälschtes Wohnungsinserat in die Falle gelockt haben, wie “Spiegel” berichtet.

Suchglück enpuppt sich als Falle

Nachdem das Pärchen bei ImmoScout24 auf eine Drei-Zimmer-Wohnung in Berlin-Tiergarten für attraktive 900 Euro stoßen, entschließen sie sich, sich als Mieter zu bewerben. Was sie nicht wissen: Das Inserat ist eine gut gemachte Fälschung, der vermeintliche Anbieter ein Betrüger. Dieser fordert das Pärchen dazu auf, umfangreiche Bewerbungsunterlagen an eine E-Mail-Adresse zu übersenden. Weil der Kriminelle für seine E-Mail-Adresse eine leicht abgewandelte Domain eines seriösen Bonner Immobilienmaklers nutzt, schöpfen Gärtner und seine Freundin zunächst keinen Verdacht und teilen bereitwillig persönliche Informationen, Bankdaten und Kontoauszüge. Nur einen halben Tag später wird das Inserat jedoch plötzlich von der Plattform gesperrt. Gärtner erkennt, dass es sich um einen Betrug handelte und erstattet umgehend Anzeige. Doch das Inserat ist nur der erste Schritt einer mehrstufigen Masche.

Kredit statt Verifizierung

Denn Wochen später erhalten Gärtner und seine Freundin Post – vermeintlich im Namen ihrer Bank. Überraschend werden sie darin zur Verifizierung ihres seit Jahren bestehenden Kontos über das Postident-Verfahren aufgefordert. Gärtner folgt der Aufforderung, verifiziert damit allerdings nicht sein Konto, sondern genehmigt unwissentlich die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 30.000 Euro. Per Schufa-Auskunft erfährt Gärtner, dass die Betrüger außerdem bei 13 weiteren Banken versucht haben, einen Kredit in seinem Namen aufzunehmen – glücklicherweise ohne Erfolg.

Wer ist zuständig?

Dennoch stehen die Opfer nun vor einem Schuldenberg von 30.000 Euro und laufen Gefahr, darauf sitzen zu bleiben. Denn eigenen Angaben nach fühlt sich niemand für den Fall zuständig. So reagiere die Bank nur unzureichend auf Gärtners Kontaktversuche und habe lediglich angeboten, anstehende Ratenzahlungen des Fünf-Jahres-Kredits fürs Erste zu blockieren. Trotz vorgelegter Vorgangsnummer der Anzeige bei der Polizei habe man ihm am Bankschalter zudem nicht geglaubt, dass er den Kredit nicht selbst beantragt habe. Die Polizei stellte die Ermittlungen in dem Fall indes ein.

Auch ImmoScout24 habe dem Geschädigten nicht helfen können. Laut Spiegel sei Gärtner nach Kontaktversuchen lediglich an die Polizei verwiesen worden. Zudem erklärte die Plattform auf Anfrage, dass Bewerbungsunterlagen ausschließlich über die Plattform und nicht per E-Mail geteilt werden sollten. Wäre Gärtner so vorgegangen, hätten die Betrüger demnach keinen direkten Zugriff auf sensible Informationen erhalten. Der Fall zeigt, welchen Schaden Kriminelle mit persönlichen Daten anrichten können. Wie Sie sich effektiv vor der ungewollten Preisgabe solcher Daten an Betrüger schützen können, erklären wir in unserem großen Phishing-Ratgeber.

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