Wenn Sie häufig am PC, Notebook, Smartphone oder Tablet in unsicheren WLANs surfen, etwa in Cafés, Hotels oder am Flughafen, sind VPN-Dienste ein nützliches Werkzeug, Ihre Privatsphäre vor dem Ausspähen durch Dritte zu schützen. Auch Geosperren lassen sich mit den Tools umgehen. Mit der passenden IP-Adresse schauen Sie etwa ausländisches Netflix oder streamen österreichisches Fernsehen auch in Deutschland live im Internet. Jeder VPN-Anbieter nimmt für sich in Anspruch, den besten Tarnschutz parat zu haben. Die Frage ist, ob das stimmt. COMPUTER BILD hat daher zehn beliebte VPN-Anbieter unter die Lupe genommen und im Test überprüft, ob die Hersteller ihre Versprechen einlösen können.
Das Wichtigste in Kürze
- COMPUTER BILD hat zehn VPN-Dienste getestet.
- Testsieger ist NordVPN mit der besten Ausstattung und einer überzeugenden Performance.
- Surfshark ist unser Spartipp. Der Hersteller offeriert starke Tarnfunktionen zu einem günstigen Preis.
- Die Mehrzahl der VPN-Anbieter lässt die Sicherheit ihrer Dienste in externen Audits überprüfen.
- Viele der Dienste eignen sich auch fürs Streaming ohne Geoblockaden.
Der Anbieter zeichnet das Nutzungsverhalten seiner User nicht auf und ließ sich das mehrfach durch Audits bestätigen. Bei der Ausstattung fährt die Tarnlösung von Hersteller Nord Security eine ganze Reihe starker Features wie eigene Tor-Server, Double Hop, Dark Web Monitor und Meshnet auf. Mit letzterer Funktion wählen Sie sich in einen anderen Haushalt ein und machen sich somit unverdächtig für Dienst-Anbieter wie Netflix, die kein Account-Sharing erlauben.
Überhaupt lässt NordVPN beim Streaming die Muskeln spielen, erstmals bestand der Anbieter sämtliche Geoblocking-Checks mit Bravour. Auch die Infrastruktur ist mit mehr als 6.000 Servern in 111 Ländern riesig, das Tempo ist gut. Inzwischen lässt sich der Dienst auf zehn Geräten gleichzeitig nutzen, vorher waren es nur sechs. Kleinigkeiten wie das Fehlen einer Gratis-Version zum Ausprobieren sowie die etwas unübersichtliche Länderauswahl gefährden den ersten Platz nicht.
Mit 3.200 Servern in 100 Ländern ist der Dienst gut aufgestellt, darüber hinaus waren die Server recht flott. Auch an der nötigen Sicherheit mangelt es nicht, Multi-Hop-Routen lassen sich sogar frei konfigurieren. Der Kill-Switch ist allerdings nicht automatisch aktiviert – Sie müssen ihn erst einschalten. Ebenso wie NordVPN ließ auch Surfshark seine No-Log-Policy von externen Sicherheitsexperten auf Richtigkeit überprüfen. Surfshark erlaubt unbegrenzt viele gleichzeitige Verbindungen – das handhaben nicht alle Hersteller so großzügig.
Hinweis: Wir testen ausschließlich VPN-Dienste für den privaten Gebrauch. VPN-Lösungen für Unternehmensnetzwerke verfolgen trotz einiger technischer Gemeinsamkeiten einen gänzlich anderen Ansatz und dienen vornehmlich dem sicheren Zugriff auf die internen Systeme der Firma.
Wir haben in ausgewählten Leak-Tests überprüft, ob die Dienste die öffentliche IP-Adresse zuverlässig verschleiern. Auch, ob sicheres Filesharing via Torrenting möglich ist, haben wir uns angeschaut. Die positive Nachricht in beiden Fällen: Alle VPN-Dienste hielten stets die Tarnung aufrecht.
Einige VPN-Dienste steuern Extra-Funktionen bei, die Ihre Datenspuren im Internet noch besser verwischen sollen. So haben Anbieter wie NordVPN oder Proton VPN eigens gesicherte Server im Angebot. Hier leitet der Anbieter den Datenverkehr über zwei aufeinanderfolgende VPN-Server (Multi-Hop). Die ein- und ausgehenden Daten lassen sich so nie auf einen einzelnen Server zurückführen. Das Hakenschlagen fordert allerdings einen Tribut: Die Verbindungsgeschwindigkeit sinkt deutlich. Manch ein Anbieter verschleiert zusätzlich, dass der Nutzer oder die Nutzerin überhaupt mit einem VPN-Dienst surft. Diese VPN-Obfuscation genannte Technik ist besonders in restriktiven Ländern wie China hilfreich, um Zensurmaßnahmen zu umgehen.
VPN-Dienste reizen die Internet-Bandbreite nur selten voll aus. Ein Grund dafür ist unter anderem die größere Distanz zu den VPN-Servern, vor allem wenn die im Ausland stehen. Auch die Datenverschlüsselung fordert ihren Tribut. Niemand möchte aber trotz Wunsch nach besserer Privatsphäre mit angezogener Handbremse durchs Internet surfen. VPN-Verbindungen sollten daher nicht nur sicher, sondern auch möglichst schnell sein. Wir haben alle Dienste einem 24-stündigen Dauertest auf einem deutschen Server unterzogen und die Werte für Download, Upload und Ping gemessen. Auch ob es zu störenden Verbindungsunterbrechungen kam, haben wir erfasst.
Die meisten Dienste bremsten beim Downstream nur unwesentlich ihre Internetaktivitäten. OVPN ging mit rund 4,4 Prozent Geschwindigkeitsverlust als letzter ins Ziel, doch selbst das ist immer noch ein guter Wert. Beim Upload schwächelten alle Dienste schon mehr: Hier beobachteten wir Einbrüche von bis zu 9 Prozent, am stärksten bei Mullvad VPN und PrivadoVPN. Solange man nicht ständig Dateien hochlädt, ist das aber selten nachteilig.
Die größten Unterschiede gab es beim Ping: Während Tarnanbieter wie ExpressVPN, Windscribe oder Surfshark mit Antwortzeiten zwischen 10 und 17 Millisekunden gut abschnitten, leistete sich ausgerechnet Platzhirsch NordVPN mit einer durchschnittlichen Latenz von 25 Millisekunden einen Ausreißer – das ist nur befriedigend. Fürs Streaming und für Videokonferenzen reicht der gemessene Wert zwar locker aus, doch bei schnellen Online-Shootern kann das schon anders aussehen.
Für die Kategorien Streaming und Torrenting lassen sich eigens dafür konfigurierte Server auswählen. Das Umgehen von Geoblocking funktioniert ziemlich gut, nur mit ausländischem Disney Plus und Paramount Plus kommt CyberGhost nicht gut zurecht.
Der Service ist für eine Vielzahl von Plattformen erhältlich, lediglich eine eigene App für Apple TV fehlt. Die globale Abdeckung ist mit Servern in 100 Ländern sehr groß. Bei den Protokollen setzt der Dienst auf OpenVPN, IKEv2 und WireGuard und verschlüsselt die Verbindungen gemäß dem Standard AES-256. Ein frisches Audit von Wirtschaftsprüfer Deloitte bestätigt die Sicherheit des VPN-Netzwerkes. Besondere Stealth-Merkmale (wichtig etwa für China-Reisende) und Multi-Hop fehlen jedoch.
Im Grunde ist der Wechsel zu einem VPN-Dienst ein Tauschhandel. Sie händigen Ihre privaten (Surf-)Daten nicht mehr Ihrem Internetprovider aus – sondern stattdessen dem VPN-Betreiber, da der gesamte Datenverkehr auf Servern des VPN-Anbieters stattfindet. Der sollte daher besonders verantwortungsvoll mit Ihren Daten umgehen. Fast jeder Hersteller behauptet in seinen Datenschutzerklärungen, dass er nichts speichert (No-Log Policy). Dieses vollmundige Werbeversprechen ist aber irreführend.
Gemeint sind in der Regel sensible Daten wie IP-Adresse sowie ein- und ausgehende Verkehrsdaten, die mindestens Rückschlüsse aufs Nutzungsverhalten zulassen. Andere (wenige) Daten erheben die Hersteller aber durchaus. So erfassen einige Anbieter temporär anhand von Zeitstempeln, wie viele VPN-Verbindungen gleichzeitig aktiv sind. Auch Zahlungsdaten bleiben dem Anbieter im Gedächtnis, damit das Abo am Laufen bleibt.
Ein fortdauernder Trend ist der Wechsel zu RAM-only-Servern, wo bei jedem Reboot alle Daten gelöscht werden. Selbst wenn also sensible Daten erfasst worden wären, sind diese spätestens bei Unterbrechung der Stromzufuhr weg. Vorreiter bei dieser Entwicklung ist ExpressVPN (“Trusted Server”), mittlerweile ist die Mehrzahl der getesteten Anbieter auf den Zug aufgesprungen und leiten den Traffic durch disklose Server.
Die Sicherheitsarchitektur und die Privatsphäre-Funktionen sind gut, das Tempo ist flott. Den größten Sprung macht Proton VPN bei der Infrastruktur: Inzwischen lassen sich über 6.000 Server in 100 Ländern ansteuern. Mit dem neu eingeführten Stealth-Protokoll schließt der Dienst eine wichtige Lücke. Der Kill-Switch ist mehrstufig, Sie müssen ihn jedoch von Hand einschalten. Mit den besonders sicheren “Secore Core”-Servern hat der Dienst ein bewährt starkes Feature in petto.
Auch das transparente Auftreten des Anbieters gefällt: Der Dienst ist Audit-zertifiziert und wird von einer gemeinnützigen Stiftung gelenkt. Alle VPN-Apps sind Open Source. Und der Dienst ist kostengünstiger geworden: Die Preise liegen inzwischen im Mittelfeld. Wer die Tarnkappe ausprobieren möchte, kann das mit einer funktional abgespeckten, aber immer noch recht leistungsfähigen Gratis-Version tun.
Nahezu alle VPN-Anbieter werben offensiv damit, dass sie die Ländersperren von Netflix & Co. überwinden und das ganze Programm freischalten können. Im Test überprüfte COMPUTER BILD mit insgesamt zehn Netflix-Regionen (USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Japan, Südkorea, Brasilien, Türkei, Schweiz, Deutschland) sowie in ausgewählten Auslandskatalogen von Amazon Prime Video, Disney Plus, Paramount Plus und HBO Max, wie gut das klappt.
Gleich drei Dienste absolvierten alle Geoblocking-Tests zu 100 Prozent erfolgreich: NordVPN, Surfshark und ExpressVPN eignen sich daher besonders gut fürs Streaming. Grundsätzlich haben inzwischen alle VPN-Anbieter das Thema auf dem Zettel und erledigen die Aufgabe zufriedenstellend bis gut. Blickt man speziell auf Netflix, müssen Hide.me, Mullvad VPN und Privado VPN aber noch einige Hausaufgaben machen.
Darüber hinaus ist der Dienst schnell, insbesondere beim Herstellen der VPN-Verbindungen. Hier zeigt das hauseigene VPN-Protokoll Lightway seine Stärken, das Performanceschwächen vergangener Tage ausgleicht. Optional lässt sich OpenVPN nutzen.
Die Geräteverfügbarkeit ist enorm hoch: Neben Windows, macOS, Android und iOS lässt sich der Service auf Fire TV, Google TV, Apple TV und einigen weiteren Plattformen installieren. Auch eigene Router mit ab Werk installiertem VPN bietet der Hersteller an. Außerdem hat ExpressVPN das Verbindungslimit erhöht. Statt fünf sind nun acht parallele VPN-Verbindungen möglich. Der Preis ist allerdings mit umgerechnet 90 Euro pro Jahr recht hoch, gleichwertige Alternativen sind da teils deutlich günstiger.
Überlegen Sie vorab, wofür Sie den VPN-Dienst benötigen. Geht es Ihnen speziell um eine verbesserte Privatsphäre im Internet, suchen Sie hauptsächlich ein Tool, mit dem Sie Geoblocking umgehen können – oder beides? Vergleichen Sie auch die jeweiligen Paket-Varianten. Informieren Sie sich, ob Sie wirklich jede Funktion benötigen oder ob Sie mit einem kleineren (und günstigeren) Paket nicht besser beraten sind. Folgende Punkte sollten Sie vor dem Kauf berücksichtigen:
- Verfügbarkeit: Eine möglichst große Geräteunterstützung ist wichtig, wenn Sie das VPN auf vielen Geräten nutzen möchten (PC, Notebook, Smartphone, Tablet, Smart-TV, Streaming-Sticks). Prüfen Sie auch, inwieweit der Hersteller die Anzahl gleichzeitiger VPN-Verbindungen begrenzt, etwa, wenn alle in der Familie das VPN nutzen möchten.
- Sicherheit: Der Anbieter sollte OpenVPN oder WireGuard unterstützen – am besten grundsätzlich beide Protokolle. Wichtig: Nicht jedes Protokoll ist auf jedem Gerät verfügbar. So fehlt häufig etwa OpenVPN unter iOS.
- Vertrauenswürdigkeit: Wählen Sie einen VPN-Anbieter, der keine Daten speichert und das mit einem Audit belegen kann. Ein weiteres Plus sind Hersteller, die mit RAM-only-Servern operieren. Nehmen Sie Abstand von Anbietern, die mit Life-Time-Angeboten werben.
- Ausstattung: Viele Funktionen machen einen Dienst nicht automatisch besser, rüsten Sie aber für verschiedene Anwendungsszenarien. Obacht: Manche Extras sind im Standard-Abo nicht enthalten, sondern nur gegen Aufpreis erhältlich – etwa eine dedizierte IP-Adresse.
- Speziell Streaming: Sind Sie an Streaming ausländischer Medieninhalte interessiert, wählen Sie einen Anbieter, der das Umgehen von Geoblocking beim gewünschten Streaming-Dienst oder TV-Sender beherrscht.
- Abolaufzeit: Mit Ausnahme von Mullvad VPN arbeiten alle VPN-Hersteller mit Abo-Modellen. Überlegen Sie, ob Sie den VPN-Dienst längerfristig sinnvoll nutzen können. Bei langen Laufzeiten (ab zwei Jahre) reduzieren sich die monatlichen Kosten deutlich.
Stellt sich noch die Frage, ob man für einen VPN-Dienst überhaupt Geld ausgeben sollte, wenn es doch Services gibt, die Ihnen kostenlose Tarnung versprechen. Grundsätzlich sollten Sie hier vorsichtig sein, denn im Internet tummeln sich viele unseriöse Anbieter, die Ihre Daten abgreifen. Wenn Sie nur kurzzeitig den VPN-Schutz benötigen oder den Dienst vorab ausprobieren möchten, wählen Sie einen Anbieter wie Proton VPN, Hide.me oder PrivadoVPN, die neben ihren Premium-Varianten zeitlich unbeschränkte Gratis-Versionen offerieren.
Ein VPN-Dienst ist ein vielseitiges Werkzeug – und nicht nur für eine verbesserte Privatsphäre einsetzbar. Das sind die wichtigsten Anwendungsfälle:
- Privatsphäre verbessern: Insbesondere in öffentlichen WLANs von Hotels, Cafés und Restaurants bietet eine verschlüsselte VPN-Verbindung erhöhten Schutz.
- Zensur aushebeln: In Ländern wie China, Russland und Iran unterlaufen Sie Zensurmaßnahmen und schalten westliche Dienste frei.
- Günstiger online einkaufen: Mit einem VPN erhalten Sie Zugang zu günstigeren Preisen für Produkte und Dienstleistungen im Ausland, etwa YouTube Premium in der Türkei.
- Geoblockaden umgehen: Via VPN-Dienst schauen Sie heimisches Netflix auch im Urlaub – oder streamen weltweit ausländische Mediatheken und Live-Streams.
- Schutz beim Torrenting: Mit einem VPN-Dienst, der P2P unterstützt, sichern Sie Aktivitäten in Torrent-Netzwerken ab. Derartig geteilte Dateien lassen sich nicht auf Sie zurückverfolgen.
Vollständige Anonymität ist auch mit einem VPN nicht erreichbar. Ihr Internetanbieter weiß zwar nicht, was Sie machen, wenn Sie mit einem VPN-Dienst verbunden sind, aber er sieht, wenn Sie sich mit einem VPN-Server verbinden. Der VPN-Server wiederum verschleiert zwar die eigene IP-Adresse. Es gibt aber noch viele andere Identifikationsmerkmale, die einzeln zwar weniger eindeutig, aber in Kombination durchaus verräterisch sind. Dazu gehören vor allem das sogenannte OS- und Browser-Fingerprinting. Das sind Meta-Informationen wie das verwendete Betriebssystem, Browser-Versionen und -einstellungen sowie Fenstergrößen. Wer solche Daten verschleiern will, braucht weitere Software wie NoScript oder nutzt den Tor-Browser.
Das Sicherheitsbewusstsein der VPN-Hersteller hat 2024 zugenommen. Waren in der Vergangenheit externe Audits eher die Ausnahme, lässt nun die Mehrzahl der VPN-Anbieter die Sicherheit ihrer Dienste regelmäßig von unabhängigen Experten überprüfen. WireGuard mausert sich zum De-facto-Standard der Branche; in nahezu allen Fällen laufen die Dienste ab Werk mit dem schlanken Protokoll. Auch das Tempo sowie die Streaming-Fähigkeiten der Tarnkappen boten im Test nur selten Anlass zur Kritik. NordVPN sichert sich erneut den Testsieg; der vielseitige und üppig ausgestattete Dienst weist mit einer nahezu fehlerlosen Performance die Konkurrenz in die Schranken. Für kleines Geld bekommen Sie mit Surfshark eine leistungsfähige Alternative, das mit seiner einfachen Bedienung auch Anfängern den Weg in eine bessere Online-Privatsphäre ebnet.
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