Dass Streaming auf Twitch nicht nur ein geselliges Hobby ist, sondern auch einiges an Geld einbringen kann, ist hinlänglich bekannt. Der Druck, relevant zu bleiben, ist allerdings groß und gerade, wer regelmäßig sechs bis acht Stunden vor Publikum spielt, hat meistens keine Zeit für einen regulären Job. Eine Streamerin mit dem Synonym “Fallenshadow” hat kürzlich über die finanzielle Abhängigkeit von Twitch und Auswirkungen auf ihre mentale Gesundheit zu ihrem Publikum gesprochen – und wurde deshalb von der Plattform für 30 Tage gesperrt.

Ernste Themen im bunten Livestream

Nach eigenen Angaben lebt die Streamerin primär von ihrer Aktivitäten auf Twitch, nimmt Spenden ihrer Zuschauer an und verkauft Fanartikel. Sie zeigt Spiele wie “Elden Ring” und “L.A. Noire” oder plaudert im Just-Chatting-Format mit ihrer Community. In genau so einem Stream wurde die Frau hinter der bunten Fassade nun etwas ernster. Dabei soll sie auch alkoholische Getränke konsumiert haben, aber nicht betrunken gewesen sein. Ernste Themen, die für eine traurige Stimmung auf dem sonst so quietschbunten Kanal gesorgt haben dürften.
Zum Verständnis: Fallenshadow hat zwar eine beachtliche, aber keine sehr große Zuschauerschaft. Über 168.000 User folgen ihrem Kanal, von denen dem Online-Magazin Mein-MMO zufolge im Schnitt aber “nur” 2.300 Menschen zuschauen. Das ist ein respektables Publikum, dürfte aber trotz Streaming-Dauer von fünf bis sechs Stunden bislang nicht für das große Geld reichen. Sie ist zudem eine VTuberin. Das heißt, sie zeigt sich nicht im Stream, sondern nutzt einen virtuellen Avatar, der mittels Motion-Capturing-Technik ihre Bewegungen überträgt. Das ist nicht ungewöhnlich auf Twitch. Gerade bei Streamern, die ihre Identität schützen wollen oder sich aus individuellen Gründen vor der Kamera nicht wohlfühlen.

Twitch reagiert mit 30-tägiger Sperre

Bei den Moderatoren von Twitch kam der ernste Inhalt allem Anschein nach nicht gut an. In einer auf den ersten Blick mitfühlenden Botschaft zeigt die Streaming-Plattform sich besorgt, äußert Mitgefühl und rät der Userin, bei mentalen Problemen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dann allerdings informiert Twitch darüber, dass der Account wegen Verstößen gegen die Community-Richtlinien für 30 Tage gesperrt wird. Sie habe selbstverletzendes und suizidales Verhalten gezeigt. Abschließend informiert das Schreiben die Streamerin darüber, dass sämtliche Subskriptionen – kostenpflichtige Abonnements der Zuschauer und eine der Haupteinnahmequellen für viele Streamer – innerhalb dieses Zeitraums nicht erneuert werden.

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Community reagiert entsetzt auf Reaktion von Twitch

Mit anderen Worten: Eine Streamerin äußert auf Twitch ihre Angst davor, ihre finanzielle Lebensgrundlage durch Twitch zu verlieren und bekommt genau die von dem Unternehmen entzogen. Nicht nur bei der eigenen Community hat dieses Verhalten der Plattform für Entsetzen gesorgt. Auch andere Streamer haben sich solidarisch mit Fallenshadow gezeigt und kritisieren die scheinbare Sorge um das Wohlergehen eines Content Creator in der Korrespondenz, nur um die Situation danach noch zu verschlimmern.

Twitch hebt Bann auf, beharrt aber auf Entscheidung

Nach diversen Beschwerden und Einspruch durch die Nutzerin hat Twitch den Bann nach zwei Tagen wieder aufgehoben – beharrt allerdings darauf, dass er berechtigt gewesen sei. Diese widersprüchliche Aussage sorgt für weitere Kritik aus der Community, die Twitch intransparentes Verhalten vorwirft. Wie das Online-Magazin Dexerto berichtet, wird vor allem bemängelt, dass zu oft große, publikumsstarke Streamer trotz toxischem Verhalten, verletzender Sprache und nicht immer ganz jugendfreien Inhalten Narrenfreiheit genießen, während kleinere Produzenten unverhältnismäßig hart bestraft würden. Die Kritik ist nicht neu und eigentlich hatte die Plattform Besserung gelobt. In einem offenen Brief aus dem März 2024 hatte Twitch-CEO Dan Clancy Verbesserungen in Sachen Inhaltsmoderation, Schutz der Community und transparentere Strafen bei Fehlverhalten angekündigt. In diesem Fall dürfte das allerdings schiefgelaufen zu sein.

Leiden Sie unter Depressionen? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe:
Wenn Sie selbst depressiv sind, Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de).Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.

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