Der neue LG CineBeam Q ist wirklich winzig: Mit 13,5×13,5×8 Zentimetern braucht er nicht mehr Platz als sechs aufeinander gestapelte CDs. Dennoch soll ernstzunehmende BeamerTechnik darin stecken: mit 4K-Auflösung, drei Lasern als Lichtquelle sowie smarter Streaming-Technik für großen Film-Spaß ohne zusätzliche Gerätschaften. Das Konzept versprüht auf Anhieb sehr viel Charme. Ausgewiesene Heimkino-Enthusiasten mit entsprechend hergerichtetem Raum werden dem weniger erliegen, genauso wenig kommt der Kleine als vollwertiger Ersatz für einen Fernseher infrage. Der LG HU710PB ist eher für den geselligen Film-Abend bei Freunden oder für eine launige Gaming-Runde gedacht.
Der LG CineBeam Q oder HU710PB ist nicht zur festen Installation vorgesehen, etwa unter der Decke. Vielmehr ist er schnell hervorgeholt und überall dort aufgestellt, wo eine weiße Wand in passender Entfernung gegenüber liegt. Ein kleiner Metallbügel lässt sich rundum drehen, um den Beamer in die gewünschte Neigung zu bringen – wenn gewünscht, auch mit Blick zur Decke. Mobil ist der kleine allerdings nur eingeschränkt. Zum Lieferumfang gehört ein Netzteil, wie man es von Notebooks kennt. Der Projektor lässt sich aber auch mit einer Powerbank mit USB-C betreiben, sofern die 65 Watt liefert. Angesichts der kleinen Abmessungen darf man kein üppig bestücktes Anschlussfeld erwarten. Für die gedachten Anwendungsfälle reicht es aber: So gibt es einen HDMI-Eingang, über den zum Beispiel TV-Receiver, Blu-ray-Player oder Spielekonsolen Bild und Ton zuspielen können. Computer docken dort ebenfalls an, wobei moderne Modelle auch einen USB-C-Eingang am Beamer finden. Darüber sind außerdem Fotos und Videos in den gängigsten Formaten direkt von Sticks und Festplatten abspielbar. Einen Kopfhörer- oder Lautsprecherausgang gibt es nicht, stattdessen ist Bluetooth eingebaut. Mehr braucht man eigentlich nicht, denn Streaming klappt mit Bordmitteln.

Der LG CineBeam Q hat einen HDMI-Eingang und einen USB-C-Anschluss, der zur Medienwiedergabe, als PC-Anschluss und zur Stromversorgung dienen kann.

Der LG CineBeam Q hat einen HDMI-Eingang und einen USB-C-Anschluss, der zur Medienwiedergabe, als PC-Anschluss und zur Stromversorgung dienen kann.

Foto: COMPUTER BILD

Der CineBeam lässt sich per WLAN mit dem Heimnetzwerk verbinden. Als Betriebssystem verwendet er das von LG-Fernsehern bekannte WebOS, wenn auch in der 2021er-Version WebOS 6. Mit Ausnahme des Sky-Ablegers Wow sind dennoch alle gefragten Streaming-Anbieter mit ihren Apps verfügbar, angefangen bei Amazon Prime Video, über Apple TV, Disney und Netflix bis zu Paramount+. Sky-Abonnenten mit Sky-Q-Receiver können den LG dank Sky-Q-App als Zweitgerät nutzen. Die Mediatheken der TV-Sender sind ebenfalls vertreten, genauso wie die TV-Streaming-Anbieter Waipu und Zattoo. Beim Start einer App ist der kleine Beamer nicht der schnellste, ansonsten aber laufen Bedienung und Streams wie von den Fernsehern gewohnt problemlos. Wer deren Nutzungsoberfläche und Bedienmenüs bereits kennt, fühlt sich beim Projektor gleich zu Hause. Alle anderen finden sich schnell zurecht. Dazu trägt auch die handliche Fernbedienung bei. Die verfügt allerdings weder über die praktische Gestensteuerung der TV-Fernbedienungen noch über ein Mikrofon für Spracheingaben. Wer darauf nicht verzichten möchte, kann eine LG Magic Remote mit diesen Funktionen als Zubehör kaufen (um 30 Euro).

Wer LG-Fernseher kennt, fühlt sich im Menü des CineBeam mit der großen Streaming-Auswahl gleich zurecht.

Wer LG-Fernseher kennt, fühlt sich im Menü des CineBeam mit der großen Streaming-Auswahl gleich zurecht.

Foto: COMPUTER BILD

Nicht nur aufgrund seiner Größe ist der LG CineBeam Q sehr viel unkomplizierter als herkömmliche Videoprojektoren. Auch seine automatische Bildeinstellung trägt dazu bei. Der Beamer stellt das Bild automatisch scharf und ruckelt die Bildlage zurecht, sodass die seitlichen Bildkanten vertikal und die obere und untere Kante horizontal verlaufen (automatische Trapezkorrektur). Das erfolgt sehr flott bereits nach kleiner Bewegung des Projektors, außerdem mit ordentlicher Genauigkeit. Nur Pedanten schalten die Automatik ab und richten den Beamer präziser manuell aus. Passende Testbilder dafür finden sich im Einstellmenü, etwas Geduld und Zeit ist dennoch dafür einzuplanen. Der LG HU710PB hat wie alle Beamer dieser Art kein Zoom-Objektiv, dementsprechend hängt die Bildgröße nur vom Abstand zur Wand ab. Das Projektionsverhältnis von 1:1,2 ergibt aus 1 Meter Abstand ein etwa 85 Zentimeter breites Bild oder ein 2 Meter breites Bild aus etwa 2,40 Metern. Das Bild landet bei 1 Meter Abstand eine gute Handbreite oberhalb der Stellfläche an der Wand, für die Platzierung etwa auf einem Couchtisch ist das eine praxisgerechte Auslegung.

Die Fernbedienung des LG CineBeam Q ist übersichtlich, das Tastenprofil jedoch etwas flach.

Die Fernbedienung des LG CineBeam Q ist übersichtlich, das Tastenprofil jedoch etwas flach.

Foto: COMPUTER BILD

Statt einer Halogenlampe oder LEDs verwendet der LG CineBeam Q drei Laser als Projektionslicht. Die Bilderzeugung übernimmt ein in dieser Klasse üblicher DLP-Chip (Digital Light Processing). Der erreicht eine Auflösung von 3840×2180 Bildpunkten, ist aber nicht besonders kontraststark. Das sieht man, in schwarzen Bildbereichen ist die Wand eine Spur heller erleuchtet als außerhalb der Projektionsfläche. Im Test machte der kleine Beamer dieses Manko mit einer maximalen Helligkeit von 674 Lumen wett – damit ist er heller als jeder andere Beamer in dieser Größenklasse. Viel wichtiger noch: Er zeigt Farben recht natürlich und ohne störenden Farbstich. Am besten gelingt das im absolut dunklen Raum und im Bildmodus Filmmaker Mode. Ist die Umgebung etwa beim geselligen Serien- oder Fußballabend etwas heller, empfiehlt sich die Voreinstellung Hellster Bildmodus. Die erkauft sich das Plus an Helligkeit mit leichter Grüntönung, an die man sich schnell gewöhnt. Ruckelige Bewegungen lassen sich sehr gut glätten, das ist bei Beamern nicht selbstverständlich. Typisch ist für Projektoren außerdem eine höhere Latenz, sie brauchen eine Weile zur Bildverarbeitung. Bei Film und Fernsehen ist das egal, Gamer dagegen können damit nur verzögert reagieren – und landen dementsprechend leichter im Kiesbett oder im Grab. Der CineBeam Q verfügt zwar wie LG-Fernseher über einen Spielemodus, der die Latenz reduziert, braucht dann aber immer noch üppige 124 Millisekunden – für Super Mario kein Drama, für Shooter keine gute Zeit.

Der LG CineBeam Q HU710PB lässt sich leicht überall platzieren, wo eine weiße Wand gegenüber liegt.

Der LG CineBeam Q HU710PB lässt sich leicht überall platzieren, wo eine weiße Wand gegenüberliegt.

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Der kleine Beamer hat in erster Linie ein großes Problem, und das ist der Ton. Selbstverständlich darf man diesbezüglich an einen Mini-Projektor nicht die gleichen Ansprüche stellen wie an einen fetten 65-Zoll-Fernseher, doch sein kaum Daumennagel-kleines Lautsprecherchen gibt nicht mehr als blechernes Quäken von sich. Der Modus Musik (im Einstellmenü unter Alle Einstellungen und dann Ton) nimmt dem Klang etwas Schärfe, reduziert allerdings auch die Maximallautstärke. Da gibt es nur eins: eine mobile Box koppeln. Schon das günstigste Modell aus dem Bluetooth-Lautsprecher-Test klingt besser, das kostet keine 50 Euro. Der kann auch leichter das Betriebsgeräusch des Beamers übertönen. Denn mit 35 Dezibel surrt und rauscht der recht vernehmlich.
Der LG CineBeam Q glänzte im Test mit manchen Superlativen wie winzigen Abmessungen, beachtlicher Helligkeit und unkomplizierter Handhabung, hinterließ im Test jedoch keinen makellosen Eindruck: Für Gamer ist er nur eingeschränkt empfehlenswert, außerdem ist seine Klangqualität dürftig. An der Ausstattung inklusive opulenter Streaming-Auswahl gibt es nichts auszusetzen, die Bedienung ist nicht zuletzt dank automatischer Bildjustage denkbar unkompliziert. Der ähnlich konzipierte Samsung Freestyle klingt besser und ist günstiger, andererseits aber auch deutlich weniger hell und auf Full-HD-Auflösung beschränkt. Das knackige Bild des CineBeam Q ist absolut sehenswert, in Kombination mit den winzigen Abmessungen fast schon unwiderstehlich. Wenn nur der Preis nicht wäre, schließlich dürfte der mobil konzipierte Beamer weniger ein Fernseher-Ersatz als ein Zweitgerät sein.

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