In futuristischen Videospielen wie Cyberpunk 2077 ist es gang und gäbe: Der Protagonist läuft durch die Gegend und wenn er oder sie einen Passanten anschaut, bekommt er Informationen wie den Namen oder auch den Beruf der anvisierten Figur angezeigt. Im Spiel soll das für ein wenig mehr Immersion und Orientierung sorgen. In der Realität birgt eine solche Durchleuchtung von Privatpersonen jedoch ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Studenten der Universität Harvard haben nun gezeigt, dass diese Technik keine Zukunftsmusik mehr ist.

Erkennung per Livestream und KI

Mithilfe der kürzlich vorgestellten Smart-Brille von Meta und Ray-Ban ist es den Studierenden AnhPhu Nguyen und Caine Ardayfio gelungen, Personen in Echtzeit zu identifizieren. Sie benutzen dafür die Streaming-Funktion der Brille, mit der das Gesehene über Instagram übertragen wird. Ein zusätzliches Programm auf einem PC überwacht diesen Stream und gleicht mithilfe der KI die Gesichter mit gespeicherten Daten aus öffentlich zugänglichen Datenbanken ab. So konnten sie nicht nur Namen und Beruf, sondern auch private Daten wie Adressen, Telefonnummern und direkte Verwandte in Erfahrung bringen.

Persönliche Daten landen auf dem Handy

Die Informationen wurden den Studierenden zwar nicht wie im Videospiel direkt auf die Brille gesendet, sondern “nur” auf das Smartphone. Dennoch reichte das aus, ahnungslose Passanten innerhalb kürzester Zeit mit Namen in der U-Bahn-Station oder auf der Straße anzusprechen und mithilfe von tiefer gehendem Hintergrundwissen in ein persönliches Gespräch zu verwickeln.

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Aufnahme per AR-Brille nur schwer erkennbar

Wie das Online-Magazin Heise berichtet, sollte die Videoaufnahme der Brille durch eine Datenschutzleuchte an der Vorderseite erkennbar sein. Allerdings dürfte die kaum auffallen, wenn der Hintergrund-Check mittels KI vor einer persönlichen Ansprache durchgeführt wird. Kritisiert wird zudem, dass das Lämpchen bei Tageslicht nur schlecht zu erkennen ist.

Gut getarntes Spionagewerkzeug

Wie einfach es ist, die AR-Brille zum Spionagewerkzeug umzuwandeln, haben die Studierenden in einem öffentlich zugänglichen Dokument beschrieben. Das soll jedoch nicht als Anleitung verstanden werden, ihnen gehe es eher darum, die Risiken für die Allgemeinheit aufzudecken, heißt es in einem Interview mit dem Online-Magazin The Register. Darin warnen sie zudem, dass nahezu alle Funktionen, die sie für die Echtzeit-Erkennung per Brille genutzt haben, ohnehin verfügbar sind. Sie lassen sich auch per Smartphone nutzen. Eine Sonnenbrille im unauffälligen Design einer Ray-Ban-Brille liefert aber eine bessere Tarnung. Wer einem Passanten das Handy vor die Nase hält, falle hingegen eher auf.

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