Herbst und Winter stehen vor der Tür, und besonders in den dunklen Jahreszeiten kann eine schicke Beleuchtung im Haus das Gemüt erhellen. Vernetzte Leuchtmittel machen jede Deckenlampe, Stehleuchte oder Schreibtischlampe smart. Dabei haben Fans der smarten Beleuchtung die Qual der Wahl: Mittlerweile gibt es Dutzende Anbieter, die mit smarten LED-Lampen das Zuhause zum Strahlen bringen wollen. Der Platzhirsch Philips Hue bietet immer noch die größte Auswahl an Leuchtmitteln, doch die Konkurrenz schläft nicht: Auch bei Ikea, der “Aldi-Marke” Tint von Müller-Licht und anderen wächst die Produktpalette stetig. Welche Hersteller mit ihren smarten Birnen das Heim am besten erleuchten, klärt COMPUTER BILD in diesem Test. Weiter unten erfahren Sie, worauf es bei der smarten Beleuchtung ankommt und was der Spaß kostet.
Testsieger: Philips Hue und Wiz
Preistipp: TP-Link und Ikea
Clever beleuchten: Das macht Lampen smart
Anders als bei der “dummen” Glühbirne aus dem Baumarkt gibt’s smarte Leuchtmittel in unzähligen Ausführungen. Das zeichnet sie aus:
- Fassung: Bevor eine Lampe schlau wird, muss ihre Fassung zum Leuchtmittel passen. Philips Hue, IKEA,Wiz, Tint, TP-Link, Hama und Innr bieten Varianten in den gängigen Formaten E27, E14 und GU10. Bei Nanoleaf, AVM, Govee und Meross gibt es ausschließlich die E27-Fassung. Für den besseren Vergleich hat COMPUTER BILD in diesem Test nur E27-Lampen berücksichtigt.
- Helligkeit: Wie hell eine Lampe strahlt, ist bei LED-Leuchtmitteln nicht in Watt angegeben, sondern in Lumen. Wer eine 40-Watt-Glühbirne ersetzen will, greift zum Smart-Licht mit etwa 400 Lumen. 60 Watt entsprechen 700 Lumen, 100 Watt etwa 1300 Lumen. Die meisten Leuchten im Test strahlen maximal mit etwa 800 Lumen, nur die farbige Philips Hue wird mit bis zu 1100 Lumen etwas heller. Filament-LEDs sind mit geringer Helligkeit eher Dekolicht, bei IKEA etwa sind es nur 250 Lumen.
- Farbtemperatur: Für Küche und Keller reicht oft ein simples Weiß, um den Raum zu erhellen. Im Schlafzimmer sorgen warme Weißtöne für Gemütlichkeit und Ruhe, im Wohnbereich darf es auch mal bunt zugehen. Alles kein Problem! AVM, Nanoleaf und andere bieten zwar nur LED-Leuchtmittel mit Farbverlauf an, sie beherrschen dann aber auch kühle und warme Weißtöne. Immer auf der Packung der Lampen zu finden: der Wert „Kelvin“ (K). Der sagt aus, ob eine Lampe warmes oder kühles Licht abgibt, und bestimmt die Farbtemperatur des Lichts – von gelblich-warm bis bläulich-kühl. Bei allen Lampen im Test lässt sich die Temperatur zwischen 2000 (warm) über 4000 (neutralweiß) bis zu 6500 Kelvin (Tageslicht) justieren.
- Ambiente: Für stimmungsvolles Licht sorgen spezielle Leuchtmittel. Filament-Lampen haben sichtbare Leuchtdrähte für entspannte Atmosphäre. Das sieht sogar ohne Lampenschirm schick aus. Solche Leuchten im Retro-Look haben Philips Hue, IKEA, Wiz, Hama und Tint im Angebot.
Smart-Home-Licht: So funktionieren smarte Lampen
Smarte Lichtsysteme erhalten ihre seine Steuerbefehle per Funk. Für die drahtlose Kommunikation kommen wahlweise Bluetooth, WLAN oder das im Smart Home weit verbreitete ZigBee zum Einsatz. Der verwendete Funkstandard hat Einfluss darauf, welche Funktionen parat stehen, wie weit das Signal reicht, und wie sich die Lampen einrichten, steuern und erweitern lassen. Das sind die Unterschiede der Systeme:
- Bluetooth: Einsteiger greifen gern zu smarten Lampen, die per Bluetooth funken. Die gibt es etwa bei Philips Hue, Wiz, Nanoleaf, TP-Link, Tint und Govee. Das ermöglicht die Lichtsteuerung ohne WLAN und ohne zusätzliche Geräte. Die Einrichtung ist simpel: Leuchtmittel einschrauben, App aufs Handy laden, in den Bluetooth-Einstellungen nach der Lampe suchen und koppeln, fertig! Verbundene Leuchtmittel lassen sich dann direkt per Handy steuern, in Szenen kombinieren oder Räumen zuordnen. Nachteil: Die Reichweite ist begrenzt, eine Lampe zwei Räume weiter ist für Bluetooth-Funk meist nicht erreichbar. Die Fernsteuerung von unterwegs klappt ebenfalls nicht.
- WLAN und ZigBee per Bridge: Umfangreich und wirklich smart wird es mit einer Steuerzentrale, die Philips Hue, IKEA und Tint anbieten. Bei Philips heißt der kleine Kasten „Hue Bridge“, IKEA nennt ihn „Gateway“ oder „Hub“. Diese „Brücke“ hängt per Kabel am WLAN-Router und empfängt Steuerbefehle, um sie an die Lampen weiterzugeben. Vorteil: Die Leuchten funken per ZigBee und belasten damit nicht das WLAN, außerdem ist der Stand-by-Verbrauch verschwindend gering und die Lampen sind über den Router von unterwegs aus erreichbar. Und sie lassen sich in die Smart-Home-Systeme von Amazon, Google und Apple einbinden.
- Direkt ins WLAN: Den direkten Weg ins heimische Netzwerk finden Wiz, TP-Link, Hama, Innr, Govee und Meross. Sie kontaktieren direkt den WLAN-Router und brauchen zur Steuerung via App keine Bridge. Die Lampen lassen sich trotzdem ins Smart Home einbinden. Der Stromverbrauch im Stand-by fällt aber bei den WLAN-Lampen mit bis zu 0,5 Watt bei Meross höher aus.
- Die Spezialisten: Wer einen WLAN-Router von AVM zu Hause hat und bei der smarten Beleuchtung nicht viel Auswahl braucht, kann zur FritzDECT 500 greifen. Wie der Name verrät, funkt die bunte Lampe im DECT-Standard direkt über die heimische FritzBox. Steuerbar ist die Lampe per FritzApp, speziellem Wandschalter oder über das Telefon FritzFon. Alle Infos finden Sie in diesem Artikel. uch Nanoleaf geht einen Sonderweg: Deren Lampe nutzt die junge Funktechnik Thread. Die verbraucht wenig Strom, stopft Funklöcher per Mesh-Netzwerk automatisch und kommt ohne eigene Bridge aus. Als Datendrehkreuz dient ein „Border Router“. Das kann ein smarter Lautsprecher von Apple (HomePod) oder Amazon (Echo) sein, den viele ohnehin daheim haben.
- Matter: In viele smart beleuchtete Häuser wird in Zukunft ein neuer Smart-Home-Standard einziehen. Die “Weltsprache” fürs Smart Home soll Hürden abbauen und Geräte zahlreicher Anbieter miteinander verzahnen. Bereits startklar für Matter sind etwa Philips Hue, Wiz und Nanoleaf. Alle Infos zu Matter und wer mitmacht, lesen Sie im großen Matter-Artikel.
Was kostet mich die smarte Beleuchtung?
Smarte Leuchtmittel kosten mehr als herkömmliche Birnen, und wer sein komplettes Heim damit beleuchten will, braucht viele davon. Bei Platzhirsch Philips Hue kostet die Farblampe bis zu 50 Euro! Wer bei AVM, Nanoleaf, IKEA oder Hama zugreift, zahlt nur die Hälfte – oder weniger. Noch günstiger gefällig? Für unter 10 Euro pro Lampe kommen Sie bei TP-Link und Meross weg.
Ebenfalls eine Überlegung wert: Nicht überall im Haus muss es bunt zugehen. Wer in Bad oder Küche weiße Leuchtmittel einsetzt, drückt den Preis fürs Beleuchtungssystem noch einmal kräftig. Sparpotenzial bieten zudem “Startersets”, mit denen etwa Philips, Wiz, IKEA und Tint locken. Sie enthalten meist drei Funklampen plus Fernbedienung oder eine für die Vernetzung mit dem Smart Home oft benötigte Bridge. Hier zahlen Einsteiger fürs Paket weniger als beim Kauf der einzelnen Produkte.
Per Handy und Sprache: Alexa, mach das Licht an!
Auf Smartphone oder Tablet verknüpfen Sie das smarte Licht mit dem Sprachassistenten Ihrer Wahl. Das Licht können Sie dann auf Zuruf ein- und ausschalten, dimmen oder farblich anpassen. In der Regel sind die wichtigsten, aber nicht alle Funktionen per Sprache steuerbar. Die meisten Lampen arbeiten mit Alexa und dem Google Assistant zusammen. Lampen von Hue und Nanoleaf kennen auch Apples Siri. Das Einrichten ist per Alexa- oder Google-Home-App fix erledigt. Der HomeKit- und Siri-Zugriff gelingt iPhone- und iPad-Nutzern per Home-App. Bei Hue, Wiz, Tint und Meross kann sich zudem Samsung Smart Things um die Beleuchtung kümmern.
Gut zu wissen: Alexa, Siri und Google steuern die Lampen nicht immer direkt. Stattdessen senden sie viele Befehle zum Server ihres Anbieters. Amazon und Google leiten den Auftrag dann ans jeweilige Cloud-Konto von Hue, IKEA und Co. weiter. Apple schickt einen Steuerbefehl zurück nach Hause, wo ihn dann Home-Geräte ausführen. Das Ganze klingt aufwendig, im Test waren Sprachbefehle aber im Bruchteil einer Sekunde umgesetzt.
Außer bei IKEA und Wiz braucht es bei allen Herstellern eine Registrierung, sonst fehlen wichtige Funktionen wie Sprachsteuerung – oder es lassen sich nicht einmal Lampen in Betrieb nehmen. In den Apps aller Testkandidaten lässt sich das Lampen-Setup in Räume einsortieren, in Szenen zusammenschalten und oft auch automatisieren. So können sich die Lampen etwa jeden Tag bei Sonnenuntergang selbst einschalten und nach einer bestimmten Zeit wieder ausschalten. Am besten lassen sie sich bei Philips Hue und TP-Link steuern. Adaptives Licht sorgt etwa dafür, dass sich Helligkeit und Farbtemperatur je nach Tageszeit oder Lichteinfall selbstständig verändern. Bei Wiz werden die Leuchtmittel zum Bewegungsmelder: Sobald jemand den Raum betritt, registrieren ein Lampen-Duo und die Funktion “Space Sense” kleinste Änderungen im WLAN-Signal und schalten das Licht ein.
Strom: Schön sparsam, nicht immer ehrlich
Ein guter Grund für die smarte Beleuchtung: Trotz Funkchips an Bord werkeln die Lampen recht sparsam. Das liegt vor allem an der LED-Technik: Leuchtdioden geben weniger Wärme ab als herkömmliche Glühbirnen oder Energiesparlampen und haben damit eine hohe Lichtausbeute. Klar, dass eine hell erleuchtete Lampe mehr Energie verbraucht als eine dezent funkelnde Filament-Leuchte. Bei COMPUTER BILD daher auf dem Prüfstand: die Lichtausbeute, die die Lampen aus einem Watt herauskitzeln. Hier hat Philips Hue (Farblampe) mit 136 Lumen die Nase vorne, dicht gefolgt von TP-Link und den Filament-Leuchten von Wiz und Tint. Die Schlusslichter sind AVM und Hama: Deren Farb-LEDs setzen nur 81 Lumen pro Watt um, der Rest “verpufft” als Wärme.
Ob eine LED-Lampe eher Stromfresser oder Energiesparer ist, entlarvt ein Blick auf das EU-Energielabel. Das müssen die Hersteller gut sichtbar auf die Verpackung drucken und dort die Energieeffizienz klassifizieren – von “A” für höchst bis “F” für wenig effizient. Das kennen viele etwa von der Waschmaschine. Bei den getesteten Lampen decken sich die Angaben im Großen und Ganzen mit der gemessenen Lichtausbeute. Innr betreibt hier Etikettenschwindel: Der Hersteller druckt noch das alte Label auf den Pappkarton und gibt seiner smarten Lampe ein “A+”. Die korrekte Klasse “F” ist nur auf der Webseite zu finden.
Smarte Lampen im Test: Fazit
Stimmungsvolle Beleuchtung kann trübe Gedanken vertreiben, besonders in Herbst und Winter, wenn Tageslicht zur Mangelware wird. Philips Hue bietet viele Funktionen und Steuermöglichkeiten, ist mit allen Smart-Home-Systemen vertraut und zeigte sich im Energie-Check sehr sparsam. Wären die Lampen des Marktführers nicht so teuer, würden sie die Konkurrenz in den Schatten stellen. Sparfüchse greifen beherzt zu den WLAN-Lösungen von Wiz oder TP-Link. Wer mehr Auswahl braucht, wird beim Lichtsystem von Ikea fündig.
FAQ: Smarte Lampen
Ist smarte Beleuchtung teuer?
Mit einer smarten Lampe ab 10 Euro ist der Einstieg kostengünstig. Wer komplette Räume oder das ganze Haus smart beleuchten will, ist aber schnell mehrere Hundert Euro los.
Lässt sich Licht und Musik smart miteinander kombinieren?
Per Smart-Home-Szene sind Lampen und Lautsprecher gemeinsam aktivierbar. Tipp: Spotify bietet einen Partymodus, der Licht und Musik aufeinander abstimmt.
Muss ich mich auf ein Lichtsystem festlegen?
Nein. Viele Systeme verstehen sich auch mit den Leuchten anderer Hersteller. Am besten klappt das Zusammenspiel mit dem Funkstandard ZigBee oder künftig mit Matter.
Was taugen China-Produkte?
Wer kein üppiges Lichtsystem braucht, für den lohnen Amazon-Schnäppchen meist unbekannter Anbieter. Meist klappt das Steuern aber nur per WLAN und der Stromverbrauch ist höher.
Was brauche ich an Zubehör?
Die Möglichkeiten der smarten Lichtsteuerung sind mit App und Alexa lange nicht erschöpft. Wer will, holt sich mit Schaltern, Sensoren und Steckdosen weitere Bedienhelfer ins Haus. Auch die lassen sich leicht ins Smart Home einbinden und machen die Lampen noch smarter. Dieses Zubehör ist sinnvoll:
- Drahtloser Schalter: Wer es klassisch mag, greift zu Smart Buttons oder Funkschaltern, etwa von Philips Hue (ab 25 Euro) und anderen Marken. Damit lassen sich die Lampen ohne App schalten, dimmen oder komplette Szenen aktivieren.
- Wandtaster: Philips Hue macht auch herkömmliche Wandschalter smart. Das Unterputz-Modul (ab 30 Euro) passt in herkömmliche Unterputz-Dosen und sendet auf Schalterdruck Funkbefehle an die Hue Bridge.
- Funk-Steckdose: Lampen, bei denen sich das Leuchtmittel nicht tauschen lässt, machen Sie per Funksteckdose (ab 15 Euro) smart. Einstöpseln, den Stecker der Lampe rein und Steckdose mit Alexa oder Co. verbinden.
- Bewegungsmelder: Praktisch für Bad, Flur oder Keller: ein Bewegungsmelder, der das Licht einschaltet, sobald sich im Raum etwas regt. Akkubetriebene Sensoren kosten ab 15 Euro.
Sollte ich noch Lampen von Osram kaufen?
Osram machte mit Lightify dem Marktführer Philips Hue lange Zeit mächtig Konkurrenz – knipste seinem System im August 2021 aber die Lichter aus. Eine Neuanschaffung ist nicht mehr empfehlenswert, auch wenn noch heute bei Online-Händlern Restposten zu haben sind.
Was ist Kelvin?
Der Begriff bezeichnet die Farbtemperatur oder “Lichtfarbe”. Faustregel: Je höher der Wert, desto kühler wirkt die Lichtquelle. Warmes Licht hat maximal 3000 Kelvin.
Was ist Lichtausbeute?
Der Wert gibt an, wie viel der eingespeisten Energie die LED-Lampe in Licht umsetzt. Geht über die Funktechnik oder über eine mangelnde Filterleistung der LED viel Energie als Wärme verloren, ist die Ausbeute gering. Generell haben LED-Lampen eine bessere Lichtausbeute als klassische Glühlampen, Halogenstrahler oder Energiesparlampen.
Was ist Matter?
In viele smart beleuchtete Häuser wird in Zukunft ein neuer Smart-Home-Standard einziehen. Die “Weltsprache” fürs Smart Home soll Hürden abbauen und Geräte zahlreicher Anbieter miteinander verzahnen. Bereits startklar für Matter sind etwa Philips Hue, Wiz und Nanoleaf.