Beamer haben im Wortsinn einen großen Vorteil gegenüber Fernsehern: die Bildgröße! The Premiere 9 von Samsung projiziert Bilddiagonalen von 2,50 Meter bis über 3 Meter an die Wand, das entspricht 100 bis über 120 Zoll. Zwar sind inzwischen 98-Zoll-Fernseher wie der Samsung GQ98Q80C erhältlich und sogar halbwegs bezahlbar. Doch passen die längst nicht durch jedes Treppenhaus. Samsungs The Premiere steckt dagegen in einem Karton von den Abmessungen zweier Bierkästen. Und viel wichtiger noch: Er ist viel praktischer als übliche Video-Projektoren. Er steht nicht im Weg und hängt auch nicht unschön unter der Decke, er verursacht keinen Kabelsalat und ist genauso einfach bedienbar wie ein Fernseher. Ist The Premiere also die bessere Fernseher-Alternative? Jein. Das Für und Wider erläutert der Test.

Die auffälligste Besonderheit des Samsung Premiere LPU9D: Er kann direkt unter der Projektionswand stehen. Als sogenannter Ultrakurzdistanz-Projektor ist der Beamer extrem weitwinklig ausgelegt. Mit einem ausgeklügelten System aus Prismen, Spiegeln und Linsen weitet er das Bild vom briefmarkengroßen Projektions-Chip auf die gewünschte Leinwandgröße auf. So genügt zwischen der Beamer-Rückseite und der Wand ein Abstand von gut 10 Zentimetern für ein 2,30 Meter breites Bild. Das entspricht bei dem üblichen 16:9-Breitbildformat einer Diagonalen von 2,54 Metern oder 100 Zoll. Die Bildunterkante liegt dann etwa 35 Zentimeter oberhalb der Projektor-Stellfläche, ein niedriges Sideboard passt also perfekt. Und Vorsicht: Bei 2,40 Metern Deckenhöhe darf der Beamer nicht höher als etwa 50 Zentimeter stehen, damit die Bildhöhe noch auf die Wand passt. Wer genügend Platz hat, kann das Bild noch größer ziehen. Dazu muss der Samsung Premiere weiter von der Wand abrücken, einen optischen Zoom gibt es nicht. Bei 20 Zentimetern erreicht die Bilddiagonale gut 3 Meter. Mit drei höhenverstellbaren Füßen lässt sich das Bild korrekt ausrichten. Zur Not lassen sich geometrische Verzerrungen im Menü elektronisch korrigieren, das geht jedoch prinzipbedingt zulasten der Bildschärfe. Eine akribische Platzierung ist daher Pflicht, schon millimeterweise Änderungen sind aufgrund der extremen Optik deutlich in der Projektion sichtbar. Nach getaner Arbeit heißt es beten, dass niemand gegen den Projektor oder gegen das Sideboard rempelt.

Samsung The Premiere ist handlicher als ein 98-Zoll-Fernseher.

Samsung The Premiere ist handlicher als ein 98-Zoll-Fernseher.

Foto: COMPUTER BILD

  • HDMI: Der Beamer hat drei HDMI-Eingänge, einer davon dient bei Bedarf als Tonausgang für Soundbars und AV-Receiver (eARC, enhanced Audio Return Channel) und gibt dabei auch 3D-Raumklang mit aus. Die 4K- oder UHD-Auflösung verarbeiten die Eingänge mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde, höhere Bildraten gemäß HDMI 2.1 sind nicht möglich.
  • USB: Der LPU9D hat einen USB-Anschluss zur Foto- und Videowiedergabe. Im Test kam der Beamer mit seinem integrierten Mediaplayer mit allen gängigen Multimediaformaten, einschließlich AVCHD, zurecht.
  • Optischer Ausgang: Der Lichtleiter-Digitalausgang beliefert zum Beispiel alte Heimkino-Anlagen oder Funkkopfhörer mit dem Fernsehton.
  • Bluetooth: Einen Kopfhörerausgang hat der Beamer nicht, stattdessen lassen sich ein oder zwei Bluetooth-Kopfhörer koppeln.
  • Netzwerkanschluss & WLAN: Die Verbindung ins Heimnetzwerk erfolgt wie üblich per Kabel oder Funk. Dank AirPlay lassen sich Videos und Fotos bequem von Apple-Mobilgeräten auf den Beamer streamen.

Der Samsung Premiere hat drei HDMI-Eingänge sowie Netzwerk und WLAN zum Streamen.

Der Samsung Premiere hat drei HDMI-Eingänge sowie Netzwerk und WLAN zum Streamen.

Foto: COMPUTER BILD

The Premiere läuft auf dem gleichen Tizen-Betriebssystem wie Samsung-Fernseher, der TV-Empfang kann daher über das Internet mit entsprechenden Apps wie von Waipu.tv und Zattoo oder HD+ erfolgen. Darüber hinaus stehen praktisch alle Apps der kostenpflichtigen Streaming-Anbieter von Amazon Prime Video und Apple TV Plus über Disney Plus und Netflix bis Sky zur Verfügung. Apple-Nutzer streamen Videos auf Wunsch per AirPlay. Gamer freuen sich über den “Samsung Gaming Hub” mit Apps etwa für Nvidia GeForce Now und weiteren Cloud-Gaming-Plattformen. Falls mal weder Gaming angesagt ist, noch ein Film oder eine Serie auf dem Programm steht, dekoriert The Premiere bei Bedarf die Wand: Im Ambient-Mode stehen Disco-Kugel, Weltraum-Ausblick, Aquarium sowie Fototapeten mit abstrakten wie natürlichen Motiven zur Wahl – sehr originell, angesichts eines Stromverbrauchs von 212 Watt aber mit Bedacht einzusetzen. Der Beamer ist außerdem nebenbei ein smarter Lautsprecher. Die Sprachsteuerung erfolgt über die Samsung-eigene Assistentin Bixby oder via Alexa. Das klappt über ein Mikrofon in der Fernbedienung, außerdem stecken Mikrofone im Beamer – einschließlich Abschalter auf der Rückseite.

Samsungs 4K-Beamer zaubert auch Deko an die Wand, etwa ein Aquarium mit schöner Tiefenwirkung.

Der Samsung 4K-Beamer zaubert auch Deko an die Wand, etwa ein Aquarium mit schöner Tiefenwirkung.

Foto: COMPUTER BILD

Selbst um guten Ton kümmert sich der Samsung Premiere selbst, während den viele gewöhnliche Beamer an eine externe Audio-Anlage delegieren – bei Beamern unter der Zimmerdecke bleibt ohnehin keine andere Wahl. Hinter der gewölbten Front mit der Stoffbespannung verbergen sich beim Samsung LPU9D vergleichsweise große Lautsprecher mit sattem sowie relativ druckvollem Klang und mit sehr klarer Sprachwiedergabe. Das Niveau einer guten Soundbar für 300 Euro erreicht der Beamer damit locker, ähnlich gut klingende Fernseher muss man lange suchen. Externe Audio-Geräte – etwa Stereo-Lautsprecher mit HDMI – lassen sich dennoch anschließen, die integrierte Lösung passt aber perfekt zum unkomplizierten “Alles in einem Gerät”-Ansatz von The Premiere.

Bedienung und Nutzungsoberfläche von The Premiere sind von Samsung-Fernsehern bekannt.

Bedienung und Nutzungsoberfläche von The Premiere sind von Samsung-Fernsehern bekannt. Die Bildverformungen treten durch die extreme Weitwinkeloptik schon bei minimaler Unebenheit der Wand auf und sind bei normalem Videomaterial kaum zu sehen.

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Als Projektionswand eignet sich theoretisch jede neutral weiße und matte Wand, besser ist aber eine spezielle Projektions- oder Leinwand. Denn zum einen würde die Struktur des Wandputzes oder gar von Raufasertapete die UHD-Auflösung von 3840×2160 Bildpunkten (4K) verwischen. Zum anderen würde die Wand das von unten auftreffende Licht zu großen Teilen nach oben in Richtung Decke reflektieren. Dieses Streulicht reduziert den Bildkontrast erheblich. Viel besser sind spezielle Leinwände für Kurzdistanz-Projektoren. Die reflektieren von unten eintreffendes Licht vornehmlich nach vorne (ALR, Ambient Light Rejection, Umgebungslichtunterdrückung). So kommt von der Beamer-Helligkeit mehr bei den Zuschauerinnen und Zuschauern an, außerdem landet weniger an Decke und Wänden, hellt folglich weniger den Raum auf. Das kommt dem Bildkontrast mit tieferem Schwarz zugute. Ist die Leinwand außerdem grau statt weiß, steigert das abermals den Kontrasteindruck, genauso wie ein schwarzer Rahmen rund ums Bild. Solche Projektionswände gibt es zur festen Installation. Eingebettet in eine Regalwand sind die im Wohnzimmer weniger auffällig als ein 98-Zoll-Fernseher. Eine Rollo-Leinwand kann sogar ganz aus dem Blickfeld verschwinden. Die Preise für geeignete Projektionswände starten ab etwa 600 Euro, das sollte man bei hochwertigen Beamern wie dem Samsung Premiere mit einkalkulieren.

Mit seinen vorne eingebauten Lautsprechern klingt The Premiere besser als viele Fernseher.

Mit seinen vorne eingebauten Lautsprechern klingt The Premiere besser als viele Fernseher.

Foto: COMPUTER BILD

The Premiere besticht mit hervorragender Farbwiedergabe, technisch bedingt können das Kameras nicht abbilden.

The Premiere besticht mit hervorragender Farbwiedergabe, technisch bedingt können das Kameras nicht abbilden.

Foto: COMPUTER BILD

So erzielt der Samsung Premiere einen sehr ruhigen und homogenen Bildeindruck. Der ist weniger plastisch und knackig als bei Fernsehern, aufgrund der schieren Größe von 3 Quadratmetern und mehr aber nicht weniger beeindruckend. Das erinnert mehr an eine sehr gute Filmprojektion im Kino, dazu tragen auch die sehr natürlichen und nie überzogenen Farben bei. So wirken nicht nur Filme und Serien sehr intensiv, sondern auch Dokus und Sportübertragungen. Gaming entwickelt in dieser Bildgröße ebenfalls einen ganz besonderen Reiz, wobei The Premiere mit einer Latenz von 52 Millisekunden das Bild vergleichsweise wenig verzögert – andere Beamer nehmen sich gerne doppelt so viel Zeit. Dennoch ist der Beamer für Adventures und Sport-Games besser als für Shooter geeignet.

The Premiere 9 von Samsung zählt zu den wenigen Beamern, die wirklich als TV-Ersatz durchgehen. Dringend empfehlenswert ist eine passende Projektionswand, um den bestmöglichen Kontrast herauszukitzeln. Wirklich tageslichttauglich ist prinzipbedingt auch der Samsung nicht, in dunkler Umgebung macht er dafür umso mehr Spaß. Das riesige Bild mit seinen natürlichen Farben versprüht jedoch einen ganz eigenen Reiz, dank guter Klangqualität ist keine zusätzliche Audio-Anlage erforderlich. Und smart ist der LPU9D ebenfalls, sodass Streaming sehr gut mit Bordmitteln klappt. Damit erwies sich The Premiere als derzeit bester Videoprojektor fürs Wohnzimmer.


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