Fans von Videospielen lieben es, sich vollkommen in den virtuellen Welten zu verlieren. Ein Fernseher eignet sich dafür nur zum Teil, auch der Klang ist wichtig. Hier helfen erstklassige Gaming-Headsets. Doch was wäre, wenn man die Spielwelt auch fühlen könnte? Diesen Ansatz verfolgt Razer mit dem Gaming-Kissen Razer Freyja, das unter der Sensa-Marke mit Vibrationen für mehr Immersion sorgen soll – also verspricht, dass Spielerinnen und Spieler noch weiter ins Spiel eintauchen. Wie gut das klappt und was für Tricks Razer Freyja beherrscht, verrät unser Test.
Das Gaming-Kissen kommt komplett fertig aus der Packung und ist mit rund 1,7 Kilogramm nicht ganz leicht. Die Sitzfläche und die Rückenlehne bestehen aus mehreren weichen Erhöhungen. Bei einigen handelt es sich um einfache Polster, sechs dieser Erhöhungen sind jedoch fester und mit Vibrationsmotoren gespickt. Freyja ist gut verarbeitet und wirkt sehr wertig. Farblich bleibt sich Razer treu: mit einem schwarzen Grundton und grünen Applikationen. Natürlich wünscht sich der Hersteller die Nutzung des Kissens in Verbindung mit hauseigenen Gaming-Stühlen wie etwa dem Razer Iskur V2 – Freyja ist aber mit nahezu allen Gaming- und Bürostühlen kompatibel: Es stehen drei verstellbare Bänder bereit, zwei auf der Rückseite und eines unten – damit hält das Kissen zuverlässig.

Razer Freyja Test

Razer Freyja ist optisch eher unauffällig. Auf die grünen Applikationen hat Razer aber nicht verzichtet.

Foto: COMPUTER BILD

Eine wichtige Rolle spielt der Sitzkomfort. Und der bleibt bei Razer Freyja ein wenig auf der Strecke. Die Sitzfläche ist aufgrund der eingebauten Technik recht fest und drückt nach längerer Nutzung spürbar. Im Übrigen ist das Kissen gut sieben Zentimeter breit – das muss man beim Einstellen des Stuhls berücksichtigen, denn man sitzt so automatisch höher und weiter vorn. Der Effekt einer Lordosenstütze zur Entlastung der Rückenmuskulatur wird zudem abgemildert, da Freyja in der Form recht stabil bleibt. Apropos stabil: Nutzerinnen und Nutzer sollten nicht mehr als 136 Kilogramm wiegen, sonst könnte die Technik darunter leiden.

Razers rund 300 Euro teure Unterlage ist selbstverständlich kein einfaches Massagekissen, das wahllos vor sich hin vibriert. Der Hersteller möchte Spielerinnen und Spieler mit dem sogenannten Sensa HD Feedback weiter in die Gaming-Welt ziehen. Entsprechend passt sich die Vibration über die sechs Flächen an Game-Inhalte an – und zwar in wirklich jedem Spiel. Wie? In den allermeisten Fällen über die “Audio-zu-Haptik”-Funktion. Hierbei werden jegliche Audiosignale in Vibrationen umgewandelt, wobei es vor allem tiefe Töne in sich haben. Explosionen, knatternde Motoren oder markerschütterndes Brüllen hört man nicht nur, sondern spürt sie direkt.

Razer Freyja im Test

Das Gaming-Kissen wird über drei Schnallen am Stuhl festgemacht.

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Noch mehr ist über die Sensa-Spieleintegration via “Sensa HD Games” möglich. Hierbei arbeitet Razer mit Entwicklern zusammen, um die Klangwelt der Spiele direkt mit haptischem Feedback zu versehen. So fühlt man je nach Umsetzung die Richtung, Entfernung oder Position von Feinden, Angriffen oder Manövern.

  • Im beliebten Magierspiel “Hogwarts Legacy” spüren Sie den tödlichen Zauber Avada Kedavra am ganzen Körper. Wirkt man den Angriff auf einen Feind, vibriert es erst mittig am unteren Rücken. Geht der Gegner dann zu Boden, explodiert die Attacke förmlich und breitet sich wie eine Druckwelle über den Rücken und die Beine aus.
  • Beim Horrorklassiker “Silent Hill 2” fühlen Sie ganz genau, wenn Hauptcharakter James Sunderland im zweiten Durchlauf die Kettensäge schwingt und die fiesen Mannequins von links nach rechts zersägt – Freyja vibriert in der Rückenregion in die gleiche Richtung. Gruselig!
  • Offroad-Lkw-Fahrer bekommen bei der Simulation “SnowRunner” auf der rechten oder linken Sitzseite Vibrationshinweise auf einen drohenden Unfall, falls das Fahrzeug im tiefen Morast ungewollt Schlagseite bekommt.
Wichtig: Zu Beginn steht mit “⁠Final Fantasy 16“, “⁠Silent Hill 2”, “⁠Frostpunk 2” und “⁠Hogwarts Legacy” nur eine ganz kleine Auswahl an Spielen bereit, die direkt über die Sensa-Integration verfügen. Weitere Games sollen in den nächsten Monaten folgen.

Aufmerksame Menschen haben es vielleicht schon gemerkt: Vibrationen gibt es auf Wunsch auch aus anderen Audioquellen. Da wird Musik – je nach Genre – zu einer wahren Schüttelpartie. Hits wie “Bangarang” von Skrillex oder “Get Low” von Lil Jon & The East Side Boyz sind am ganzen Körper spürbar. Bei Filmen und Serien profitieren in erster Linie Konsumenten actionreicher Produktionen von Freyja. Allerdings reicht auch schon YouTube-Werbung dafür, das Gaming-Kissen in Schwingung zu versetzen.

Razer Freyja im Test

Die Schnellsteck-Verbindung soll die Einrichtung schützen, wenn man mit dem Stuhl einmal unbedacht nach hinten rollt.

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Um das Kissen zur Schüttelfläche zu machen, braucht es ein paar Handgriffe – und ein Verlängerungskabel. Denn Freyja benötigt eine dauerhafte Stromverbindung. Razer hat sich bewusst gegen einen Akku entschieden, denn damit geriete vermutlich die Nutzungsdauer zu kurz. Allerdings ist das Kabel mit knapp 240 Zentimetern etwas kurz, zumal es sich fest an der linken Seite des Kissens befindet. Wenn es nicht gerade eine Steckdose in unmittelbarer Nähe gibt, wird es ohne Verlängerung schwierig. Cool: Damit man beim Aufstehen nicht den kompletten Zockertempel einreißt und Steckdosen aus der Wand rupft, setzt Razer auf eine Schnellverschluss-Verbindung. Die Kabelverbindung wird bei ungewollten Bewegungen gekappt, bevor die restliche Einrichtung zu Bruch geht. Gut so, denn die wenigsten Gamer sitzen stur auf einer Stelle.

Neben der Stromzufuhr braucht es noch die Verbindung zum PC oder Smartphone. Und die klappt kabellos. Rechner mit dem Betriebssystem Windows bekommen dafür einen Funk-Dongle an die Hand, Android-Smartphones nutzen Bluetooth. Die gewünschte Quelle wählen Sie direkt über die Tasten am Gaming-Kissen.

Razer Freyja im Test

Die Verbindung zum PC klappt per 2,4-Gigahertz-Dongle.

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Über die Tasten an Freyja schalten Nutzerinnen und Nutzer die Technik an und aus, ändern die Quelle und erhöhen oder verringern die Vibration in sechs Stufen. Auf höchster Stufe vibriert es nicht nur ziemlich intensiv, das Gaming-Kissen ist auch deutlich hörbar. Im Test fragten sich einige Kollegen im Großraumbüro, was für ein Insektenschwarm gerade durch die Redaktion summt.

All diese Änderungen lassen sich auch in der Software “Razer Synapse 4” für Windows einstellen. Neben dem Wechsel zwischen den Vibrationsmodi “Audio-zu-Haptik” und “Sensa HD Games” dürfen Sie hier sogar die einzelnen Stellmotoren und Zonen bei der Vibration anpassen und beispielsweise die Erschütterungen am linken Bein zusätzlich reduzieren. Außerdem stehen in “Razer Chroma RGB” mit “Kontrolliert”, “Ausbalanciert” und “Dynamisch” verschiedene Vibrationsprofile bereit, inklusive Erklärung, wie sich jeweilige Profil auf die Vibration auswirkt. Die können Sie sogar bestimmten Spielen zuweisen und individuelle Anpassungen vornehmen. In der Smartphone-App Razer Nexus gibt es weniger zu entdecken. Hier lässt sich die Vibration auf Wunsch einschalten und mit dem Handy-Controller Razer Kishi V2 in Einklang bringen. Die Verbindung gestaltete sich im Test etwas hakelig, weil Nexus in erster Linie als Schaltzentrale zum mobilen Gaming gedacht ist und Freyja meist abtauchte, wenn die App in den Stand-by-Modus wechselte. Gut zu wissen: Computer und Notebooks mit dem Betriebssystem macOS sowie Smartphones mit iOS haben derzeit noch das Nachsehen.

Ist Razer Freyja der nächste große Schritt in Sachen Gaming-Zubehör? Zum Teil! Der Ansatz, Videospiele am ganzen Körper spüren zu lassen, ist gut und unter Umständen wegweisend für kommende Gaming-Stühle. Explosionen & Co. in Spielen und Filmen sowie treibende Musik-Beats am ganzen Leib zu fühlen macht richtig Laune. Doch hier und da hat Freyja noch Luft nach oben. Auf höchster Stufe empfinden Sie Feinheiten und Bewegungen kaum noch. Bei der zwingend notwendigen Kabelverbindung bietet Razer einen cleveren Schutzmechanismus gegen Unfälle, doch ist das Kabel selbst kurz geraten. Für lange Einsätze ist Freyja außerdem schlicht und ergreifend nicht bequem genug. Eindruck der Redaktion: gut.

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