OVPN ging 2014 an den Start und feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen – in der VPN-Branche keine Selbstverständlichkeit. Das können Sie von dem Anbieter erwarten:
- Plattformen: OVPN unterstützt Windows, macOS, Linux, Android und iOS sowie Android TV und einige Router-Modelle.
- VPN-Protokolle: Der Dienst setzt auf die Protokolle WireGuard und OpenVPN.
- Länderauswahl: Gerade mal 21 Länder lassen sich als VPN-Standort auswählen.
- Gleichzeitige Verbindungen: Je nach Abo sind vier bis maximal sieben simulatane Verbindungen möglich.
- Streaming: OVPN entsperrt Netflix und Disney Plus nur teilweise, erledigt bei Amazon Prime Video, Paramount Plus und HBO Max aber einen guten Job. Zudem lässt sich mit OVPN ausländisches Fernsehen streamen, etwa Live-TV aus Österreich oder der Schweiz.
- P2P: Filesharing über Torrent-Dienste ist auf allen Servern grundsätzlich möglich.
- Gratisversion: OVPN stellt keine Gratisversion zur Verfügung.
Das Sicherheitsbollwerk des Herstellers macht sich bei unseren Leak-Tests positiv bemerkbar. Bei der Tarnung der IP- und DNS-Adressen leistet der VPN-Dienst ganze Arbeit. Zudem verschleiert OVPN WebRTC- und Torrent-Verbindungen zuverlässig, sodass Ihre Anonymität im Internet gewahrt bleibt. Datenlecks konnten wir bei OVPN jedenfalls keine finden.
Mehr Schutz durch Schlüsselrotation und Multi-Hop
Bei WireGuard haben Sie die Möglichkeit, die automatische Rotation der Kryptoschlüssel für das Protokoll anzupassen – dieses Feature haben wir bislang bei keinem anderen Anbieter gesehen. Die Schlüssel dienen zur Authentifizierung gegenüber dem VPN-Server und zur Verschlüsselung des Datenverkehrs. Hier können Sie selbst einen Zeitraum zwischen einem und 28 Tagen festlegen, in dem das Schlüsselpaar von Public Key und Private Key automatisch erneuert wird. Damit erschweren Sie es böswilligen Akteuren, Ihre Nutzeraktivitäten zurückverfolgen.
Optionalen Schutz liefern außerdem Multi-Hop-Server, die Ihre VPN-Verbindung über zwei Server durch das Netzwerk des Anbieters leiten. Damit machen Sie es Datenschnüfflern besonders schwer, Ihrer Fährte zu folgen. Bei OVPN bestimmen Sie außerdem den Eingangs- und den Ausgangsserver selbst und legen damit genau fest, welche Route Sie durch das virtuelle private Netzwerk von OVPN nehmen möchten.
Kill-Switch und Split-Tunneling
Den Notausschalter, auch Kill-Switch genannt, stellt OVPN für seine Desktop-Clients und erfreulicherweise auch für die mobilen Apps bereit. Der standardmäßig aktive Kill-Switch trennt automatisch Ihre Internetverbindung, sobald die VPN-Leitung überraschend unterbrochen wird. Dieser Schutzmechanismus sorgt dafür, dass keine sensiblen Daten ungeschützt ins Internet abfließen.
Sie haben mit OVPN zudem die Möglichkeit, bestimmte Apps und Prozesse per Split-Tunneling-Funktion auszuwählen, die direkt mit Internetdiensten kommunizieren dürfen und nicht durch den VPN-Tunnel geleitet werden sollen. Das ist zum Beispiel bei schnellen Online-Games sinnvoll, wo sehr niedrige Antwortzeiten des Spiele-Servers besonders wichtig sind. Das Feature gibt es allerdings nur für den Windows-Client.
Datenschutz und Transparenz des Anbieters
Was der Standort in Schweden für die Privatsphäre der OVPN-User bedeutet, lässt sich nicht genau abschätzen. Mit Blick auf die Technik ist OVPN beim Datenschutz gut aufgestellt, denn in den Rechenzentren stehen moderne RAM-only-Server, die ohne Festplatten auskommen. Das hat den Vorteil, dass bei regelmäßigen Neustarts sämtliche Nutzerdaten gelöscht und somit für Datenschnüffler unbrauchbar gemacht werden. OVPN ist außerdem Eigentümer der Hardware – das ist keine Selbstverständlichkeit, denn viele VPN-Hersteller mieten Server-Kapazitäten an.
Auf der anderen Seite gab es bei OVPN in den vergangenen zwei Jahren keine Sicherheits-Audits durch unabhängige Experten. Somit lässt sich nicht verlässlich nachvollziehen, ob der Anbieter die selbst auferlegte No-Log-Policy einhält. Legt man die Datenschutzerklärung des Herstellers zugrunde, die im Gegensatz zu anderen Herstellern auch in Deutsch vorliegt, registriert der Anbieter lediglich die Zahl der aktiven Geräte. Damit erfasst OVPN erfreulicherweise nur minimale Service-Daten für den Betrieb seines VPN-Dienstes.
Mit einer VPN-Verbindung haben Sie (fast) nie die exakt gleiche Geschwindigkeit wie mit der normalen Internetleitung. Neben dem Server-Standort spielt die Verschlüsselung der Datenverbindungen eine Rolle. Nur nützt die beste Sicherheit wenig, wenn die Internetverbindung nahezu zum Erliegen kommt und so den Surfspaß ausbremst. COMPUTER BILD misst daher in einem 24-stündigen Dauertest die Download- und die Upload-Geschwindigkeit sowie die Antwortzeiten des VPN-Servers. Getestet wurde auf einem deutschen VPN-Server in der Standardeinstellung “Automatisch bester Server”.
Das Umgehen von Geoblocks gehört zu den attraktivsten Fähigkeiten eines VPN-Dienstes, denn mittels IP-Verschleierung lassen sich exklusive Streaming-Inhalte aus anderen Ländern schauen. Der Tarnservice muss aber für die teils anspruchsvollen Geoblocking-Techniken der Streaming-Anbieter vorbereitet sein. Nur eine ausländische VPN-IP-Adresse zu haben reicht in der Regel nicht aus. Bereits mit Blick auf die eher kleine Auswahl an VPN-Standorten kommen uns leise Zweifel, ob OVPN diese Aufgabe bewältigt.
OVPN mit Netflix
Erfahrungen mit weiteren Streaming-Anbietern
Streaming von Live-TV und Mediatheken
Die Einrichtung des Programms läuft nach gewohntem Muster ab. Nach dem Setup geben Sie die Login-Daten ein, anschließend lässt sich die VPN-Software sofort nutzen. Der OVPN-Client ist klar strukturiert und dank des funktionalen Designs findet man sich schnell zurecht. Unmittelbar neben wichtigen Funktionen finden Sie praktische Links, die zu Hilfetexten auf der Hersteller-Website führen.
Die Server-Auswahl finden Sie direkt auf der Startseite über ein Drop-down-Menü. Dort überlassen Sie entweder der Automatik die Wahl des besten Servers oder wählen selbst eines der 21 Länder aus, die per Flaggen-Icon markiert sind. Sobald die VPN-Verbindung steht, erscheint auf der Startseite ein Traffic-Monitor, der laufend die Netzaktivität anzeigt. Per Klick auf das Sternchen-Icon nehmen Sie einen häufig genutzen Server in die Favoritenliste auf.
Die Auslastung und die Ping-Anzeige hat OVPN in den Desktop-Clients etwas versteckt. Diese Infos sehen Sie erst dann, wenn Sie das Land als Favorit gespeichert haben. In der normalen Server-Liste fehlen diese Verbindungsinformationen.
Handynutzer und -nutzerinnen hingegen sehen die Ping-Zeiten praktischerweise direkt in der Server-Auswahl und steuern gezielt einzelne Server-Standorte eines Landes an. Allerdings sind viele Länder nur mit einem einzigen Standort vertreten, was den Nutzen ein wenig relativiert.
Die macOS-Version ist bis auf die fehlende Split-Tunneling-Funktion identisch mit dem Windows-Client und lässt sich genauso komfortabel und übersichtlich bedienen. Die mobilen Apps für Android und iOS sind einfacher gestaltet – das liegt schlicht daran, dass sie weniger Funktionen mitbringen als die Desktop-Clients. So fehlen etwa OpenVPN, Kill-Switch und Split-Tunneling.
Das Abonnement bei OVPN bekommen Sie mit drei Laufzeiten von einem Monat bis hin zu drei Jahren. OVPN erlaubt bei monatlicher Laufzeit nur vier simultane Verbindungen. Wenn Sie das 1-Jahres-Abo abschließen, dürfen Sie fünf Geräte gleichzeitig nutzen, bei drei Jahren Laufzeit maximal sieben Geräte.
Der Anbieter gewährt eine vergleichsweise kurze 10-Tage-Geld-zurück-Garantie. Die Konkurrenz ist hier deutlich kulanter und gewährt in der Regel bis zu 30 Tage. Die 10-Tage-Garantie des schwedischen Anbieters kollidiert mit dem Widerrufsrecht in der Europäischen Union, das grundsätzlich 14 Tage für den Widerruf bei Software-Produkten vorsieht.
- Das 1-Monats-Abo kostet 12 Euro.
- Das 1-Jahres-Abo kostet 59,88 Euro (4,99 Euro pro Monat).
- Das 3-Jahres-Abo kostet 151,92 Euro (4,22 Euro pro Monat).
Zahlungsmethoden
- Kreditkarte (Visa, MasterCard)
- PayPal
- Kryptowährung (außer Monero)
Gibt es OVPN kostenlos?
Nein, eine kostenlose Version stellt OVPN nicht bereit. Wenn Sie das VPN erst einmal ausprobieren möchten, bleibt Ihnen nur die Möglichkeit, den Dienst zunächst zu abonnieren und bei Nichtgefallen die Geld-zurück-Garantie des Herstellers in Anspruch zu nehmen.
OVPN macht einige Dinge richtig gut, überzeugt aber nicht in jeder Hinsicht. Der VPN-Dienst aus Schweden setzt auf moderne Techniken wie WireGuard und RAM-only-Server und gibt dem Anwender viele Freiheiten bei der Konfiguration. Beim Streaming zeigt der VPN-Dienst überwiegend gute Leistungen, nur für ausländisches Netflix ist OVPN keine echte Option. Allerdings liegt kein aktuelles Sicherheits-Audit vor und die Länderauswahl ist sehr klein. Auch bei der restlichen Ausstattung und Geräteverfügbarkeit ist noch Luft nach oben. Die Bedienung dagegen ist erfreulich simpel.
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