Um herauszufinden, welche Hardware-Wallet die beste ist, muss jedes Modell den gleichen Testlauf über sich ergehen lassen. Zunächst öffnet die Redaktion die Verpackung und prüft, ob es eine ordentliche Anleitung für die Inbetriebnahme des Geräts gibt. Im Anschluss bereiten die Tester und Testerinnen die Krypto-Wallets Schritt für Schritt für die Benutzung vor: Sie prüfen, ob es Stolpersteine gibt, die die Inbetriebnahme erschweren.
Anschließend bewerten sie die Qualität der verwendeten Materialien, die Eingabetasten und das Display. Auch Anschlüsse und Funkverbindungen fließen in die Bewertung ein. Danach überprüfen die Tester die Sicherheit der Wallets und klären, wie gut die Schutzfunktionen arbeiten. Am Ende ist die Funktionalität an der Reihe: Was kann die Wallet? Versenden, Empfangen, Kaufen, Verkaufen – bestenfalls verfügen die Wallets über diese Funktionen, ohne auf Dienste von Drittanbietern zurückzugreifen.
Der Geldbeutel für Kryptowährungen hat verschiedene Formen. Meist ist es eine Art USB-Stick mit Display und simplem Eingabesystem, der zu einer “Bank zum Mitnehmen” wird. Nutzende sammeln damit Kryptowährungen – oder empfangen beziehungsweise versenden sie darüber. Manche ermöglichen sogar Profi-Funktionen wie das sogenannte Staking – ganz ohne Drittanbieter. Vor Angriffen schützen Verschlüsselung und Sicherheits-Chips. Die sind bei allen Testkandidaten nahezu unknackbar. Und selbst wenn der Stick verloren geht oder zerstört wird, ist das Geld nicht automatisch weg. Aber wie retten Wallets das Coin-Vermögen im Fall des Verlustes? Ist so eine kleine Hardware-Wallet nicht noch viel schneller weg als eine echte Festplatte?
Das schon, aber die Geräte haben quasi ein virtuelles Backup, auf das Nutzende per “Seed-Phrase” auf Wunsch zugreifen. Mit diesem Wörter-Code lassen sich die Geräteinhalte wiederherstellen. Alle getesteten Wallets verfügen über so eine Seed-Phrase. Gut: Die geprüfte BitBox02 verfügt zusätzlich über eine microSD-Karte, auf der während der Einrichtung ein Abbild der Wallet gespeichert wird. Sollte die Phrase weg sein, ist die microSD-Karte die letzte Rettung. Für alle anderen Wallet-Besitzer gilt: niemals die Seed-Phrase verlieren – sonst sind die Coins wirklich futsch. Aber wie kommt man an diese magische Phrase?
Sie generieren sie automatisch bei der Einrichtung des Geräts. Zumeist müssen Sie die Wallet dafür über das beiliegende USB-Kabel an den PC oder das Handy anschließen – bei manchen Geräten wie der SecuX klappt das auch via Bluetooth. Danach folgt der Nutzer oder die Nutzerin den Schritten, die auf dem Display der Wallet auftauchen. In der Regel heißt das: Er oder sie installiert die Hersteller-Software (entweder die App aus dem jeweiligen Store oder das Programm von der Hersteller-Website), schreibt sich die von der Wallet generierte Seed-Phrase auf und bestätigt diese im nächsten Schritt mit der Wallet. So viel zur Theorie, die Umsetzung unterscheidet sich allerdings von Gerät zu Gerät im Schwierigkeitsgrad.
Sollte eigentlich Standard sein: Der BitBox02 beispielsweise liegt eine gedruckte Anleitung bei. Alle anderen Testkandidaten verweisen mit Hinweiszetteln oder Aufforderungen auf den Geräte-Displays direkt auf die Hersteller-Websites. Schade: Nur die Internetseiten von Ledger und BitBox02 gibt es auf Deutsch. Bei anderen Modellen ist Englisch gefragt (weitere Sprachen stehen zur Verfügung). Übrigens: Das gilt auch für die Installationsassistenten. Bei der Installation der Ledger Nano X und der Secux-W20-Wallet gab es keine Probleme, wohl aber bei der Einrichtung der Trezor-Model-One-PIN. Diese Prozedur glich einem Rätselspiel, das sich ohne Nachforschungen auf YouTube nicht lösen ließ. Die geprüfte D’Cent-Wallet läuft über eine Handy-App, aber ihre Firmware lässt sich nur über den PC auf Stand bringen. Das allein nervt schon – und es wird nirgends erklärt. Das muss der Kunde oder die Kundin selbst herausfinden.
Ist alles eingerichtet, fehlt noch ein Schritt: Über die Software lassen sich sogenannte Konten öffnen, in denen ein Coin (und passende Token) sicher ihren Platz finden. Diese Konten haben zugeteilte Nummern, die wie Adressen funktionieren – quasi Krypto-IBANs. Stark: Bei der SecuX dürfen bis zu 500 Konten gleichzeitig existieren, beim Testsieger Ledger Nano X sind es immerhin 100. In den meisten Fällen reichen aber zehn bis 15 aus. Nur professionelle Krypto-Trader brauchen mehr.
Auch wichtig: Die Wallets unterstützen nicht alle Kryptowährungen (Coins). Kein Wunder, schließlich gibt es aktuell Zigtausende. Deshalb haben wir im Test nur die Top-15-Coins abgefragt. Das Ergebnis: Für diese Währungen lassen sich Konten auf fast allen Wallets installieren, nur die Trezor und BitBox02 fallen hier negativ auf. Bei der Trezor fehlten die Coins Cardano und Ripple, die BitBox02 ist eher für Tokens mit einer bestimmten Struktur (ERC-20) geeignet – etwa Ethereum-Token. Das ist nicht schlimm, schränkt aber den Einsatz ein.
Konten lassen sich auch direkt auf Trading-Plattformen wie Binance oder Trade Republic eröffnen, wozu also Geld für eine Hardware-Wallet ausgeben? Ein Grund: Vertraulichkeit. Die ist bei allen Geldangelegenheiten extrem wichtig – und damit auch bei Kryptos. Da nur Sie Zugriff darauf haben, sind Krypto-Wallets absolut privat. Das heißt: Niemand außer Ihnen weiß, wie groß Ihr Vermögen ist oder wohin Sie Ihre Coins transferieren. Ein weiterer Grund für eine Hardware-Wallet ist die Sicherheit: Passwörter zu Online-Konten fallen oft Hackern in die Hände, Anbieter gehen nicht selten pleite – das Geld der Kundschaft ist dann futsch.
Apropos Sicherheit: Wallets sind durch selbst wählbare PIN-Codes mit bis zu acht Zeichen geschützt. Wenn ein Dieb eine Wallet stiehlt, kann er damit nichts anfangen. Nach einer gewissen Anzahl falsch eingegebener Codes löscht sich die Wallet und muss wiederhergestellt werden. Cool: Die D’Cent-Wallet verfügt über einen Fingerabdrucksensor, der sehr gut funktioniert. Wer möchte, darf trotzdem einen PIN-Code einstellen. Sicher ist sicher.
Aber wie kommen die Coins überhaupt auf die Wallet? Grundsätzlich versenden und empfangen alle Geräte Coins auf den jeweiligen Konten – ganz ohne Drittanbieter wie Trading-Plattformen. Theoretisch können Nutzende Kryptowährungen untereinander privat kaufen und verkaufen. In den meisten Fällen kommen sie aber um die Anmeldung bei einer Trading-Plattform nicht herum. Über die Wallet-Software verbinden sich User dann mit ihr und füllen die Wallet mit Coins (oder verkaufen sie). Die landen dann direkt auf der Wallet statt auf dem Online-Konto der Händlerseite. Empfangen, Versenden, Kaufen und Verkaufen haben alle Modelle drauf. Eine Besonderheit: Mit Ledger Live, der Software zum Ledger Nano X, lassen sich bestimmte Coins auch “verstaken” (verleihen). Das heißt: Sie stellen ihr Vermögen für eine bestimmte Zeit ab und bekommen dafür Zinsen. Direkt geht das nur mit Ledger Live. Bei der D’Cent-Wallet müssen Sie extra Mini-Apps installieren. Mit den anderen Krypto-Wallets lassen sich nicht ohne Weiteres Coins verleihen.
Beschränkt ist die Ausstattung. Beim Auspacken fällt auf, dass allen Geräten ein USB-Kabel zum Anschluss an PC, Laptop oder Handy beiliegt. Dabei gilt: je länger die Strippe, desto besser. Zu kurze Schnüre sind Desktop-PC-Nutzenden nämlich ein Dorn im Auge, denn der Rechner steht meist unterm Schreibtisch. So ist das Trezor-Kabel mit seinen 10 Zentimetern viel zu kurz und eignet sich bestenfalls für den Laptop. Alle anderen Hersteller liefern mindestens 50 Zentimeter lange Strippen.
Technisch sind die meisten Anschlüsse und Kabel altbacken (USB-Typ-A), nur BitBox02 und der Ledger Nano X arbeiten mit moderner USB-C-Technik. Gerade im Hinblick auf User, die ihre Hardware-Wallet nicht über Bluetooth mit dem Handy verbinden wollen, ist das wichtig. Die Bitbox liefert der Hersteller mit vielen Adaptern aus – sie ist so mit allen gängigen USB-Anschlüssen kompatibel.
Große Unterschiede gibt es in Bezug auf die Qualität der Gehäuse. Die bestehen zwar alle aus Plastik, aber die SecuX W20 und die Ledger Nano X fühlen sich im Vergleich schön wertig an – nicht zuletzt dank der aufklappbaren Metallhülle. Die Gehäuse der D’Cent– und der Trezor-Wallet wirken hingegen einfach, die Knöpfe haben etwas zu viel Spiel.
Gut gedacht, aber leider ein Reinfall: die Touch-Tasten am Gehäuserand der BitBox02. Sie reagieren manchmal nicht, was besonders bei der Eingabe der PIN nervt – die man übrigens relativ oft eingeben muss. Wenn man die Wallet nicht nutzt, verschließt sie sich nach kurzer Zeit automatisch, das ist bei allen Testkandidaten der Fall.
Gemeinsamkeiten gibt es auch: Alle Wallets verfügen über ein Display. Richtig gut: die SecuX W20 mit 2,8-Zoll-Touch-Bildschirm. Der für Wallet-Verhältnisse gigantische Bildschirm lässt sich wunderbar bedienen und reagiert schnell. Alle anderen Wallets verfügen über kleine Schwarz-Weiß-Screens, die sehr wenige Informationen anzeigen. Meist sind es simple Aufforderungen zur Bestätigung eines Installationsschritts oder einer Transaktion.
Der Testsieger Ledger Nano X ist eine Luxus-Wallet mit vielen Funktionen. Einsteigerinnen und Einsteiger sind damit unter Umständen überfordert, wer sich aber tiefer in den Kryptodschungel wagen möchte, sollte sie sich für 132 Euro zulegen. Der 119 Euro günstige Preistipp kommt aus dem Hause SecuX: Die Wallet überzeugt mit einem großen Display, einfacher Handhabung und einem riesigen Kontospeicher – perfekt für Coins-Liebhaber.
FAQ: Oft gestellte Fragen zum Thema Hardware-Wallets
Was sind eigentlich Token und was sind Coins?
Beides sind Kryptowährungen. Coins sind eigenständig, Token basieren dagegen auf Coins, aktuell meist auf Ethereum-Coins.
Wie lange hält eine Hardware-Wallet?
Aussagekräftige Langzeittests von Wallets gibt es bislang nicht. Die meisten Hersteller geben zwei Jahre Garantie.
Wann lohnt sich eine Hardware-Wallet?
Wenn Sie Ethereum oder Bitcoins besitzen oder mehr als 1.000 Euro in andere Kryptos investiert haben.
Was ist eine Cold Wallet?
Hardware-Wallets, wie die getesteten Geräte, werden auch Hot Wallets genannt. Cold Wallets sind dagegen softwarebasiert und lassen sich über eine Website oder eine App abrufen.