Jeder kennt sie, wenige mögen sie: Auch wenn sie ein nötiges Sicherheits-Übel sind, ziehen lästige Captchas den Anmeldevorgang auf Webseiten oft in die Länge. Zudem kann es zu Problemen kommen, wenn der digitale Türsteher dazu auffordert, Motorräder, Busse und Ampeln auf einem Raster ausfindig zu machen oder zu umranden – gehören denn nun ausschließlich die Leuchten zur Ampel oder auch deren Säule? Ein Team der ETH Zürich hat nun im Rahmen einer Studie ein KI-System entwickelt, das über solche Schwierigkeiten nicht strauchelt und Captchas von Googles “reCAPTCHA v2” beinahe mühelos löst.

Das YOLO-System

Bei “reCAPTCHA v2” werden Nutzerinnen und Nutzer aufgefordert, bestimmte Objekte auf Straßenbildern zu identifizieren, um damit zu beweisen, dass sie Menschen sind. Doch diese bisher als sicher geltende Verifikationsmethode muss in Zukunft wohl überarbeitet werden: Die Forscher der Hochschule Zürich haben das frei verfügbare Objekterkennungsmodell “YOLO” (You Only Look Once – Du schaust nur einmal) mit insgesamt 14.000 markierten Verkehrsbildern gefüttert. Auf diese Weise kann die bisher in Videospielen eingesetzte künstliche Intelligenz (KI) jetzt auch verschiedenste Objekte im Straßenverkehr in Echtzeit erkennen und damit für das Lösen von Captchas eingesetzt werden.

Das Ende der Captchas?

ArsTechnica berichtet, dass Googles Sicherheitssystem noch nicht vollständig überlistet wurde. Damit die KI arbeiten konnte, mussten die Techniker der Studie weitere Maßnahmen ergreifen: Sie nutzten ein VPN, um die IP-Adresse der künstlichen Intelligenz zu verschleiern, und simulierten menschenähnliche Mausbewegungen. Außerdem wurden gefälschte Browser- und Cookie-Informationen verwendet, um das System auszutricksen. Auch variierte die Genauigkeit der KI je nach Objektkategorie. Während sie bei Hydranten eine Trefferquote von 100 Prozent erreichte, zeigte sie bei Objekten wie Motorrädern Schwächen und kam auf eine Trefferquote von 69 Prozent. Dennoch war die Trefferquote insgesamt besser als bei der menschlichen Konkurrenz.

Ein natürlicher Prozess

Bereits 2008 zeigten Forscher, dass Audio-Captchas von einer künstlichen Intelligenz gelöst werden können. Im Jahr 2017 musste die nächste Captcha-Variante dran glauben, denn sogenannte neuronale Netze waren in der Lage, textbasierte Tests zu überlisten. Als Reaktion auf den technologischen Fortschritt veröffentlichten diverse Anbieter immer wieder neue, verbesserte Varianten des Captcha-Systems. Laut der Studien-Autoren zeigt die YOLO-KI nun, dass “wir offiziell im Zeitalter jenseits der Captchas angekommen sind” und neue Systeme “reCAPTCHA v2” endgültig ablösen müssen. Sobald diese neuen Prüfmethoden integriert sind, dürfte die Hasenjagd zwischen der menschenähnlichen Maschine und dem Sicherheitssystem aber wohl wieder von vorne beginnen.

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