Ein Schattendasein fristet Honor schon länger nicht mehr. Nach der Abspaltung vom Mutterkonzern Huawei im Jahr 2020, hat der chinesische Elektronikhersteller seine Smartphone-Verkäufe in Europa verfünffacht. Jetzt will das Unternehmen den Tablet-Markt aufmischen. Und schickt das Magic Pad 2 als Konkurrenz zum iPad Pro 13 ins Rennen. Ob das gelingt, zeigt der Test von COMPUTER BILD.

Gerade einmal 566 Gramm bringt das Honor Magic Pad 2 auf die Waage. Damit lässt sich das 12,3 Zoll große Tablet auch mal länger mit einer Hand halten. Optisch ähnelt das Honor der Apple-Konkurrenz stark. Nur die Rückseite ist statt aus Alu aus Kunststoff gefertigt. Das tut dem insgesamt sehr wertigen Eindruck des Magic Pads keinen Abbruch. Die Verarbeitung ist für ein 600-Euro-Tablet wirklich top. Schön flach ist das Honor mit einer Gehäusedicke von 5,8 Millimetern ebenfalls.

Honor Magic Pad 2 im Test: Besser als das iPad Pro? Schwärzer geht's nicht. Dank selbstleuchtender OLED-Pixel.

Schwärzer geht’s nicht. Dank selbstleuchtender OLED-Pixel.

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Doch was steckt unter der Haube des Flachrechners? Im Inneren werkelt ein leistungsfähiger Mittelklasse-Prozessor von Qualcomm – der Snapdragon 8s Gen 3. Im Test sorgte die Achtkern-CPU für hohes Tempo bei Office- und Webaufgaben. Gepaart mit 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher liefen sogar anspruchsvolle Spiele wie “Call of Duty: Mobile” ruckelfrei über den Schirm. Gegenüber Apples “M4”-Chip zieht das Honor dennoch den Kürzeren. Dafür hat das China-Tablet bei der Bildwiederholrate die Nase vorn. Ganze 144 Mal pro Sekunde aktualisiert das Honor das Geschehen auf dem Display. Das iPad Pro schafft das nur 120 Mal. Besonders bemerkbar macht sich die hohe Aktualisierungsrate beim Scrollen durch Webseiten und Textdokumente. Egal, wie schnell sich Inhalte auf dem Display ändern, der Bildeindruck ist stets gestochen scharf.

Honor Magic Pad 2 im Test: Besser als das iPad Pro? Laden lässt sich der 12-Zöller via USB-C-auf-USB-A-Kabel. Ein 60-Watt-Netzteil ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Ebenfalls im Bild: Zwei von insgesamt vier Stereo-Lautsprechern.

Laden lässt sich der 12-Zöller via USB-C-auf-USB-A-Kabel. Ein 60-Watt-Netzteil ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Ebenfalls im Bild: zwei von insgesamt vier Lautsprechern.

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Scharf ist auch die Auflösung. Mit 3000×1920 Pixeln kommt das Tablet auf eine Pixeldichte von 290 ppi (pixel per inch). Selbst wer die Nase fast aufs Display drückt, erkennt keine einzelnen Bildpunkte. So muss das sein! Bildschirm-Inhalte geraten beim Honor aber nicht nur knackscharf, sondern auch farbstark. Urlaubsfotos und Filme zeigt das Gerät nahezu originalgetreu mit einer Farbtreue von 97,6 Prozent, während es den Standard-Farbraum sRGB zu 100 Prozent abdeckt. Auch vom erweiterten DCI-P3-Farbraum zeigt das Magic Pad 99,5 Prozent aller möglichen Farben. Damit das Honor den größeren Kontrastumfang und die knackigeren Farben der HDR-Inhalte aufs Display bannen kann, müssen zusätzlich Helligkeit und Kontrast stimmen.

Mit 1.186 Candela pro Quadratmeter erreichte das Honor bei HDR-Inhalten eine extrem hohe Helligkeit, in SDR waren immerhin 612 Candela pro Quadratmeter drin. Zum Vergleich: Das iPad Pro schnitt im Test mit maximal 1.630 Candela pro Quadratmeter noch ein gutes Stück besser ab. Beiden Geräten gemein ist die OLED-Technik, bekannt für ihren nahezu unendlichen Kontrast und einen plastischen, fast dreidimensionalen Bildeindruck. Der Trick? Bei schwarzen Bildinhalten bleiben die entsprechenden Pixel einfach ausgeschaltet. So machen Filme und Serien auf dem Magic Pad 2 besonders viel Spaß. Gut zu wissen: Durch die etwas ungewöhnliche Auflösung stellt das Tablet Streaming-Inhalte nur in Full HD, also mit 1920×1080 Pixeln dar. Scharf ist der Bildeindruck trotzdem. YouTube-Videos sind am detailreichsten: Sie lassen sich mit WQHD-Auflösung (2560×1440 Bildpunkten) abspielen.

Honor Magic Pad 2 im Test: Besser als das iPad Pro? Auf der Rückseite des Magic Pads befindet sich eine 13-Megapixel-Linse (rechts). Links daneben: eine LED für Nachtaufnahmen.

Auf der Rückseite des Magic Pads befindet sich eine 13-Megapixel-Linse (rechts). Links daneben: eine LED für Nachtaufnahmen.

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Wenn es etwas zu meckern gab, dann bei der Bedienverzögerung des Honor Magic Pad 2. Es vergingen gut 70 Millisekunden bis das Tablet Nutzereingaben auf dem Touchscreen umsetzte. Dafür war die Bediengeschwindigkeit hoch. Apps starteten flott und Dateien ließen sich fix öffnen. Wer das Honor nicht nur mit Fingertipps und Wischbewegungen steuern oder für Zeichenarbeiten nutzen möchte, kann sich den zum Tablet passenden Touchpen kaufen. Den “Honor Magic Pencil 3” vertreibt der Hersteller für 100 Euro über seine Homepage. Außerdem wichtig: die Akkulaufzeit. Im Test hielt das Honor über achteinhalb Stunden durch. Damit bestreiten Nutzerinnen und Nutzer einen ganzen Arbeitstag. Super! Und: Via mitgeliefertem USB-C-auf-USB-A-Netzteil an die Strippe gehängt, zeigte der Akkustand bereits nach knapp zweieinhalb Stunden wieder 100 Prozent an. Gut sind auch die integrierten Lautsprecher, wovon das Honor gleich vier Stück besitzt (zwei rechts, zwei links). Für ein so dünnes Tablet ist der Sound erstaunlich klar und voluminös. Das Beste? Blechern klang das Honor im Test selbst bei maximaler Lautstärke nicht. Wer unterwegs Filme und Serien schaut, kann natürlich auch seine Bluetooth-Kopfhörer verbinden. Eine 3,5-mm-Klinkenbuchse für kabelgebundene Kopfhörer gibt es dagegen nicht.

Honor Magic Pad 2 im Test: Besser als das iPad Pro? Mit der Kamera des Honor-Tablets lassen sich auch Dokumente scannen ? sehr praktisch!

Mit der Kamera des Honor-Tablets lassen sich auch Dokumente scannen – sehr praktisch!

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Tablets dienen nicht nur als Streaming- und Daddel-Geräte. Für Fotos, Videos und Teams-Konferenzen braucht es eine Kamera. Und die ist beim Magic Pad 2 richtig gut. Ausgestattet mit einer 9-Megapixel-Linse an der Vorder- und einer 13-Megapixel-Linse an der Rückseite lassen sich mit dem Honor Fotos und Videos in 4K-Auflösung anfertigen – letztere aber nur mit 30 Bildern pro Sekunde (das iPad Pro schafft 60 Bilder). Etwas gegeizt hat der Hersteller beim internen Speicher. Honor stattet sein Tablet mit etwas mickrigen 256 GB aus. Größtes Manko: Der Speicher lässt sich weder tauschen, noch per SD-Karte erweitern. Auch gibt es keine Mobilfunk-Variante mit 5G oder LTE. Entsperren lässt sich das Magic Pad klassisch per PIN-Eingabe oder mittels Gesichtserkennung. Ein Fingerabdrucksensor fehlt hingegen.

Rund 600 Euro ruft Honor für das Magic Pad 2 zum Marktstart im September 2024 auf. Das China-Tablet schlägt das doppelt so teure iPad Pro 13 zwar nicht, rückt der Apple-Konkurrenz mit seinen erreichten Testergebnissen aber nah auf die Pelle.

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