Bunt, groß und mit einem eigenwilligen Betriebssystem: So haben Fans die Modelle der Nokia-Lumia-Serie in Erinnerung. Die ist bereits vor langer Zeit vom Markt verschwunden – das finnische Unternehmen HMD Global kaufte in der Zwischenzeit die Rechte an Nokia-Telefonen. Jetzt will das Unternehmen einen eigenen Schritt in die Smartphone-Welt wagen. Mit dem HMD Skyline orientiert sich der Hersteller dabei ausgerechnet an dem einstigen Nokia-Modell. Dazu gibt es weitere Besonderheiten. Wir haben uns das Gerät im Praxis-Test angesehen.
Groß und knallig bunt
Unser Testgerät kommt in der knalligen Farbe Neon Pink daher. Damit ist das Smartphone definitiv ein Hingucker und erinnert Fans der Lumia-Modelle an alte Zeiten. Das Gehäuse im Metalllook fühlt sich angenehm an, wenngleich das Gerät vergleichsweise groß ist. In kleinen Händen können die 6,55 Zoll schnell sehr groß aussehen. Besonders im Vergleich zur Konkurrenz ist, dass das Glas nicht über die komplette Vorderseite reicht. An den Ecken sowie oben und unten setzt HMD stattdessen auf das Aluminium aus dem Gehäuse. Wasserdicht ist das HMD Skyline nicht – es ist lediglich nach IP54 vor Spritzwasser geschützt. Das hat einen besonderen Hintergrund, den wir weiter unten erläutern.
Das Display selbst ist 6,55 Zoll groß und ein OLED-Bildschirm. Damit lässt sich selbst im Sonnenlicht noch alles ablesen. In der Spitze schafft der Bildschirm nach Angaben von HMD Global eine Bildwiederholrate von 144 Hertz – das sollte die Wiedergabe von Filmen und Games sehr flüssig machen. Entsperren lässt sich das Display mit dem Fingerabdrucksensor im seitlichen Powerbutton, mit einem Muster, einer PIN oder der Gesichtserkennung. Die lässt sich allerdings schon mit einem Foto austricksen.
Reparier es doch selbst!
Wie bereits erwähnt ist das HMD Skyline nicht wasserdicht. Der Hintergrund ist einfach: Der Hersteller will, dass Nutzerinnen und Nutzer das Gerät selbst reparieren können. Möglich machen sollen das die Gen2-Reparaturfähigkeit und die Kooperation mit iFixit. Bereits unter der Marke Nokia hatte HMD Global reparierbare Geräte vorgestellt. Damals gestaltete sich mit dem Set von iFixit allerdings bereits das Entfernen der Rückseite schwierig. Ist es jetzt besser? Neu ist die kleine Schraube auf der Unterseite des Gerätes – sie lässt sich mit einem Torx-T3-Schraubenzieher und etwas Kraft drehen. Dann springt die Rückseite an dieser Stelle auf. Als Nächstes braucht man ein Plastikteil in Form eines Plektrums, um die Pins entlang der Rückseite zu lösen. Auch hier sind Kraft und Geduld die entscheidenden Faktoren, denn leicht geht das Ganze nicht vonstatten. Im Anschluss lässt sich mittels der richtigen Ersatzteile aus dem Shop von iFixit und der Anleitung beispielsweise das Display, der Akku oder der Ladeanschluss tauschen. Funktioniert alles wieder, lässt sich die Rückseite mittels Einklicken wieder befestigen. Auch hier ist neben einer ruhigen Hand Geduld nötig – am besten bringen Sie die Rückseite von oben nach unten an. Positiv: Auch nach einer eigenhändigen Reparatur bleibt die Garantie bestehen.
Fokus auf der Kamera
HMD legt bei der Skyline-Ausstattung den Fokus auf die Kamera. Im Kamerablock auf der Rückseite steckt eine Hauptkamera mit 108 Megapixeln (MP), eine Ultraweitwinkelkamera (13 MP) und eine Telelinse mit 50 MP. Die Frontkamera auf der Vorderseite hat ebenfalls 50 MP und verfügt zudem über einen Autofokus.
Im Praxis-Test zeigte sich das HMD Skyline von seiner Schokoladenseite: Bei Tageslicht überraschten die Aufnahmen positiv. Mit der Hauptkamera eingefangene Details sind scharf, und auch die Farben machen einen guten Eindruck. Bei der Ultraweitwinkelkamera verschwinden in der Ferne leider einzelne Details – davon abgesehen ist aber auch hier das Ergebnis gut. Die zweifache, dreifache und vierfache Vergrößerung sind in der Kamera-App mit nur einem Fingertipp auswählbar. Im Test zeigte sich, dass auch hier die Details zunächst bestehen bleiben. Andere Modelle verlieren schon bei vierfacher Vergrößerung ihre Detailtreue. Hier macht sich offenbar die verbaute Telelinse bezahlt. Insgesamt lässt sich die Vergrößerung auf den Faktor 20 hochdrehen – dann sind die Ergebnisse allerdings matschig. Überraschend: HMD verzichtet beim Skyline auf einen Makromodus oder gar eine eigene Kamera dafür. Solch ein Vorgehen ist eher selten.
Die Bilder mit der Frontkamera sehen bei Tageslicht ebenfalls gut aus. Der Autofokus konzentriert sich dabei stets auf ein Auge – das ist auf dem Display durch eine gelbe Umrandung gekennzeichnet. Dadurch gibt es keine Notwendigkeit zum Nachregulieren. Nett ist zudem der Selbstauslöser, der sich mit bestimmten Gesten aktivieren lässt. Hier zeigt sich, dass HMD auf eine jüngere Zielgruppe setzt, denn auch das Herz, geformt aus Daumen und Zeigefinger, ist dazu nutzbar. Außerdem positiv überrascht waren wir im Test vom Porträtmodus. Den gibt es mit künstlicher Intelligenz als Unterstützung oder ohne. Im Test war kein Unterschied zu erkennen. Dafür schaffte es der Porträtmodus zuverlässig, den Hintergrund unscharf zu machen und die Person im Vordergrund scharf zu lassen. Lediglich umherfliegende Haarsträhnen fielen teils der Unschärfe zum Opfer.
Reicht die Leistung aus?
Im Inneren des HMD Skyline werkelt ein Snapdragon 7s Gen 2 von Qualcomm. Je nach Ausstattungsversion verfügt das Smartphone über 8 oder 12 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher (RAM). Der interne Speicher ist dazu wahlweise 128 GB oder 256 GB groß. Besonders: Das Skyline verfügt über einen Speicherkartenslot, der eine Karte mit bis zu 512 GB zusätzlichem Speicher beheimaten kann. Auf das Arbeitstempo reduziert rangiert das HMD Skyline im Mittelfeld seiner Preisklasse. Daher sind Spiele ab Werk beispielsweise auf niedrige Grafikeinstellungen eingestellt. Dreht man die Grafikstufe hoch, kann es zu vereinzelten Rucklern kommen. Wer das Gerät zum Fotografieren und Surfen nutzt, sollte mit der Leistung gut bedient sein.
Darüber hinaus verfügt das HMD Skyline über Bluetooth 5.2, Wifi 6E, 5G und NFC. Ab Werk läuft auf dem Gerät Android 14 – HMD Global stellt zwei weitere große Android-Updates in Aussicht. Sicherheitsupdates wiederum soll es drei Jahre ab dem Erscheinungsdatum (also bis 2027) geben.
Detox vom eigenen Smartphone
Ständig das Gefühl haben, etwas zu verpassen und deswegen immer wieder auf das Smartphone blicken – viele kennen das. HMD Global will für Ruhe sorgen und geht dafür einen Schritt weiter als andere Hersteller. Der sogenannte Detox-Modus soll nach Angaben des Unternehmens die Funktionsfähigkeit des Smartphones drastisch einschränken und so bewirken, dass es nicht mehr so oft in die Hand wandert. Dabei lässt sich individuell festlegen, welche Apps funktionieren und welche Kontakte verfügbar sind. Leider ist der Modus bisher nicht auf den Geräten verfügbar gewesen, weshalb wir den Nutzen noch nicht testen konnten.
Was kann der Akku?
Der Akku des HMD Skyline fasst 4.600 Milliamperestunden. Damit liegt das Smartphone in diesem Punkt gleichauf mit der Konkurrenz. HMD verspricht eine Akkulaufzeit von bis zu 48 Stunden – einem Dauertest im Labor muss sich das Gerät erst noch stellen. Mit dem passenden (und nicht mitgelieferten) Netzstecker soll der Strom mit bis zu 33 Watt in den Akku gepumpt werden. Nett: Kabellos lädt das Gerät mit bis zu 15 Watt – andere Geräte versorgt es mit bis zu 5 Watt induktiv.
HMD Skyline: Preis, Farben, Verfügbarkeit
Das HMD Skyline ist seit August 2024 in Deutschland verfügbar. Zum Verkaufsstart ruft HMD Global für das Smartphone in Twisted Black (Schwarz) oder Neon Pink mit 8 GB RAM und 128 GB internem Speicher 499,99 Euro auf. Wer 12 GB RAM und 256 GB internen Speicherplatz möchte, muss 599,99 Euro auf den Tisch legen.
HMD Skyline: Fazit des Praxis-Tests
Das HMD Skyline macht einiges anders als die Konkurrenz in der Preisklasse. Das beginnt schon beim etwas ungewöhnlichen Design und geht weiter mit einer Telelinse und der Reparaturfähigkeit. Fürs Reparieren ist neben dem richtigen Equipment jedoch Geduld gefragt. Dennoch handelt es sich dabei um ein nützliches Feature, das auch den Mangel an Wasserdichtigkeit verschmerzen lässt. Das Display hinterließ im Praxis-Test einen guten Eindruck, und auch beim Arbeitstempo gehört das Smartphone zur Mittelklasse. Überraschend ist das Kameraaufgebot mit einer Telelinse, das selbst bei höheren Vergrößerungsstufen gute Ergebnisse liefert. Insgesamt ist das HMD Skyline eine nette Abwechslung zur Konkurrenz bis 500 Euro.
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