Kaum ausgepackt, beginnt auch schon der Test: Die Experten von COMPUTER BILD messen die Zeit, die man benötigt, um den Stuhl zusammenzuschrauben. Dabei spielen die Anleitung und das mitgelieferte Zubehör eine Rolle, verbunden mit den wichtigen Fragen: Wie gut und leichtgängig sind die Rollen, wie klapprig oder fest die Armlehnen, gibt es irgendwelche Produktionsfehler? Danach holen die Tester den Zollstock raus und messen die Stühle durch, sitzen Probe und testen jeden Stuhl auf Herz und Nieren. Doch worauf ist zu achten?
Ergonomie
Wichtig ist die Lordosenstütze. Was das ist? Der Mensch hat zwei natürliche Krümmungen in der Hals- und in der Lendenwirbelsäule, die man in der Fachsprache Lordose nennt. Gaming-Stühle sollten diese Bögen ausfüllen, so die Muskulatur entlasten und Verspannungen vorbeugen. Viele Hersteller nutzen dafür bloß Kissen, andere haben sich bessere Konzepte ausgedacht, was in der Benotung zu erkennen ist.
Polsterung
Bei heißen Matches kommen Gamer mitunter ins Schwitzen. Aber manchmal liegt es schlicht an der Polsterung des Stuhls. Auch das untersuchte COMPUTER BILD. Mit einer Wärmebildkamera haben die Experten ermittelt, wie heiß die Stühle nach zehnminütigem Sitzen sind und wie stark sie danach abkühlen. So lässt sich ablesen, wie luftdurchlässig das verwendete Material ist. Auch der Stoff des Bezugs spielt dabei eine wichtige Rolle.
Komfort
Ob Gaming-Stuhl oder Sitzgelegenheit fürs Home-Office: Die Kriterien sind gleich. Auf folgende Dinge sollten Sie achten:
- Sitzkomfort: Wie komfortabel ist der Stuhl? Ist das Polster weich oder hart? Wie steht es um die Ergonomie und wie gut lässt er sich auf die persönlichen Bedürfnisse einstellen?
- Bedienung: Lässt sich der Stuhl einfach bedienen? Wie viele Einstellungsmöglichkeiten hat er?
- Qualität: Wie wertig ist der Stuhl? Ist alles stabil oder wackeln bestimmte Teile? Wie ist die Verarbeitung?
Die Sitztiefe und Sitzhöhe, Armlehnen und ihre Einstellbarkeit sowie die Rückenlehne und ihre Stützeigenschaften sind für Spielerinnen und Spieler entscheidend. Manche Stühle gibt es in verschiedenen Größen. Das ist wichtig, denn Sitz und Rückenlehne müssen Halt bieten – und das klappt nur, wenn Körper und Stuhlgröße zueinanderpassen.
Eine wichtige Rolle spielt hier auch der sogenannte Hub. Dabei handelt es sich um das Spiel zwischen niedrigster und höchster Stufe des Stuhls. Für erwachsene Menschen sollte der Wert mindestens bei 40 Zentimeter und darüber liegen, damit man nicht zu tief sitzt.
Spannend ist außerdem der ThunderX3 Core Loft: Hier befindet sich fast die komplette Polsterung der Rückenlehne auf einer Metallfeder. Diese sorgt dafür, dass sich die Lordosenstütze dem Rücken anpasst und bei Bewegungen mitgeht. Am Anfang fühlt sich das noch ungewohnt an, der Rücken dankt es einem aber am Ende des Tages.
Beim Recaro Exo Platinum und Recaro Exo ist die ausgesprochen angenehme Lordosenstütze fest in der Rückenlehne verbaut und bewegt sich beim Einstellen mit. Gleichzeitig ist der Gamer auf dem Sitz rutschfest fixiert. So hält der Stuhl den Körper in einer gesunden Position, auch wenn die Bewegungsfreiheit etwas darunter leidet. Es ist allerdings fast unmöglich, auf dem Recaro-Stuhl falsch zu sitzen, er bleibt immer ergonomisch. Allerdings haben nicht alle Stühle eine Lordosenstütze an Bord. Solche Modelle eigenen sich für kürzere Sitzzeiten, wer aber stundenlang darauf verweilt, tut seinem Rücken einen Bärendienst.
Mit einem “BPMS-System” haben die Tester die Druckverteilung des Körpers an Auflageflächen gemessen. Die dazugehörige Software stellt die Ergebnisse in einem 3D-Bild dar. So lässt sich ermitteln, wie gut das Gewicht auf dem Stuhl verteilt ist, was wiederum Rückschlüsse auf den Komfort erlaubt. Die rote Fläche zeigt an, wo der größte Druck entsteht.
Dieses wohlige Gefühl kommt definitiv bei den Herman-Miller-Sitzen und bei der Recaro-Exo-Familie auf. Mit dem Medion Druid P10 geht es sogar für deutlich weniger Geld. Auch der eher kleine Sitz des Backforce V ist bequem und kam mit einer guten Gewichtsverteilung daher. Ganz anders sieht es beim brettharten Razer Iskur XL aus. Allerdings ist er viel zu hart, was sich zunächst “gesund” anfühlt, auf Dauer macht das Gesäß das aber nicht klaglos mit. Auch der Noblechairs Hero ST ist zu fest.
Hersteller sparen oft an den Mechaniken und an den Armlehnen. Wie? Indem sie “fertige Lösungen” in Massen kaufen und in ihre Stühle einbauen. Im Gegensatz zur Polsterung fällt das aber nicht direkt auf. Premium-Hersteller wie Herman Miller, Asus oder Recaro setzen auf eigens entwickelte Lösungen. Das gilt auch bei den Armlehnen: Während Recaro und Asus eigene Produkte entwickelt haben, bedient sich die Konkurrenz oft bei mehr oder weniger wackeliger Stangenware aus China.
- Sitzen Sie in 90-Grad-Winkeln: Wählen Sie eine Sitzposition, die Ihnen erlaubt, über längere Zeit bequem zu verweilen. Die 90-Grad-Regel ist ein guter Anhaltspunkt: Rücken und Oberschenkel sowie Ober- und Unterschenkel bilden einen 90-Grad-Winkel. Beim Kniegelenk ist aber mehr erlaubt, denn oft sind Werte um 110 Grad dort deutlich angenehmer.
- Machen Sie Pausen – Bewegung ist der Schlüssel: Wer zockt, kennt das Problem – man vergisst die Umgebung und bleibt über längere Zeit in derselben Position sitzen. Das sollten Sie vermeiden. Egal, ob beim Zocken oder bei der Arbeit: Stellen Sie sich einen Timer auf 55 Minuten und stehen Sie auf, sobald die Uhr klingelt. Ein kurzer Gang reicht schon aus, aber noch besser sind ein paar Kniebeugen oder gar Liegestütze.
- Dehnübungen helfen: Der Hüftbeuger ist ein Muskel, der im Alltag in Bewegung bleiben sollte. Wer viel sitzt, riskiert eine sogenannte Verkürzung desselben. Die Konsequenz: regelmäßige Schmerzen im unteren Rückenbereich. Damit das nicht passiert, sollten Sie täglich kurze Dehnübungen einstreuen. Vor allem, wenn Sie lange gesessen haben.
Bei manchen Modellen sitzen immerhin die Schrauben bereits an Ort und Stelle, was Verwechslungen vorbeugt und die Suche nach den korrekten Löchern erspart. Allerdings: Durchs Raus- und Reinschrauben vergeht zusätzlich Zeit. Ein Inbusschlüssel für die Schrauben liegt immer bei, zusätzliches Werkzeug ist nicht nötig, kann aber helfen. Um sich bei der Montage nicht zu verlaufen, legen alle Hersteller unterschiedlich umfangreiche Anleitungen bei. Im Test überzeugten hier etwa der ThunderX3 Core Loft, Maxnomic Leader EE (Executive Edition) und Razer Iskur XL. Bei Maxnomic müssen außerdem noch einzelne Teile mit Schmierfett präpariert werden, bevor Hebel & Co. an ihren Platz kommen.
Gaming-Stühle unterscheiden sich nicht nur in Design und Ergonomie, auch die Preisspanne ist gewaltig. Der Testsieger Recaro Exo Platinum ist nahezu perfekt, kostet allerdings ordentlich Geld. Wer sparen will, greift zum Corsair TC200. Der Preistipp hat zwar einige Schwächen, aber für den günstigen Kurs bekommen Spieler einen ordentlichen Gaming-Stuhl.
Was kostet ein guter Gaming-Stuhl?
Wer einen guten Gaming-Stuhl kaufen möchte, muss mindestens 300 bis 400 Euro zur Verfügung haben. Premium-Stühle fangen preislich bei etwa 700 Euro an. Es gibt aber auch Preis-Leistungs-Tipps wie den Arozzi Vernazza für etwa 290 Euro.
Sind Gaming-Stühle gut?
Gaming-Stühle sind in der Regel bequemer als handelsübliche Bürostühle und sehen knackiger aus. Generell spricht nichts gegen den Kauf eines Gaming-Stuhls.
Sind Gaming-Stühle schlecht für den Rücken?
Nein, Gaming-Stühle sind nicht schlecht für den Rücken. Im Gegenteil: Stühle wie der Razer Iskur und der Recaro Exo bieten tolle Lordosestützen. Billige Stühle sind unter Umständen allerdings unvorteilhaft – das gilt auch für Bürostühle.
Wie sitzt man richtig im Gaming-Stuhl?
Wählen Sie eine Sitzposition, die Ihnen erlaubt, über längere Zeit bequem zu verweilen. Die 90-Grad-Regel ist ein guter Anhaltspunkt: Rücken und Oberschenkel sowie Ober- und Unterschenkel bilden einen 90-Grad-Winkel. Beim Kniegelenk ist aber mehr erlaubt, denn oft sind Werte um 110 Grad dort deutlich angenehmer.
Was ist besonders an Gaming-Stühlen?
In der Regel sind es das Design und die Anpassbarkeit. Gaming-Stühle lassen sich meist besser einstellen.