Wettbewerbshüter der EU sehen offenbar vorerst von der Zerschlagung des Google-Anzeigengeschäfts ab. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider-Quellen. Regulierer der EU hatten dem Google-Konzern Alphabet wettbewerbswidrige Praktiken im Anzeigengeschäft vorgeworfen. Nach Auffassung der EU nutzte Google seine starke Marktposition, um eigene Dienste und Technologien für Online-Werbung zu bevorzugen und sich so einen unfairen Vorteil gegenüber Mitbewerber zu verschaffen. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärte daraufhin, dass womöglich nur eine verpflichtende Veräußerung eines Teils seines Online-Werbegeschäfts Google dazu bringen könne, seine wettbewerbswidrigen Praktiken einzustellen.

Abmahnung statt Aufspaltung – vorerst

Nun scheint es, als würde die EU zunächst von einer Aufspaltung des Google-Anzeigengeschäfts absehen. Ganz vom Tisch ist diese Option laut Reuters aber noch nicht. So mahnen die europäischen Wettbewerbshüter den US-Konzern für seine Praktiken vorerst zwar nur ab. Sollte dieser seine Vorgehensweise aber nicht ändern, könne es weiterhin zur Zerschlagung durch die EU kommen. Es wäre die bislang härteste Strafe der EU gegen den US-Konzern. Bis es zu einer offiziellen Entscheidung der EU kommt, könnte es allerdings noch dauern. So gehen Reuters’ Quellen davon aus, dass sie nicht vor November 2024 fallen dürfte.

Google mit geschlossenem Verkaufskreislauf

Allein 2023 erzielte Google mit seinen Diensten Werbeeinnahmen in Höhe von knapp 238 Milliarden US-Dollar (rund 220 Milliarden Euro), wie Reuters berichtet. Das Problem aus Sicht der EU: Google betreibt nicht nur Tools wie Google Ads, mit denen Werbetreibende digitale Anzeigenflächen kaufen können, sondern auch Anzeigenbörsen wie AdX, auf denen diese Flächen verkauft werden. Seit 2014 soll Google diesen Vorteil genutzt haben, um seine eigene Anzeigenbörse AdX für den Kauf von Anzeigenflächen über Google Ads und andere Google-Dienste zu bevorzugen.

Der Bericht von Reuters folgt nur wenige Tage, nachdem der Europäische Gerichtshof eine 2017 verhängte Strafe in Milliardenhöhe gegen Google bestätigt hat. Unterdessen droht Google auch in den USA die Zerschlagung durch Wettbewerbshüter. Im Fokus steht der Konzern in den Vereinigten Staaten unter anderem wegen seiner Monopolstellung bei der Online-Suche und wettbewerbswidriger Deals mit Geräteherstellern wie Apple und Samsung.

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