Abheben, Fliegen und Filmen mit DJI-Drohnen ist kein Hexenwerk, das haben die COMPUTERBILD-Tests zahlreicher Modelle gezeigt. Trotzdem will der Hersteller den Einstieg noch leichter gestalten – mit einer federleichten Kamera-Drohne, die auf Knopfdruck luftige Selfie-Videos etwa für Social Media einfängt. Wie gut das der DJI Neo gelingt, klärt dieser Test.

DJI Neo: Der Pilot wird zum Hauptdarsteller

Die DJI Neo ist mit 135 Gramm so leicht, dass Sie in der Jackentasche kaum zu spüren ist, und so klein, dass sie in die Handfläche passt. Ein aufwendiger Faltmechanismus mit angeklagten Armen ist gar nicht nötig, denn die vier kleinen Propeller sind in einem “Käfig” gut geschützt und bringen die Drohne mit Abmessungen von 13 x 16 x 5 Zentimeter gerade einmal auf das Format eines kleinen Taschenbuchs. Vorne sitzt eine oben und unten schwenkbare 4K-Kamera, auf der Unterseite sitzt ein schmaler Akku für bis zu 17 Minuten Flugzeit. Oben gibt es noch zwei Köpfe – einen zum Einschalten der Neo, einen zum Losfliegen.

Richtig gehört, ein gekoppeltes Smartphone oder gar eine Fernbedienung braucht es nicht unbedingt. Das sind die vier Steuermöglichkeiten:

DJi Neo, Hand

Auf Knopfdruck startet die DJI Neo direkt aus der Handfläche – und landet dort auch wieder.

Foto: COMPUTERBILD

Direkt aus der Hand

Wer etwa beim Wandern spontan filmen will, holt die Neo hervor, und startet sie ohne Hilfsmittel: Einfach mit der Kamera zu sich in die ausgestreckte Hand legen und per Knopfdruck abheben! Standardmäßig fliegt und filmt die Neo immer im Verfolgungsmodus (“Follow”). Dabei behält die Kamera die Person vor der Nase im Blick und schwebt ihr bei Bewegung einfach hinterher. Das klappt sogar in Innenräumen, sofern die nicht allzu verwinkelt sind. Fürs Ablichten statischer Motive gibt es andere Flugmanöver, bei denen die Drohne automatisch das Objekt der Begierde etwa umkreist oder beim kunstvollen Aufsteigen im Auge behält.

Mit dem Smartphone

Wer die Neo mit dem Handy samt DJI-Fly-App koppelt, sieht auf dem Display das Livebild der Kamera und kann sie mithilfe virtueller Steuerkreuze auch frei bewegen. Das dient aber eher zum Ausrichten von Drohne und Kamera aufs Geschehen – und weniger für spektakuläre Flugrunden am Himmel. Ein weiterer Vorteil ist die hier eingebaute Sprachsteuerung: Mit “Hey Fly” ins Mikro des Handys gesprochen, gefolgt von englischsprachigen Kommandos wie “Follow”, “Dronie”, “Closer”, “Stop” oder “Land”, gehorcht die Neo aufs Wort.

DJI Neo, Fernbedienung

Wer mehr Kontrolle über die Neo will, braucht die Fernbedienung oder zumindest ein Smartphone.

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Per DJI-Fernbedienung

Noch mehr Kontrolle beim Fliegen liefert die zusätzlich erhältliche Fernbedienung. Die Steuerknüppel steuern die Neo butterweich und präzise. Dank eingebauter Antennen kann sich die Neo weiter als 50 Meter vom Startpunkt entfernen, das eingespannte Handy dient als Bildschirm.

Mit FPV-Brille und Controller: Ebenfalls gegen Aufpreis zu haben ist eine FPV-Brille. Diese “Goggles” hat der Pilot auf der Nase und sieht so in Echtzeit, was die Kamera filmt. Durch Bewegungen eines Motion-Controllers in der Hand saust die Drohne durch die Lüfte, die Goggles-Brille liefert den Blick aus dem Cockpit der Neo.

In der Luft: So gut fliegt die DJI Neo

Beim ersten Testflug am Badesee war die Drohne fix aus der Hand abgehoben und stand recht stabil in der Luft, bevor sie den Piloten beim Spaziergang verfolgte. Auch eine kleine Fahrradtour begleitete die Neo zuverlässig. Nur bei einem Tempo jenseits von 25 km/h oder allzu plötzlichen Richtungswechseln verlor die Neo den Biker aus den Augen – und blieb dann im Schwebeflug stehen. Kleine Zweige in der Flugbahn oder ein gelegentlicher Aufprall machten keine Probleme, weil die Propeller durch ihre Plastikgitter abgeschirmt sind. Ein aktive Hinderniserkennung ist aber nicht an Bord. Bäume und Funkmasten kann die Neo nicht selbstständig umschiffen, denn Kollisions- und Absturzsensoren hat DJI bei der Neo eingespart. Und so achteten die Tester auch bei voreingestellten Flugmanövern penibel auf genügend Platz ums Motiv herum, bevor sie das Umkreisen oder Abheben starteten.

DJI Neo, Fliegen

Die Neo liegt gut in der Luft. Das Fliegengewicht von 135 Gramm macht sie aber anfällig für Windeinflüsse.

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Bei weiteren Proberunden an der holländischen Nordseeküste war bei starker Brise ein deutliches Driften auszumachen. Das ist aber vollkommen verständlich bei dem Fliegengewicht. Der schmale Akku hielt bei Windstille gute 15 Minuten durch. Bei viel Wind und in luftiger Höhe hatten die Motoren mehr zu tun und die Flugzeit sank auf etwa 10 Minuten. Nach Hause findet die Neo souverän: Im Test wählte sie auf Befehl automatisch eine passende Route zurück zum Startpunkt. Wer dann die Hand ausstreckt, läßt die Neo dort sicher landen.

So gut gelingen Fotos und Videos

Die geknipsten Selfie-Schätze lösten beim späteren Betrachten keine Begeisterungstürme aus. Angesichts des kleinen 1/2-Zoll-Sensors geht die Videoqualität in Ordnung, liefert aber nicht die gestochene Schärfe und die vielen Details, die etwa DJI-Drohnen der Mini-Serie gelingt. Beim Filmen am Strand in anspruchsvollen Lichtverhältnissen etwa saufen die dunklen Wellen ab, während die Wolken am Himmel überstrahlen. Immerhin war das 4K-Material (bis 30 fps, HD bis 60 fps) schön stabilisiert und selten verwackelt.

DJI Neo, Aufnahmen

Die Neo liefert 4K-Aufnahmen. Fotos und Videos geraten aber nicht sonderlich scharf und detailreich.

Foto: COMPUTERBILD

Videos (MP4-Format) und Fotos (JPEG, 12 Megapixel) landen erst auf dem internen Speicher der Neo, bevor sie wahlweise drahtlos per DJI-App aufs Handy oder per USB-C-Kabel auf den Computer wandern. Laut DJI reichen die 22 Gigabyte für 45 Minuten Aufnahme. Eine SD-Karte für mehr Speicher findet in der Neo keinen Platz. Auch ein Mikro ist nicht an Bord, die Aufnahmen sind also völlig lautlos. Der will, nimmt den Ton mit dem Smartphone auf oder verbindet für bessere Qualität ein DJI-Mikro per Bluetooth.

DJI Neo: Testfazit und Preise

Wenn bei Selfies mit dem Handy der Arm mal wieder zu kurz ist oder sich kein passendes Plätzchen zum Hinstellen findet, sorgt die DJI Neo bei Fotos und Videos für neue Perspektiven. Die Bedienung ist kinderleicht, die Drohne hebt wahlweise per Handy, Fernbedienung oder einfach auf Knopfdruck ab. Sie folgt bewegten Motiven souverän und filmt vollautomatisch aus vielen Blickwinkeln. Trotzdem ist die DJI Neo nicht der unangefochtene Star am Selfie-Himmel, denn die Foto- und Videoqualität läßt oft zu wünschen übrig. Es winken zwar stabile, aber oft auch detailarme Aufnahmen, die in sozialen Netzwerken vorzeigbar, aber eben nicht unbedingt die Überflieger sind. Besser machen das die nächstgrößeren Mini-Modelle wie die DJI Mini 4 Pro, die obendrein mit Kollisionsschutz punktet. Egal ob Neo oder Mini, alle erfordern keinen Drohnenführerschein, wohl aber Registrierung und Versicherung.
Die Neo ist mit 199 Euro die günstigste DJI-Drohne – ein Akku ist inklusive. Wer für mehr Flugspass Fernbedienung und drei Akkus samt Ladestation will, braucht die Fly More Combo für 349 Euro. Das ist immer noch günstiger als die 4K-tauglichen Mini-Modelle, für die zwischen 450 und 900 Euro fällig werden. Fürs FPV-Fliegen braucht es bei der Neo die VR-Brille DJI Goggles 3 (659 Euro) und den Controller DJI RC Motion 3 (89 Euro).

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