Profi-Kameras baut Canon gerne im Doppelpack: Die sündhaft teuren Topmodelle der 1er Serie, ergänzt um die kleineren und günstigeren Modelle der 5er Serie. Diese Kombi gibt es jetzt auch als Systemkameras. Das neue Topmodell, die Canon EOS R1, lässt noch etwas auf sich warten, dafür tritt die neue Nummer 2 bei COMPUTER BILD zum Test an: Die Canon EOS R5 Mark II konnte durch die Bank überzeugen und ist in fast jedem Punkt noch besser als die Vorgängerin Canon EOS R5.

Mehr Prozessorpower

Der Bildsensor der Canon EOS R5 Mark II ist neu, bleibt aber der Auflösung der Vorgängerin treu. Die EOS R5 Mark II schießt Fotos mit 45 Megapixeln (Auflösung 8192×5464 Pixel). Diesmal kommt aber ein Stacked Sensor (sinngemäß gestapelter Sensor) zum Einsatz. Hier sorgt eine zusätzliche Schicht mit einem Zwischenspeicher für ein schnelleres Auslesen des Sensors. Dazu kommt die schnellste Bildelektronik, die Canon zu bieten hat, den Bildprozessor DIGIC X ergänzt der DIGIC Accelerator, ein KI-Chip, der auf das schnelle Verarbeiten großer Datenmengen ausgelegt ist. Vorteile dieser Kombination: Der mechanische Verschluss wird nicht mehr gebraucht und wird am besten nur noch als Schutz vor den Sensor geschwenkt, wenn die Kamera ausgeschaltet ist, etwa beim Objektivwechsel. Dadurch arbeitet die EOS R5 Mark II extrem leise, auf Wunsch auch komplett lautlos. Mit dem elektronischen Verschluss erhöht sich auch das Serienbildtempo deutlich. Im Test schaffte die EOS R5 Mark II 29,0 Bilder pro Sekunde: mit voller Auflösung, Belichtungsanpassung und Schärfenachführung – ideal für die Actionfotografie. Und wer den richtigen Augenblick nicht verpassen will, schaltet die Funktion Voraufnahme ein: Dann nimmt die EOS R5 Mark II ständig auf und speichert beim Druck auf den Auslöser zusätzlich 15 vorher erfasste Fotos. Das macht die EOS R5 Mark II ziemlich einzigartig. Eine ähnliche Kombi aus extrem detailreich und extrem schnell in einem kompakten Gehäuse bieten nur die Nikon Z8 und die Sony Alpha 1.

Top-Autofokus mit KI-Unterstützung

Schon bei der Vorgängerin war der Autofokus richtig gut, aber die Canon EOS R5 Mark II setzt noch einen drauf, vor allem bei der Motiverkennung: Die Unterstützung durch den DIGIC Accelerator sorgt für eine besonders schnelle und besonders genaue Erkennung des Motivs, die nur extrem selten danebenliegt, und für eine sehr genaue und sehr schnelle Schärfenachführung. Hier gehört die EOS R5 Mark II aktuell zu den besten Systemkameras, ähnlich gut sind nur sehr wenige Modelle wie Nikon Z8 und Nikon Z9 oder die Sony Alpha 9 III. Der Autofokus der EOS R5 Mark II hängt alle Spiegelreflexmodelle ab, selbst das letzte Top-Profimodell des Herstellers, die Canon EOS-1D X Mark III. Und ist dabei schon mit den Standardeinstellungen extrem gut. Feintuning in den Menüeinstellungen ist da kaum nötig. Außer vielleicht, um den Action-Modus einzuschalten. Der verfolgt bei bestimmten Sportarten (Basketball, Fußball und Volleyball) den Ball – wird der Ball gepasst, wechselt der Autofokus auf die Spielerin oder den Spieler, der ihn wahrscheinlich bekommt. Das klappt ziemlich gut, der Modus sollte aber bei anderen Motiven ausgeschaltet bleiben, da er sonst die Motiverkennung verlangsamt. Neu in der 5er-Serie ist der Augen-Autofokus. Hier reicht ein grober Blick auf die Stelle, die scharf gestellt werden soll, um die Motiverkennung dort arbeiten zu lassen. Da der Augen-Autofokus dazu die Bewegung der Pupille erfasst, muss er auf den Fotografen oder die Fotografin eingestellt werden. Für Einstellungen bietet die EOS R5 Mark II mehrere Speicherplätze, etwa mit und ohne Brille oder wenn mehrere sich eine Kamera teilen. Aber: Auch in der neuen Version des Augen-Autofokus klappt diese Automatik nicht, wenn in der Brille Gleitsichtgläser stecken. Deren unterschiedliche Stärken bringen die Erkennung aus dem Tritt.

Canon EOS R5 Mark II

Der Autofokus der Canon EOS R5 Mark II bietet sehr viele Einstellungen, eine sehr aufwendige Motiverkennung und lässt sich sogar per Blick durch den Sucher steuern.

Foto: COMPUTER BILD

Die Bildqualität ist top!

Die Fotos der Canon EOS R5 Mark II sind echt top! Durch die hohe Auflösung extrem detailreich, dazu knackig scharf und sehr kontrastreich. Und bei der Farbwiedergabe ist die EOS R5 Mark II schön genau. Selbst bei wenig Licht und entsprechend hoher ISO-Einstellung sehen die Aufnahmen richtig gut aus. Bis ISO 1600 fällt der Unterschied recht gering aus, erst mit ISO 6400 zeigt sich dann ein leichter Schärfeverlust. Gegenüber der Vorgängerin hat sich die EOS R5 Mark II vor allem hier verbessert. Bei Tageslichtfotos mit ISO 100 gibt es kaum einen Unterschied. Nur wer gerne mit extrem hohen ISO-Einstellungen wie ISO 12800 fotografiert, fährt mit einer Kamera mit etwas niedrigerer Auflösung wie dem Schwestermodell EOS R1 (24 Megapixel) besser. Typisch für eine Kamera mit sehr hoher Auflösung. Wer die maximale Bildqualität ausreizen will, sollte hochwertige Objektive einsetzen, etwa aus Canons L-Serie. Die sind zwar meist größer und schwerer und auch eine ganze Ecke teurer als die Optiken aus der Standardserie, liefern aber vor allem bei wenig Licht eine höhere Qualität, da der Schärfeverlust bei hoher ISO-Einstellung geringer ausfällt.

Canon EOS R5 Mark II

Durch den sehr schnellen Autofokus und das extrem hohe Serienbildtempo gelingen mit der Canon EOS R5 Mark II auch unter schwierigen Bedingungen sehr leicht tolle Bilder.

Foto: COMPUTER BILD

KI statt Pixelshift

Ein Ausstattungsmerkmal der Vorgängerin hat Canon bei der EOS R5 Mark II wieder gestrichen: Statt einen Pixelshift-Modus, der die Auflösung durch das Kombinieren mehrerer, nacheinander geschossener Fotos erhöht, gibt es bei der EOS R5 Mark II den HiRes-Modus. Der rechnet nachträglich die Auflösung von 45 auf 180 Megapixel hoch. Vorteil der neuen Methode: Sie funktioniert auch mit Motiven, die sich bewegen, etwa Blätter an einem Ast im Wind. Vor der Kamera sollte ein möglichst gutes Objektiv sitzen, damit die HiRes-Aufnahmen auch wirklich detailreicher geraten. Und selbst damit fällt der Unterschied nicht ganz so groß aus, wie es die vierfache Auflösung vermuten lassen würde. Die Fotos werden etwas detailreicher, nicht mehr. Trotzdem kann sich der HiRes-Modus lohnen, vor allem für Landschaftsfotografinnen und -fotografen, die häufig in sehr großen Formaten drucken.

Canon EOS R5 Mark II

Das Gehäuse der Canon EOS R5 Mark II wurde leicht überarbeitet. Eine besonders nützliche Neuerung: Der Einschalter sitzt jetzt rechts. Damit lässt sich die Kamera auch einhändig einschalten.

Foto: COMPUTER BILD

Auch bei Video ein echter Top-Profi

Die Auflösung des Sensors ist mit einer Breite von 8192 Pixeln maßgeschneidert für Videos in 8K. Maximal filmt die EOS R5 Mark II in Cine 8K im Format 17:9 mit 8192×4320 Pixeln oder in 8K mit 7680×4320 Pixeln (Seitenverhältnis wie bei modernen Fernsehern 16:9). In 8K sind bis zu 60 Bilder pro Sekunde möglich (8K60p), in 4K (3840×2160 Pixel) bis zu 120 Bilder pro Sekunde mit Ton (4K120p). Dazu kommt eine Unmenge an Profi-Funktionen, etwa die Möglichkeit, Farben im Format Custom Pictures anzupassen, das ging bisher nur bei Profi-Videokameras der Cinema-EOS-Serie. Doch selbst mit den Standardeinstellungen sehen die Videos der EOS R5 Mark II richtig gut aus. Da gehört die R5 Mark II zu den besten Systemkameras und hängt vor allem Kameras mit kleineren Sensoren im APS-C- oder MFT-Format klar ab. Damit der Ton genauso gut ist, gehört aber ein externes Mikrofon auf die Kamera. Das eingebaute klingt wie bei den meisten Digitalkamera etwas hallern. Ein Vorteil der neuen Bildelektronik gegenüber der Vorgängerin: Sie arbeitet effizienter und erlaubt so lange Videoaufnahmen. Im Test waren 111 Minuten in 4K30p in einem Rutsch drin. Danach war der Akku leer. Noch länger filmen ist kein Problem: mit einem Batteriegriff (hier bietet Canon gleich drei Modelle an, darunter einen mit Kühllüfter für die Kamera) oder mit einer Stromversorgung per USB-C.

Canon EOS R5 Mark II

Die Canon EOS R5 Mark II bringt zwei Steckplätze für Speicherkarten mit: einmal CFexpress Typ B (extrem schnell, aber teuer) und einmal SD (spürbar langsamer, aber auch deutlich günstiger).

Foto: COMPUTER BILD

Der Sucher ist top und schön hell

Auf den ersten Blick scheint sich beim Sucher der Canon EOS R5 Mark II nichts getan zu haben: Es bleibt bei einer Suchervergrößerung von 0,76-fach und einer Auflösung von 1600×1200 Pixeln (Herstellerangabe 5,76 Millionen Pixel, da hier Subpixel für Rot, Grün und Blau gezählt werden). Die entscheidende Verbesserung: Der Sucher ist mit bis zu 1600 Candela pro Quadratmeter doppelt so hell wie bei der EOS R5. In Innenräumen oder an einem grauen Herbsttag macht das kaum einen Unterschied, aber wenn die Sonne rauskommt, ist die höhere Sucherhelligkeit ein echter Vorteil, da der Sucher meist genauso hell ist wie die Umgebung. Nur sehr wenige Systemkameras sind heller: die Nikon Z8 und Z9 mit 3000 Candela pro Quadratmeter, die Nikon Z6 III mit 4000 Candela pro Quadratmeter. Ein weiterer Vorteil: Durch die sehr schnelle Bildelektronik ist die Darstellung im Sucher auch bei Serienaufnahmen und bei schnellen Kameraschwenks praktisch verzögerungsfrei.

Testergebnisse Canon EOS R5 Mark II

WLAN, Bluetooth und eine gute App

Wie praktisch alle neuen Kameras hat die Canon EOS R5 Mark II Bluetooth und WLAN eingebaut. Die Anbindung zum Handy läuft über die App Camera Connect (gibt es für Android und Apple), die bietet dabei besonders viele Einstellmöglichkeiten. Das Einrichten der App geht sehr einfach und ist schnell erledigt. Nur das Umschalten beim Fernsteuern zu der dafür nötigen WLAN-Verbindung dauert (wie bei den meisten Kameras) einen Moment. Wer die Kamera nur aus der Ferne auslösen will, macht das am besten per Bluetooth. Das geht einfach schneller. Ortsdaten bekommt die EOS R5 Mark II auf Wunsch automatisch vom Handy. Das war bei der Vorgängerin noch ziemlich umständlich gelöst, weil die App dauerhaft laufen musste und dabei den Akku des Handys schneller leerte. Das ist bei der EOS R5 Mark II nicht mehr nötig.

Test-Fazit Canon EOS R5 II

Die Canon EOS R5 Mark II ist kein Schnäppchen, gehört aber zu den besten Systemkameras überhaupt, denn sie ist immer top: Die Fotos sind durch den 45-Megapixel-Sensor extrem detailreich, die Videos stellen auch anspruchsvolle Filmerinnen und Filmer zufrieden. Dazu kommt ein sehr schneller Autofokus mit extrem genauer Motiverkennung und ein enorm hohes Serienbildtempo samt Vorauslösefunktion. Eine weitere wichtige Verbesserung gegenüber der Vorgängerin: Der Sucher ist deutlich heller und beim Bildaufbau noch schneller.

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