Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) hat in seiner neusten Marktanalyse erneut die Glasfaserversorgung in Deutschland unter die Lupe genommen. Zu dem Verband zählen unter anderem 1&1, Deutsche Glasfaser, NetCologne, Osnatel und Tele Columbus. Dem Bericht zufolge lag die Glasfaser-Ausbauquote (Glasfaser liegt in der Straße bereit) Mitte 2024 bei 43,2 Prozent, die Glasfaseranschlussquote (per Glasfaser verbundene Haushalte) bei 22,8 Prozent. Die Wettbewerber der Deutschen Telekom übernehmen dabei den Großteil des Ausbaus: 77 Prozent aller aktiven Glasfaseranschlüsse stammen laut Marktanalyse von der Telekom-Konkurrenz. Während die Zahl der angeschlossenen Haushalte deutlich zunimmt, verlangsamt sich der Ausbau in der Fläche. Darin sieht der Breko einen “Frühindikator mit Folgen”: Ohne eine politische Kurskorrektur sei das Ziel der Bundesregierung, alle Haushalte bis 2030 mit Glasfaser zu versorgen, nicht mehr zu erreichen.

“Strategischer Doppelausbau”

Laut Marktanalyse steigt die Glasfaser-Ausbauquote bis 2030 nur auf einen Wert zwischen 76 Prozent und 86 Prozent. Um Investitionssicherheit zu schaffen und Investitionsanreize zu setzen, sei eine klare politische Kurskorrektur nötig. Eines der größten Probleme laut Breko: Die Deutsche Telekom betreibe einen strategischen Doppelausbau, bei dem sie auch dort Glasfaser verlege, wo ein Ausbau durch andere Netzbetreiber bereits angekündigt oder sogar durchgeführt wurde. Dem Breko-Bericht zufolge hat sich fast jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) aufgrund des Doppelausbaus aus Ausbauprojekten zurückgezogen.

Ein weiteres Problem sei eine fehlende Regelung für die Kupfer-Glasfaser-Migration: Die Telekom könne selbst über die Abschaltung ihres Kupfernetzes in Regionen entscheiden, in denen sie Glasfaser ausgebaut hat. Der Breko fordert, dass das Kupfernetz auch in Gebieten abgeschaltet werden darf, die durch Wettbewerber vergleichbar gut mit Glasfaser versorgt sind. Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers: “Sowohl beim Doppelausbau als auch bei der Kupfer-Glasfaser-Migration braucht es eine Bundesnetzagentur, die nicht nur die Interessen des marktmächtigen Unternehmens im Blick hat, sondern aktiv für fairen Wettbewerb sorgt.”

Entwicklung Glasfaserausbau Deutschland

Laut Marktanalyse kommt die Glasfaser-Ausbauquote bis 2030 auf höchstens 86 Prozent.

Foto: Breko

Telekom weist Vorwürfe zurück

Auf Anfrage von COMPUTER BILD äußert sich die Deutsche Telekom zu den Vorwürfen wie folgt:

“Durch Kooperationen mit regionalen Anbietern trägt die Telekom zur Verbreiterung des Glasfaserausbaus bei. Mehr als 40 Glasfaser-Kooperationen bilden eine wichtige Säule für den Telekom-Ausbau. Inzwischen entsteht mehr als jeder vierte Glasfaseranschluss der Telekom im Rahmen einer Kooperation. (…) Der Wettbewerb im Ausbau verleiht dem Markt Schwung und hält das Ausbautempo hoch. Der befürchtete flächendeckende Mehrfachausbau hat sich nicht bewahrheitet. Überschneidungen von Ausbauplanungen unterschiedlicher Unternehmen lassen sich zwar nicht gänzlich vermeiden. Dennoch zeigt das konkrete Baugeschehen, dass dies die Ausnahme ist und die überhitzte Überbau-Debatte die Realität nicht abbildet.”

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