Mit einem Balkonkraftwerk lässt sich etwas eigener Solarstrom recht unkompliziert erzeugen. Bis zu 800 Watt sind theoretisch drin, denn seit dem 16. Mai 2024 gilt diese neue gesetzliche Grenze. Die technischen Anwendungsregeln des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) hinken aber hinterher – dort arbeitet man derzeit noch an der Produktnorm, die klärt, unter welchen Bedingungen der Betrieb sicher möglich ist. Wir geben Ihnen den Überblick über die geltenden Regeln und vergleichen verfügbare Komplettsets.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage. Sie besteht in der Regel aus ein bis zwei, manchmal auch drei bis vier Solarmodulen, deren Einspeiseleistung ein Wechselrichter begrenzt. Der Strom wandert normalerweise direkt in die heimische Steckdose, wo ihn Geräte im Haushalt sofort verbrauchen können.
  • Hierzulande darf eine sogenannte Stecker-Solaranlage mit maximal 800 Watt “unter Einhaltung der für die Ausführung eines Netzanschlusses maßgeblichen Regelungen angeschlossen werden” (§ 8 Absatz 5a EEG). Die geltenden VDE-Normen schreiben jedoch noch 600 Watt Einspeiseleistung vor. Die neue Produktnorm des VDE, die 800 Watt vorsieht und die Anschlussregeln spezifiziert, ist noch in Arbeit. Um von den vereinfachten Regeln für Balkonkraftwerke zu profitieren, muss der Nutzer sich an die festgelegte Grenze halten. Die bisherige Auffassung war, dass die Leistung von 800 Watt bereits gilt – wer aber auf Nummer sicher gehen will, drosselt seinen Wechselrichter bis zum Erscheinen der Produktnorm auf 600 Watt.
  • Um die Leistung von 800 Watt tatsächlich zu erreichen, braucht man leistungsstarke Solarmodule und einen sonnigen Standort.
  • Das neue Gesetz sieht vor, dass Balkon-Solaranlagen nun eine zusätzliche Leistungsgrenze von 2.000 Watt in Bezug auf die Leistung der Solarmodule einhalten müssen. Daher sind Anzahl und Leistung angeschlossener Solarmodule jetzt begrenzt. Der Entwurf der VDE-Norm sieht gar eine strengere Beschränkung auf insgesamt 960 Watt Solarmodulleistung vor.
Die nachfolgende Tabelle zeigt verfügbare Komplettsets mit 800 Watt Wechselrichter-Ausgangsleistung.

Balkonkraftwerk: Komplettsets mit 800 Watt Wechselrichter

* Stand der Preise: 3. September 2024; Die Summe der Gesamtkosten ist der von uns errechnete Paketpreis inklusive Versand, Halterung und Anschlusskabel.

Welches 800-Watt-Balkonkraftwerk lohnt sich?

Kleines Kraftwerk Quattro

Kennzeichnung für einen externen Link

19%

Kleines Kraftwerk Quattro 1800 Wp

Das Set von “Kleines Kraftwerk” gibt es inklusive Anschlusskabel ab 729 Euro, wobei für Halterung und Versand Kosten hinzukommen. Enthalten sind neben dem Hoymiles HMS-1800-4T, der sich auf 600 oder 800 Watt drosseln lässt, vier bifaziale 430-Watt-Module in Full-Black-Optik. Preis gilt inklusive Versandkosten und zuzüglich Halterungen für 199 Euro.

Yuma Bifazial: Balkonkraftwerk mit 4 Modulen

Kennzeichnung für einen externen Link

7%

Yuma Flat Bifazial 1760Wp*

*Preis gilt in Verbindung mit dem exklusiven Gutscheincode “COBI30”

Zum Yuma-Set gehören bifaziale Solarmodule von Jolywood. Bifazial bedeutet: Der Ertrag fällt höher aus, weil die Solarpanels auch Licht von der Rückseite nutzen können. Dazu gehört der Hoymiles HMS-1600-4T (COMPUTER BILD-Testnote: 1,4), ebenfalls drosselbar auf 600 und künftig 800 Watt. Preis gilt zuzüglich Anschlusskabel ab 20 Euro und Versand für 49 Euro.

Priwatt PriFlat Quattro

Kennzeichnung für einen externen Link

Priwatt PriFlat Quattro 1760Wp

Das Priwatt PriFlat Quattro kommt mit Wechselrichtern von TSUN oder Solarnative. Die lassen sich auf insgesamt 600 Watt drosseln. Sobald 800 Watt erlaubt sind, kann man die Leistung steigern. Bifaziale Solarmodule von JA Solar gehören zum Set. Wir haben übrigens das Priwatt PriFlat Duo schon mal aufgebaut und seine Leistung getestet. Preis gilt zuzüglich Anschlusskabel ab 30 Euro und Versand für 69 Euro.

Wie kann ich mein Balkonkraftwerk auf 800 Watt steigern?

Wer schon ein Balkonkraftwerk mit 800-Watt-fähigem Wechselrichter hat, bekommt das Upgrade je nach Modell

Alles Wichtige zum Balkonkraftwerk-Kauf

Endlich in die Solarstromwelt einsteigen, aber richtig: COMPUTER BILD hat viele Balkonkraftwerke getestet. Wir klären, was rund um den Kauf zu beachten ist und vergleichen aktuelle Angebote.

Wann sich der Umstieg auf 800 Watt lohnt

Wer schon länger ein Balkonkraftwerk hat, fragt sich vielleicht: Rechnet sich der Umstieg meines auf 600 Watt begrenzten Modells auf einen 800-Watt-Wechselrichter? “Das lohnt erst ab einer gewissen Leistung der Solarmodule”, sagt Gerome Körbel, Gründer und Geschäftsführer bei Yuma, gegenüber COMPUTER BILD. Nur wer beispielsweise mindestens 800-Watt-Modul-Peakleistung gen Süden ausrichtet, erreicht mit einem 800-W-Wechselrichter potenziell eine teils höhere Ausbeute. Wer keine so hohe Modulleistung und/oder optimale Ausrichtung realisiert, dem reicht ein 600-Watt-Wechselrichter. Folgende Fragen spielen eine Rolle, wenn Sie sich über einen Umstieg auf 800 Watt Gedanken machen:

  • Wie viel Strom produziere ich? Prüfen Sie die Stromproduktion mit einem Messgerät, zum Beispiel mit einem Energiekostenmessgerät, einer smarten Steckdose oder direkt am Wechselrichter (per WLAN oder Hersteller-Zubehör). Ragt die Leistung des Balkonkraftwerks häufig an die 600-Watt-Grenze heran, lohnt sich ein Wechselrichter mit 800 Watt potenziell. Liegt die Produktion ohnehin weit darunter, ist ein Umstieg in Bezug auf die Panelleistung und -ausrichtung wenig sinnvoll – zumindest ohne Aufstockung der Solarmodulleistung.
  • Verbrauche ich (am Tage) so viel Strom? Weil Balkonkraftwerke keinen Strom speichern, sollten Sie überlegen, ob Sie überhaupt die 800 Watt Strom, die vermutlich am ehesten zur Mittagszeit erzeugt werden können, verbrauchen würden. Denn wer einen Stromzähler mit Rücklaufsperre oder digitalen Zähler nutzt, der schenkt dem Netzbetreiber überschüssigen Strom. Alternative: einen Speicher für Balkonkraftwerke nutzen – doch die Anschaffung ist teuer.
  • Wie hoch ist die Leistung der Solarmodule? Damit das Balkonkraftwerk zeitweise eine Einspeiseleistung von 800 Watt erreicht, muss die Solarmodulleistung darüberliegen. Die meisten Panels haben heutzutage eine Peakleistung zwischen 300 und 470 Watt.

Balkonkrafwerk 800 Watt: Häufig gestellte Fragen

Sind Wechselrichter von 600 auf 800 Watt erhöhbar?

Ob das gelingt, hängt vom Wechselrichter ab. Seriöse Fachhändler führen in ihrem Sortiment schon seit Sommer 2023 vorwiegend Balkonkraftwerke, die sich vormals legal mit 600 und nun mit 800 Watt betreiben lassen. Manchmal ist für die Drosselung auf 600 Watt zusätzlich ein Kommunikations-Gateway nötig, zum Beispiel die Hoymiles DTU WLite für den Hoymiles HM-800. Sein Nachfolger HMS-800 lässt sich in der W-Variante auch ohne Zubehör ansteuern.

Muss man ein 800W-Balkonkraftwerk anmelden?

Jede Stromerzeugungsanlage muss in Deutschland angemeldet werden – dank dem Solarpaket 1 nun nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, die zusätzliche Anmeldung beim Netzbetreiber ist entfallen. Wer seine Stecker-Solaranlage selbst anschließen und anmelden will, muss sich an die vorgegebene Grenze halten und darf daher nur Anlagen bis 800 Watt (respektive 600 Watt bis die Produktnorm erscheint) Wechselrichterleistung installieren. Für größere Anlagen brauchen Sie die Hilfe einer Elektrofachkraft.

Wie viel Strom erzeugt ein 800W-Balkonkraftwerk?

Ein 800-Watt-Balkonkraftwerk meint zunächst mal eine Stecker-Solaranlage mit einem Wechselrichter, der eine maximale Ausgangsleistung von 800 Watt bietet. Wie viel Strom das Balkonkraftwerk tatsächlich erzeugt, hängt maßgeblich davon ab, wie viel Strom die Solarmodule produzieren. Es kommt also an auf:

  • die Maximalleistung der angeschlossenen Solarmodule
  • die Ausrichtung der Solarmodule
  • dass sie möglichst direkter Sonneneinstrahlung und möglichst keinem Schatten ausgesetzt sind

Die Leistung der angeschlossenen Solarmodule liegt idealerweise deutlich über der Wechselrichterleistung – damit trotz Umwandlungsverlusten und auch bei nicht optimalen Wetterbedingungen (Bewölkung, Temperatur) noch viel Strom herauskommt. Es ist darauf zu achten, dass die Leistung und Spannung von Wechselrichter und Solarmodulen harmonieren.

Lohnt sich ein Speicher fürs 800W-Balkonkraftwerk?

Balkonkraftwerke speisen Strom ins Hausnetz ein. Alle Geräte im Haushalt können ihn sofort verbrauchen, der Rest fließt ins öffentliche Netz. Erste Speicherlösungen für Balkonkraftwerke – etwa von Zendure, EcoFlow, Anker – sind nun am Markt. Die Anschaffung eines solchen Speichers ist aber teuer. Daher muss man genau durchrechnen, ob sich seine Anschaffung lohnt. Wer ohnehin einen Großteil der Solarenergie am Tage nutzt, braucht sicherlich keinen Speicher für sein 800-Watt-Kraftwerk. Wer den Strom vor allem abends und nachts nutzen will, für den kann sich das schon eher lohnen, vorausgesetzt die Leistung der Solarmodule ist hoch genug, um den Speicher am Tage zu füllen. In unserem Praxis-Test verschiedener Balkonkraftwerk-Speicher lesen Sie mehr Details zum Thema.

Kann man ein Balkonkraftwerk nachrüsten?

Wer bereits ein Balkonkraftwerk mit 600-Watt-Wechselrichter betreibt, mag sich fragen, ob sich das nicht zu einer 800-Watt-Anlage aufstocken lässt. Denkbar ist das schon. Weil 200-Watt-Wechselrichter nicht im Handel vertreten sind, wäre dann die Voraussetzung, dass Sie mindestens einen der beiden – den neuen oder den bisherigen – Wechselrichter so drosseln, dass beide insgesamt nur auf 800 Watt kommen. Beim Anschluss mehrerer Balkonkraftwerke ist zu beachten, dass sie entweder per Betteri-Kupplung verbunden oder an getrennten Stromkreisen angeschlossen werden.

Was ändert sich 2024 für Balkonkraftwerke?

Die Bundesregierung hat viele Änderungen auf den Weg gebracht. Am 26. April 2024 passierte das Solarpaket 1 den Bundestag und Bundesrat. Folgende Erleichterungen gelten seit dem 16. Mai 2024:

  • Neue Grenzen von maximal 800 Watt Wechselrichterleistung und 2000 Watt Solarmodulleistung sind aufgeführt.
  • Die Anmeldung vereinfacht sich ab sofort: Sie ist nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur nötig, beim Netzbetreiber entfällt sie.
  • Der Betrieb eines Balkonkraftwerks an einem alten Stromzähler ist übergangsweise erlaubt. Für den Austausch ist der Netzbetreiber zuständig, der sich nach der Anmeldung um den Wechsel kümmert.
  • Balkonkraftwerke werden getrennt von Solaranlagen betrachtet und nicht zu einer bestehenden Anlage hinzugerechnet.
Den Anschluss via Schuko-Stecker kann nur die VDE-Norm regeln – trotzdem ist sie in der Praxis bereits gang und gäbe. Ein weiterer Gesetzentwurf sieht vor, dass Vermieter und Eigentümergemeinschaften die Installation nicht mehr so leicht verhindern können.

Was bringt ein 800-Watt-Balkonkraftwerk am Tag?

Wie viel Strom ein Wechselrichter mit 800 Watt am Tag tatsächlich einspeist, hängt von der Leistung der Solarmodule und den Standortbedingungen ab – Wetter, Sonneneinstrahlung, Ausrichtung. In unserem Wechselrichter-Test haben wir geprüft, welche Einspeiseleistung der 800-Watt-fähige Hoymiles HMS-800 unter Idealbedingungen bringt. Das Ergebnis: maximal 8,15 Kilowattstunden. An einem wechselhaften Sommertag kam er in unserem Test auf bis zu 6,29 Kilowattstunden.

Was sagt der VDE und wann kommt die Produktnorm?

Der VDE schreibt uns: “Die für den Netzanschluss maßgeblichen Regelungen bestehen [laut] EEG-Änderung weiterhin. Daraus leitet sich ab: Die Ausführung eines Netzanschlusses muss weiterhin nach VDE-Anwendungsregel Erzeugungsanlagen an der Niederspannung (VDE-AR-N 4105) erfolgen.” Somit sei “der vereinfachte Anschluss von steckerfertigen Solaranlagen auf eine Wechselrichter-Scheinleistung bis 600 VA begrenzt”.

Laut EEG dürfen Netzbetreiber für Anlagen bis 800 Watt keine Anmeldung mehr verlangen und daher passt der Verband die Grenze in der neuen Norm an. Und wann kommt die Produktnorm? “Im Mai hat der VDE einen neuen Entwurf veröffentlicht, der bis 3. Juli kommentiert werden [konnte]. Nach Auswertung aller Kommentare kann die neue Produktnorm veröffentlicht werden. Wir gehen davon aus, dass dies in diesem Jahr erfolgen kann.”

Was gilt laut BMWK für die Leistung von Balkonkraftwerken?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) antwortete uns: “Derzeit darf der Wechselrichter einer Balkonsolaranlage eine Nennleistung von maximal 600 Watt beziehungsweise Voltampere haben. Das ergibt sich aus der technischen Normung. Maßgeblich ist die Angabe auf dem Typenschild oder im Einheitenzertifikat des Wechselrichters. Eine Einstellung in der Software des Wechselrichters ist dagegen nicht maßgeblich, unabhängig ob sie durch den Hersteller oder den Betreiber selbst vorgenommen wird.” Zwar hat der Gesetzgeber bereits die Grenze von 800 Watt vordefiniert, aber: “Diese Definition nimmt allerdings nicht die möglichen Änderungen in der technischen Normung vorweg”, so das BMWK gegenüber COMPUTER BILD.

Die gelebte Praxis sieht jedoch anders aus. Der VDE hatte in einer Mitteilung zuvor geschrieben: “Steckerfertige PV-Anlagen bieten vielen Menschen die Chance, an der Energiewende teilzunehmen. Diese Anlagen können seit 16. Mai 2024 mit einer maximalen Wechselrichter-Scheinleistung von 800 VA ins Stromnetz einspeisen.” Das wurde als Freigabe verstanden. Im Handel dominieren daher nun Wechselrichter, deren maximale Leistung über 600 Watt liegt und sich drosseln lässt, 800 Watt werden bereits – spätestens seit das Gesetz erschienen ist – oftmals genutzt.

Mehr Lesestoff rund ums Thema Balkonkraftwerk

Categories: Uncategorized

0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Avatar placeholder

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Call Now Button