Aus Deutschland stammenden Produkten unterstellt man gerne mal eine ausgezeichnete Qualität, vor allem in Bezug auf den Datenschutz. Die von hier kommende PC-Optimierungs-Software “Avira System Speedup Pro” weckt insofern hohe Erwartungen: Das Programm tritt an, den PC aufzuräumen und zu beschleunigen. Wir haben im Test geprüft, wie gut das Produkt diese Dinge erledigt. Die dahintersteckende Firma ist von einer Palette gleichnamiger Antiviren-Software bekannt. Diese lässt sich im Rahmen der Installation von Avira System Speedup Pro mit einrichten, doch ist das kein Muss.
Eine Lizenz für die Tuning-Anwendung berechtigt nicht dazu, die kostenpflichtige Avira-Security-Suite als Vollversion einzusetzen; wohl aber ist die Verwendung von Avira Free Security möglich. Im Folgenden schildern wir unsere Erfahrungen allein mit der Optimierungslösung.

Die Oberfläche von Avira System Speedup Pro erstrahlt mit einem idyllischen Hintergrundbild. Dahinter steckt so einiges, wie der folgende Review-Text zeigt.
Foto: COMPUTER BILD
Der Anbieter von Avira System Speedup Pro verspricht, dass seine Software die Performance maximiert und den PC beschleunigt. Er wirbt ebenfalls mit dem automatischen Löschen von Datenmüll und mit über 30 Optimierungs-Tools.
Das Deinstallieren gelingt auch mit der Avira-Software selbst und für mehr Stabilität bringt sie zudem ein Tweaking-/Preset-Modul mit. Weitere Steckenpferde bilden die Aspekte “Boot-Beschleunigung”, “Spiele-Optimierung” und “Dateien sortieren”.
Die Software löscht nicht nur Datenmüll, was allenfalls bei stark gefüllten Festplatten und SSDs für mehr Tempo sorgt, sondern räumt auch den Autostart auf. Mit dem zugehörigen integrierten Autostart-Manager lässt sich in der Regel der größtmögliche Tempogewinn freisetzen.
Autostart-Verwaltung

Es ist ein Autostart-Manager an Bord, in diesem Bereich wartet zudem der Hyperboost auf seinen Einsatz. Das letztere Modul führt ein aufwendiges Prozedere durch, um die Boot-Dauer zu straffen: Das System startet fünf Mal neu – ein Einsatz alle paar Monate wird empfohlen.
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Autostarts lassen sich deaktivieren, löschen und verzögern, aber nicht neu anlegen oder verschieben. Auch Optionen wie Sternebewertungen von Autostarts, das Bewerten derselben in Bezug auf ihre Nützlichkeit und eine Anzeige der Startverzögerung des PCs durch einzelne Autostarts sucht man vergeblich. Die mit Autostarts verwandten Dienste und geplanten Aufgaben sind im Autostart-Manager für Abschaltmanöver abgedeckt.
Turbo-Modus und Energiesparmodus

Sie haben die Wahl zwischen Energiesparmodus und Turbo-Modus. Der erste Modus beflügelt zwar die Akkulaufzeit eines Notebooks, unter anderem durch eine Reduktion der Bildschirmhelligkeit. Doch wenn Sie Ihr Mobilgerät ins Freie mitnehmen und die Sonne scheint, können Sie kaum noch etwas auf dem Display erkennen – ein Interessenskonflikt.
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Bereits die legendäre Windows-Optimierungssuite “TuneUp Utilities 2014”, die es nicht mehr gibt, bot einen Turbo-Modus. Und auch Avira System Speedup Pro hat einen an Bord: In puncto “Energieverbrauch” ziehen Sie an einem Schieberegler, um wahlweise einen “Energiesparmodus”, einen “Ausbalanciert”-Systembetrieb oder einen “Turbo-Modus” einzuschalten.
Im Turbo-Modus werden überflüssige Hintergrundprozesse beendet, etwa der Windows-Audio-Dienst, sodass der Rechner für die maximale Performance ausgerichtet ist. Andere Tuning-Programme bieten Ähnliches “auf Knopfdruck”, die Avira-Lösung bedient sich an einem Schieberegler-Konzept. Der Energiesparmodus lässt sich wie auch der Turbo-Modus einstellen und reduziert zum Beispiel die Bildschirmhelligkeit auf 30 Prozent, um ein Notebook etwas weniger stromhungrig hinzubekommen und um dessen Akkulaufzeit zu verbessern.
Ein schönes Extra ist, dass Avira System Speedup Pro den Gesundheitszustand des Notebook-Akkus in Prozent anzeigt. Es entfällt, für den Erhalt dieser Info auf Windows-Kommandozeilen-Befehle oder auf externe Tools zurückzugreifen.
Live-Optimierung

Der Performance Booster erscheint noch besser als der Turbo-Modus, weil er keinen RAM-Datenverlust bewirkt, also keine Inhalte aus dem Arbeitsspeicher entfernt; es kommt zu keinem Beenden von Programmen. Die Features lassen sich gut in Kombination einsetzen.
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Herausragend ist, dass Avira System Speedup Pro mit seinem “Performance Booster” imstande ist, die Leistung der vordergründig genutzten Software zu erhöhen. Hierzu erfolgt ein automatisches Hochstufen der Priorität der zugehörigen EXE-Datei im RAM. Der Prozessor gibt dem betreffenden Code in der Folge Vorrang, was die Abarbeitung der von ihm gestellten Tasks angeht. Diese Cache-RAM-Verwaltung gefällt.
Es lassen sich Ausnahmen für Programme definieren, die vom Performance Booster nicht auf “Höher als normal” gestuft werden sollen. Das Feature ist auch für moderne PCs sinnvoll, die Tuning weniger nötig haben als ältere Modelle, weil sich damit die Ressourcen-Zuteilung (sogar ohne Mühe) austarieren lässt. Jenes Programm, das Sie gerade aktiv verwenden, erhält dadurch einen kleinen Push und wird weniger stark oder weniger wahrscheinlich von konkurrierenden Anwendungen im RAM gebremst.
Eine Option, um gezielt Vollbildprogramme zu priorisieren, ist Mangelware. So etwas ist aber im Metier von Tuning-Suiten nicht verbreitet und eher bei dedizierten RAM-Optimierern zu finden, die aber andererseits keine ganze Palette an Optimierungseventualitäten abdecken.
Defragmentierung

In dem hier abgebildeten Programmbereich kommen Defragmentierung (NTFS), Registry-Defragmentierung (letztlich auch auf NTFS-Ebene, bezogen auf die Hive-Dateien der Registrierungs-Datenbank), Kontextmenü-Optimierer und Game Booster zusammen.
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Das Defragmentieren der Registry, was nur im übertragenen Sinne eine Defragmentierung darstellt und was ein wenig Speicherplatz freizuschaufeln vermag, ist implementiert. Solch ein Prozedere ergibt auch auf Boot-SSDs angewandt Sinn und erfordert in der Regel einen Systemneustart.
Herunterfahren beschleunigen und 1-Klick-Wartung
Wir konnten kein Feature entdecken, das gezielt das Herunterfahren beschleunigt. Eine Ein-Klick-Wartung ist aber an Bord, die quasi Tuning für das Tuning bietet: Sie führt wichtige Optimierungsschritte bei wenig Klickaufwand zusammen aus.
Deinstallieren

Ein Uninstaller sollte in einem Windows-Optimierungs-Programm nicht fehlen, und Avira liefert hier ab. Die durchaus schöne Hintergrundgrafik der Software ist auch in diesem Segment präsent, sie zieht sich durch die gesamte GUI der Shareware-Lösung.
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Deinstallieren Sie überflüssige Programme, verschwinden diese von der (SSD-)Festplatte – was ergänzend zum Löschen von Datenmüll Speicherplatz freigibt – und sie verlassen den Autostart, sofern sie dort ansässig sind. In letzterem Fall erübrigt sich das manuelle Ausmisten der Startrampen und dem Gerät stehen mehr RAM-/CPU-Ressourcen sowie potenziell nachhaltig mehr Power zur Verfügung.
Avira System Speedup Pro ist besser darin als Windows mit seinen Bordmitteln, Programme zu deinstallieren: Die Lösung entfernt unliebsame Software-Titel einzeln oder im Stapelverfahren, sie zeigt den dabei freizugebenden Speicherplatz im Vorfeld an. Die installierten Programme lassen sich nach ihrem Installationsdatum sortieren, selten genutzte Applikationen werden aber nicht separat ausgewiesen. Zeitgemäß ist, dass die Avira-Software auch Windows-Apps deinstalliert. Ein Registry-Cleaner ist zwar implementiert, doch nicht an das Uninstaller-Modul angebunden, sodass Tuning-Interessierte etwaige entstehende Entfernungsreste manuell mit Avira System Speedup Pro tilgen müssen. Das Aufzeichnen von Installationen sieht das Produkt nicht vor, ebenso wenig wie das Deaktivieren von Programmen. Dafür existiert eine separate Kategorie, um Windows-Updates zu beseitigen.
Tweaking

Das Preset-basierte Tuning für die Festplatte kann nicht zaubern, trägt aber ein wenig zu mehr Tempo bei. Andere PC-Tuneup-Lösungen implementieren so etwas nicht, sodass sich dieses Feature bei Avira System Speedup Pro ein gesondertes Lob verdient hat.
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Ein Registry-Editor für manuelles Tweaking fehlt, ein separates Tweaking-Modul für Privatsphäre-Aspekte ebenfalls. Auch ändern Sie die Einstellungen gängiger Browser nicht und passen die OS-Settings nicht im Sinne eines runderen SSD-Betriebs an. Ein wenig vermag das erwähnte Preset-Tuning Letzteres zu kompensieren.
Task-Manager
Datenträger aufräumen

Es stehen ein Express-Optimierer und ein Power-Cleaner bereit, die beide Datenmüll abwerfen. Das letztere Tool arbeitet gründlicher und es lassen sich nur hier nützliche Einstellungen aktivieren: “System nach dem Scan automatisch optimieren” und “System nach Optimierung herunterfahren”. Die erste Config-Stellschraube ergibt im weitesten Sinne eine Ein-Klick-Wartung.
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Sicherheit und Treiber

Die unter Windows analog zu Diensten unsichtbar laufenden Treiber bilden ein essenzielles Bindeglied in der OS-Infrastruktur. Interessieren Sie sich näher für diese unsichtbaren Helden (die teilweise havarieren und das OS dann abstürzen lassen), kommt Ihnen Avira entgegen.
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Avira erlaubt es nicht, den MBR zu bearbeiten – gut für die Systemstabilität, für Profis eventuell eine Einschränkung. Zum Vergleich: Das schon ältere Tool “Toolwiz Care” gesteht Ihnen das Editieren des MBRs zu, inklusive Backup und Recovery von selbigem.
Wenn Avira System Speedup Pro im Verbund mit Avira Free Security zum Einsatz kommt, steht aufseiten der letzteren Antiviren-Lösung ein Treiber-Updater zur Verfügung. Er bietet nur wenige Funktionen und praktisch keine Extras. Es ist auch ein Software-Updater in Avira Free Security enthalten – auch ein solches Modul fehlt Avira System Speedup Pro und stünde ihm gut zu Gesicht. Die Tuning-Software gefällt wiederum mit einem Schredder, der Dateien unwiderruflich löscht, und mit einem Wiederherstellungstool für herkömmlich gelöschte Files.
Positiv: Analytiker sehen die RAM-Nutzung von geladenen Treibern ein, also von SYS-Dateien im Arbeitsspeicher. Avira System Speedup Pro zeigt zumindest die Dateigrößen der aktuell verwendeten Treiber an – in der Oberfläche ist von RAM-Verbrauch die Rede. Ob der propagierte RAM-Bedarf jeweils tatsächlich gegeben ist, lässt sich nicht ohne Weiteres verifizieren. Toolwiz Care bietet indes Ähnliches und wirft nicht den Begriff des RAM-Verbrauchs in den Raum, sondern nennt Dateigrößen der jeweiligen RAM-Module. Avira und Toolwiz Care weisen identische Zahlenwerte aus.
Die Installation der Software erfolgt über einen Web-Installer, es ist für die Einrichtung also eine bestehende Internetverbindung nötig. Ist die vorhanden, geht das Prozedere schnell und zuverlässig vonstatten. Die Anwendung ist mit wenigen Klicks aufgespielt.
Avira System Speedup Pro läuft unter Windows 10 und unter Windows 11.
Die Oberfläche des Avira-Programms zeigt sich modern gestylt, sie ist grundsätzlich einfach handhabbar. Tuning-Enten, also nutzlose Optimierungstipps, finden sich keine. Kritik ist auf hohem Niveau zu üben: Es fehlen ein Anfänger-/Fortgeschrittenen-/Profi-Modus, Tuning-Vorschläge per Interview oder Assistent und eine interaktive Startseite, die Optimierungspotenzial aufzeigt.
Die Software beziehen Sie nur im Abo: Ein solches steht für einen Monat, für ein und für zwei Jahr(e) bereit. Ein Kauf ist für ein bis fünf Geräte möglich. Wenn Sie die Anwendung für eine längere Zeitspanne oder für eine höhere Anzahl an Devices ordern, sparen Sie einige Euro ein. Der Einsatz auf einem Computer für ein Jahr etwa schlägt mit 29,95 Euro zu Buche.

Der Spiele-Optimierer von Avira System Speedup Pro, Avira Game Booster Pro genannt, überflügelt qualitativ diverse Konkurrenz-Software-Pendants. Ein Teil des Spiele-Optimierers ist nämlich “Ultra Boost” – dahinter steckt die Nutzung einer flinken RAM-Disk respektive einer Cache-Datei. Ultra Boost ist Avira System Speedup Pro vorbehalten, die Free-Version der Software bringt einen Spiele-Tuner ohne Ultra Boost mit.
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Es finden sich bei Avira System Speedup Pro einige Highlights, die die Lösung von der Konkurrenz abheben: Zu nennen sind Master-Boot-Record-Einsichtnahme und -Backup sowie -Wiederherstellung (für Profis), ferner etwa die Spiele- und die Bootzeit-Optimierung.
Die Bootzeit-Optimierung namens “Hyperboost” macht das Hochfahren von Windows bis zu 25 Prozent schneller, wofür sie das OS mehrmals rebootet. In diesem Rahmen findet eine abgestimmte Wartung statt. Dies erinnert an das Windows Performance Toolkit, eine Werkzeugsammlung für Experten; damit lässt sich in der Windows-Kommandozeile der Befehl xbootmgr -trace boot -prepSystem ausführen und ein ähnliches Tuning vollziehen. Avira System Speedup Pro macht es einem hier in Sachen Bedienbarkeit um einiges leichter. Hyperboost empfiehlt sich vor allem für Festplatten und weniger für die heutzutage dominierenden (Boot-)SSDs.
Die Anwendung ging auf unserem Testsystem gründlich zu Werke: Sie fand 55,3 Gigabyte Datenmüll (Teilnote 1,0) und 295 überflüssige Registry-Einträge (Teilnote 2,0). Die Autostart-Entrümpelung eignet sich darüber hinaus, um den PC spürbar zu beschleunigen. Sie wirkt sich jenseits der Betriebs-Performance auch auf die Hochfahrzeiten aus; Letztere pusht überdies der überzeugende, recht einzigartige Hyperboost.
Die Software ist mit Liebe zum Detail gestaltet und findet eine sehr hohe Menge an Datenmüll, sie entrümpelt den PC somit überzeugend. Die Funktionen wissen ebenfalls zu gefallen, wobei hier und da Lücken klaffen. Die sind aber nicht schlimm, wenn Sie zu einer der Zielgruppen gehören: Wenn Sie Ihren Rechner etwa für Spiele optimieren wollen, finden Sie im Tuning-Metier kaum eine bessere Anwendung.
Aber auch Nicht-Gamer kommen auf ihre Kosten, jene entrümpeln ihren Rechner gewissenhaft und sorgen bei regelmäßiger Anwendungsbenutzung dafür, dass der wiederhergestellte saubere Zustand erhalten bleibt. Auto-Prozess-Priorisierungen entlocken selbst flotten PCs den einen oder anderen Bonus-Performance-Punkt und auch verschiedene Sicherheitsfunktionen kommen nicht zu kurz.