Eine Rückblende: Die TuneUp Utilities galten zu Zeiten von Windows XP, Vista, 7 und 8(.1) sowie bedingt zu Zeiten von Windows 10 als eine großartige Computer-Tuning-Software. Der Anbieter offerierte Lifetime-Lizenzen und ärgerte Anwender mit keinem Abo-Zwang. Die Software räumte den Datenträger auf und beschleunigte Windows sowie die hier ausgeführten Applikationen. Nachdem AVG die TuneUp Utilities übernommen hatte, folgte eine Umbenennung hin zu AVG PC TuneUp, der Name wandelte sich später erneut, und zwar zu der heute vorherrschenden Bezeichnung “AVG TuneUp”. Mit dem Besitzerwechsel und vor allem mit einer technischen Umgestaltung durch Updates gingen ein Verlust an Funktionen im Vergleich zum Original und zudem die Einführung eines Abo-Modells einher.
AVG TuneUp hat mit dem Konzept der TuneUp Utilities von früher praktisch nichts mehr zu tun, mit dem ersteren Programm erhalten Sie ein gänzlich anderes Produkt. Die letzte TuneUp-Utilities-Version trug den Namenszusatz 2014 und ist schon jahrelang eingestellt.
Die TuneUp Utilities lassen sich unter Windows 10 nur mit erhöhtem Aufwand installieren und unter Windows 11 gar nicht mehr. Demzufolge scharrt AVG TuneUp hier mit den Hufen, was die Rechner-Optimierung angeht, sofern man die damalige Marke (TuneUp Utilities) oder die des Nachfolger-Produkts (AVG ist ein bekannter Antiviren-Anbieter) mag: Der Einsatz unter Windows 10 und unter Windows 11 ist kein Problem. Rückwirkend betrachtet, waren die TuneUp Utilities nicht in allen Punkten top, in denen so mancher Nostalgiker sie für enorm gewieft hält. Insofern ist mancher Funktions-Rauswurf in Bezug auf das Nachfolgerprodukt vielleicht gar nicht so schlimm. Im Folgenden untersuchen wir, ob AVG TuneUp alles Nötige bietet, um einen Rechner zu warten – was sich in mehr freiem Speicherplatz und in einem höheren Tempo niederschlagen sollte. Es tritt kein geringerer Kandidat als der Nachfolger der legendären TuneUp Utilities in unserem Test an. Es sind Funktionen an Bord, die das “Original” nicht bot, insofern gibt AVG TuneUp womöglich – etwaigem Pessimismus zum Trotz – einen würdigen Nachfolger ab.
Der Anbieter preist AVG TuneUp als ein Bereinigungs- und ein Optimierungs-Tool für PCs an, das Ihr Gerät in Schuss bringt, damit es wieder wie am ersten Tag läuft. Versprochen sind eine “schnellere Leistung und Startzeiten” nebst automatischen Programm-Aktualisierungen, wodurch sich Sicherheitsrisiken vermeiden lassen. Installierte Programme lassen sich für eine CPU-Entlastung in einen Schlafmodus versetzen.
Nach dem Aus der TuneUp Utilities betrat eine Abo-freie Alternative die Download-Bühne, die einen exzellenten Ersatz darstellen sollte: MyTuning Utilities. Von diesem Produkt ist nun schon seit einigen Jahren kein Update mehr erschienen. AVG TuneUp erscheint trotz seines Abo-Modells besser geeignet, um (moderne) PCs in Schuss zu bringen. Sollte von MyTuning Utilities eines Tages ein neues Major-Update herauskommen, mag sich das Blatt hinsichtlich einer Empfehlung wenden.
Autostart-Verwaltung
In unserem ersten und wichtigsten Testpunkt für das Tempo – dem Aufräumen des Autostarts – musste AVG TuneUp Federn lassen: Diese Form des Tunings ist nicht möglich. Ein Autostart-Manager fehlt nämlich.
Somit sind die Möglichkeiten des Programms begrenzt, um der Performance eines strauchelnden PCs Aufwind zu geben. Autostarts lassen sich nicht deaktivieren und auch nicht löschen oder neu anlegen, ferner optimieren Sie nicht die Dienste und die Aufgabenplaner-Einträge von Windows. Das ist eines Allrounder-(Abo-)Kaufprodukts unwürdig.
Turbo-Modus und Energiesparmodus
Ein Turbo-Modus, der auf Knopfdruck überflüssige Hintergrundprogramme beendet, gehört nicht zum Funktionsumfang. Auf diese Weise lässt sich hier weder RAM (Arbeitsspeicher) freigeben noch eine Beschleunigung erzielen.
Des Weiteren fehlt es an einem Energiespar-/Economy-Modus, der den PC auf das Energiesparen ausrichtet und somit einem Notebook zu längeren Akkulaufzeiten verhilft. Ein Economy-Modus kann übrigens theoretisch auch beschleunigend wirken, wobei ein solcher aber vor allem den Stromverbrauch senken soll, sofern er denn vorhanden ist, etwa durch das Reduzieren der Bildschirmhelligkeit auf einen niedrigeren Prozentwert.
Es ist nicht vorgesehen, Spezial-Verknüpfungen anzulegen, über die sich Programme mit erhöhter Performance starten lassen. Es wäre denkbar, dass sich hierbei in Turbo-Modus-Manier entbehrliche EXE-RAM-Prozesse beenden oder dass eine Hochstufung der Priorität des neu in den Speicher geladenen Codes erfolgt, damit der Prozessor dessen Tasks vorrangig und ungebremst bearbeiten kann. Der Windows-Spielemodus lässt nicht einschalten. In diesem Punkt sind sogar manche Freeware-Tools weiter.
Live-Optimierung
Der Hersteller sieht keine Live-Optimierung vor, ein solches Feature “glänzt” in AVG TuneUp ebenso wie ein Turbo-Modus im Vergleich zu den TuneUp Utilities durch Abwesenheit. Das ist schade: Vor allem eine Live-Optimierung hätte das Zeug, selbst einen modernen PC sinnvoll zu tunen.
So ein Mechanismus verteilt die Ressourcen mit dem Ziel um, dass Sie flotter arbeiten können: Hierbei wird einem neu gestarteten, einem vordergründig genutzten oder einem im Vollbild verwendeten Programm eine erhöhte EXE-RAM-Datei-Priorität zugewiesen.
Defragmentierung
Eine Defragmentierung ist eine Wohltat für Festplatten, weil sie diese schneller macht. AVG TuneUp verfügt über einen eigenen Defragmentierer und verzichtet darauf, das entsprechende Windows-interne Äquivalent aufzurufen.
Das eingebettete Helferlein für die Wartung verfügt nur über einen Algorithmus, was als rudimentär gelten darf. Eine Festplatte mag hierüber die ihr gebührende Wartung erhalten, doch kam es in unserem Test dazu, dass das Modul mitunter auch SSDs defragmentierte – was für sie schädlich ist. Das sinnvollere Trimmen von SSDs scheint nicht zum Portfolio zu gehören. Und es fehlt eine Registry-Defragmentierung, die mancher Mitbewerber anbietet und die angewandt auf eine Boot-Festplatte/-SSD ihre komprimierende Wirkung entfaltet.
Herunterfahren beschleunigen und 1-Klick-Wartung
Eine Funktion, die das Herunterfahren von Windows abkürzen würde, haben wir nicht entdecken können. Und auch hinsichtlich einer klassischen 1-Klick-Wartung gilt: Fehlanzeige. Die enthaltene “Speicherreinigung” erlaubt es zumindest, in einem Rutsch “Systemdatenmüll”, “Defekte Registrierungsschlüssel” und “Beschädigte Verknüpfungen” aufzuspüren und in diesen Kategorien jeweils per Klick die Funde zu löschen.
Deinstallieren
Damit die auf dem PC aufgespielten Programme nicht unnötig Leistung verbraten, sollten Sie überflüssige unter ihnen deinstallieren. Das Deinstallations-Manager-Modul von AVG TuneUp zeigt erst nach einem Klick zwecks Analyse die installierten Anwendungen an. In dem Modul namens “App-Manager” finden sich ein Software-Updater, ein Deinstallations-Simulator und ein klassischer Uninstaller ein.
Letzterer benötigt für pro Software-Deinstallation einen Bestätigungsklick zu viel und erlaubt außerdem keine klassischen zeitsparenden Stapel-Deinstallationen. Zu loben ist, dass vorgenommene Deinstallationen grundsätzlich “silent” ablaufen, also frei von Nutzerinteraktionen, was bequem ist. Uninstall-Vorgänge geschehen hierüber optional in Reihe, sofern Sie schnell genug einige Software-Beseitigungen instruieren.
Selten genutzte Programme sind anhand entsprechender Tabellen-Spalten-Informationen ersichtlich. Doch lassen sich nur klassische Desktop-Programme und keine Windows-Apps entfernen. Ein Registry-Cleaner ist in der System-Suite grundsätzlich verfügbar, aber für eine automatische Nachbereinigung im Hinblick auf etwaige Software-Entfernungs-Reste in der Registrierungs-Datenbank nicht an den App-Manager angebunden. Ferner lassen sich Installationen nicht im Interesse einer höheren Deinstallationsqualität aufzeichnen.
Neben dem Deinstallations-Simulator buhlt ein Schlafmodus für Programme um Ihre Gunst, mit dem Sie von installierten Anwendungen die Dienste auf Knopfdruck beenden und deaktivieren, um die System-Performance zu erhöhen. Die dabei angefasste Software bleibt regulär installiert. Das Feature ist grundsätzlich eine gute Sache, doch angesichts eines fehlenden Task-Manager-Moduls – das mancher wichtiger finden würde – ist AVG TuneUp dennoch nicht rundum rosig aufgestellt.
Tweaking
Mit AVG TuneUp ändern Sie keine Systemeinstellungen (Tweaking), was mau ist. Es lassen sich weder allgemeine OS-Settings modifizieren noch solche in Bezug auf die Windows-Energieoptionen, auf Privacy, auf Browser oder für SSDs. Es fehlt außerdem ein Registry-Editor.
Mithilfe von Tweaking gerät ein PC individueller, mitunter sind dadurch sogar kleinere Temposchübe möglich, zum Beispiel wenn hierüber eine SSD-Entlastung erfolgt.
Datenträger aufräumen
Die Software ist bei Weitem nicht mit allen Wassern gewaschen, was das Entmüllen des Datenträgers angeht: Sie findet keine großen Dateien und auch keine doppelt vorhandenen Exemplare. Zumindest aber defekte Verknüpfungen spürt die Engine auf und löscht sie.
Das Prüfen von Laufwerken auf Fehler ist vorgesehen. Dafür stehen leider nicht mehrere Modi (wie oberflächlicher und gründlicher Scan sowie einer auf Datenträger-Transportschäden) bereit; es geht bloß rudimentär tiefgründig zu. System-Infos lassen sich weder anzeigen noch exportieren, geheime ADS-Streams stöbern Sie mit dem Programm ebenso wenig auf.
Das Teilen und das Zusammenfügen von Dateien fehlt, genauso wie das Komprimieren von Windows über dessen CompactOS-Mechanismus. Auch auf Datei-Cache-Tuning (Übernahme des Dateisystem-Caches und Daten aggressiv ins RAM cachen) müssen Nutzer verzichten. Automatische Optimierungen sind an Bord, Benchmarks nicht.
Probleme beheben
Der Abschnitt “Probleme beheben” detektiert Ungereimtheiten in puncto OS-Konfiguration, scheint aber nur an der Oberfläche zu kratzen: In unserem Test bemängelte das Programm meist lediglich eine Fehleinstellung in der Registry in Bezug auf das Herunterfahren. Programmen stünde vor dem OS-Shutdown möglicherweise nicht genug Zeit zum Schließen zur Verfügung (äquivalente Registry-Einstellung: “AutoEndTasks”). Das ließ sich per Klick korrigieren.
Ein weiterer monierter Punkt war, dass auf unserem Testsystem seit über 150 Tagen nicht nach Windows-Updates gesucht wurde. Per Klick gelang es, die Windows-Update-Routine innerhalb der Einstellungen-App auf den Plan zu rufen, um das Versäumnis nachzuholen.
Sicherheit und Treiber
Ein Rescue-Center hilft Usern dabei, Änderungen, die das AVG-Produkt vorgenommen hat, rückgängig zu machen.
Für die Sicherheit ebenfalls vorteilhaft ist der eingebaute Software-Updater: Er bringt Programme auf den neuesten Stand und schließt auf diese Weise mitunter gefährliche Lecks in diesen. Das Aktualisierungs-Werkzeug kennt drei sinnvoll erscheinende Modi: “Automatisch im Hintergrund aktualisieren”, “Updates vorab herunterladen” (und manuell installieren) sowie “Ich möchte manuell aktualisieren” (keine Automatik). Treiber-Update-Talente spart sich AVG, das trifft des Weiteren auf die Aspekte Datenrettung und Datei-Schredder zu.
Die TuneUp Utilities berücksichtigten den Aspekt der Software-Updates nicht. Hier trumpft AVG TuneUp auf.
Die Installation plagte uns im Test mit keinen Komplikationen, der Vorgang ging einfach über die Bühne.
Der Hersteller gibt online an, dass die Software unter Windows 11, 10, 8, 7 und XP funktioniert. Bei einer Kontrolle war unter Windows XP Service Pack 3 das Setup aber unmöglich. Unter Windows 7 als im Anschluss daran getestetem ältesten OS sowie unter Windows 11 hatten wir mit der Einrichtung wiederum Erfolg.
Die Handhabung erscheint problemlos bewältigbar. Interaktive Erklärungstexte, die nach dem Anklicken eines “i”-Info-Symbols erscheinen, tragen hierzu bei. Was fehlt, sind ein Anfänger-/Fortgeschrittenen-/Profi-Modus sowie Tuning-Vorschläge gründend auf einem Interview oder auf einem Assistenten.
Eine interaktive Startseite, die Optimierungspotenzial hinsichtlich einer halbwegs bunt gemischten Palette aufzeigt, ist geboten. Diverse Tuning-Vorschläge stehen dort nach dem Aufruf des Programms zumindest nach einem Mausklick bereit. Zu loben ist fernerhin, dass wir im Test auf keine Tuning-Enten gestoßen sind, also auf sinnlose (Placebo-)Empfehlungen für mehr Speed.
Die Software gibt es nur im Abo, etwa für 29,99 Euro samt einjährigem Nutzungsrecht auf einem PC. Wer das AVG-Produkt auf einer höheren Anzahl von Geräten einsetzen will, spart kräftig Geld ein: Das Abonnement für 34,99 Euro jährlich erlaubt den Einsatz auf bis zu zehn PCs.
Mit AVG TuneUp fahren Anwender gut, die Datenmüll auf Dateisystem-Ebene und innerhalb der Registry löschen wollen. Ferner ist eine Klientel angesprochen, das Wert auf das Deinstallieren, das Simulieren von Deinstallationen und das Deaktivieren von Software legt.
Da der integrierte Software-Updater nicht zuletzt aufgrund seiner Automatisierung gelungen ist, ist auch eine Empfehlung für User auszusprechen, die ihre installierten Programme ohne großen Aufwand auf dem neuesten Stand halten wollen.
In unseren Datenmüll-Benchmarks ließ AVG TuneUp die Muskeln spielen: Die Anwendung fand 91,7 Gigabyte an überflüssigen Dateien (Teilnote 1,0) und 697 überflüssige Registry-Einträge (Teilnote 1,2).
Die vier “Protagonisten-Browser” Firefox, Google Chrome, Opera und Edge sind dem Testkandidaten nicht fremd: Er entfernt den von ihnen verursachten Ballast. Selbigen nach dem Beenden der Surf-Clients automatisiert wegzukehren, gelingt dem Probanden jedoch nicht.
Auch Browser-Add-ons werden Sie mit AVG TuneUp nicht los. Weitere Defizite, die eine großartige Internet-Beschleunigung verhageln: Sie ändern keine Windows-TCP/IP-Einstellungen abhängig von der Art des eigenen Online-Zugangs und stellen den DNS-Server in Windows nicht um.
Die Datenmüll-Ausbeute aufseiten von AVG TuneUp ist großartig, die Software entrümpelt Computer effizient. Der regelmäßige Einsatz der Lösung kann sich also lohnen. Auf funktionaler Seite hapert es: Autostart-Manager, Turbo-Modus, Live-Optimierung und Tweaking etwa dürften gerne eingebettet sein und der Uninstaller wäre, wenn er umfangreicher ausfallen würde, besser.
Der Feature-Umfang ist in Relation zu der Blaupause “TuneUp Utilities 2014”, sofern man diese als eine solche bezeichnen mag, marginal: Insgesamt markieren die Komponenten-Zahl und deren Tiefe einen gehörigen Rückschritt im Vergleich zum damaligen Produkt. Es ist zwar in Ordnung, dass zum Beispiel das fragwürdige RAM-Freischaufel-Tool der TuneUp Utilities nicht inkludiert ist, das ältere TuneUp-Utilities-Versionen an Bord hatten; es war ohnehin ein Placebo. Doch die TuneUp Utilities boten durchweg mehr, neben den bereits im Fazit-Artikel-Absatz erwähnten Dingen unter anderem System-Informationen und eine höhere Zahl an Vorschlägen für Verbesserungen.
Vor allem mangels eines Autostart-Managers sind für PCs mit der AVG-TuneUp-Software nur durchwachsene Temposchübe drin. Es kommen die erwähnten weiteren Lücken hinzu, die diesen Eindruck zementieren.
AVG TuneUp wirkt kaum wie ein würdiger Nachfolger der TuneUp Utilities, sondern ist einer mit Abstrichen. Übrigens hat der Hersteller die Software-Essenz substituiert: AVG TuneUp fußte einst auf einem technischen Grundgerüst, mit dem Sie es heute nicht mehr zu tun bekommen. Es erfolgte mittels eines Updates eine Angleichung an die Norton Utilities aus demselben Hause. Die Features der Pakete mit AVG und Norton im Namen sind dennoch nicht vollkommen deckungsgleich.
Weil der Anbieter sein Produkt über einen Web-Installer ausliefert, haben Sie keine Handhabe beim Setup und müssen bei AVG TuneUp mit einer Norton-Utilities-Klon-Attitüde vorliebnehmen. Qualitativ hat dem AVG-Produkt die Harmonisierung mit den Norton Utilities allerdings gutgetan.