Einfache Bewegungsmelder sind im Smart Home beliebt – und doch wenig smart! Denn sie sorgen zwar dafür, dass sich die Lampen einschalten, sobald jemand den Raum betritt. Wer dann aber still am Schreibtisch sitzt oder im Bett entspannt liest, tappt schnell im Dunkeln. Der Grund: Die Melder registrieren keine Bewegung mehr und knipsen das Licht aus, obwohl man es gerne noch hell hätte. Mehr Aufmerksamkeit versprechen radargestützte Anwesenheitssensoren. Sie wollen sogar Stürze erkennen! COMPUTERBILD hat diese Art der Smart-Home-Steuerung und “Überwachung” mit dem Aqara FP2 und dem FP1E ausprobiert.
Präsenz statt Bewegung: Wie funktioniert das?
Anders als Bewegungsmelder arbeitet die Aqara-Lösung nicht mit Infrarot, sondern setzt auf Radartechnik. Dank “Millimeter Wave” (mmWave) registrieren die Sensoren selbst kleinste Mikrobewegungen und erkennen so, ob sich eine oder mehrere Personen im Raum befinden – egal, ob sie sich aktiv bewegen oder einfach nur anwesend sind. Das soll flott und zuverlässig klappen, auch in großen Räumen mit bis zu 40 Quadratmetern. Dabei sollen die Sensoren laut Aqara mit einem Blickwinkel von 120 Grad bis zu 8 Meter in die Tiefe und 6 Meter in die Breite gucken können. Ist der Raum größer, kann sich ein zweiter Sensor hinzugesellen.
Multitalent: Das alles erkennt der Aqara FP2
Personen zählen
Der FP2 weiß nicht nur, dass jemand im Raum ist, sondern auch, wie viele Personen anwesend sind und wo sie sich genau befinden.
Zonen abgrenzen
Durch die präzise Erkennung lassen sich große Räume in verschiedene Bereiche („Zonen“) aufteilen, zum Beispiel in den Küchenbereich, den Esstisch oder die Sofa- und TV-Ecke.
Licht messen
Aqara hat auch einen Helligkeitssensor eingebaut. Der kann etwa dafür sorgen, dass das Licht tagsüber gar nicht, abends dezent und nachts hell angeht.
Unfälle im Haushalt melden
Wer den Aqara FP2 zum Beispiel bei der Großmutter an der Decke anbringt und in den Raum “herabblicken” lässt, macht ihn zum Notfallassistenten. Er erkennt dann Stürze oder die auf dem Boden liegende Oma und schickt eine Meldung an das Handy der Angehörigen, damit diese nachschauen oder Hilfe rufen können.
Schlaf kontrollieren
Wer den FP2-Sensor am Bett anbringt, kann ihn zur Schlafüberwachung nutzen. Er registriert dann Wach- und Schlafphasen, zeichnet Vitalwerte wie Herzschlag und Atemfrequenz auf. Aqara kennzeichet die Funktion als “Limited Free”, sie könnte nach einer kostenlosen Testphase Geld kosten.
Aqara FP2 und FP1E: Die Unterschiede
Neben dem FP2 bietet Aqara auch den etwas günstigeren FP1E an. Dieser funkt nicht über WLAN wie der FP2, sondern setzt auf Zigbee. Deshalb benötigt er zwingend einen Aqara-Hub, denn ohne eine solche Steuerzentrale klappt der Betrieb nicht. Der FP1E erkennt ebenfalls Bewegung und Anwesenheit per Radar, verzichtet aber auf die pfiffigen Extras des FP2. Der FP1E kann nur den gesamten Raum überwachen. Eine Einteilung in Zonen klappt ebensowenig wie die Erfassung der Personenanzahl im Raum oder eine Schlafüberwachung. Auch das Umgebungslicht kann er mangels Helligkeitssensor nicht ermitteln.
Aqara Präsenzsensor: Nicht klein, nicht ohne Kabel
Aqara FP2 und FP1E: Schnell startklar
Im Test mussten die Sensoren im kombinierten Wohn-, Ess-und Kochbereich und im Arbeitszimmer zeigen, was sie können. Für eine präzise Erkennung empfiehlt sich die Montage auf “Brusthöhe”, also an der Wand oder auf einer Kommode in 140 bis 180 Zentimetern Höhe. Ebenfalls ratsam ist eine freie Sicht in den Raum – ohne Gegenstände in unmittelbarer Nähe, die das Sichtfeld behindern.
Das Einrichten gelingt kinderleicht über die Aqara-Home-App auf dem Handy. Dort einfach ein neues Gerät zum System hinzufügen, den kleinen QR-Code auf der Rückseite des Sensors scannen, fertig! Beim FP1E war noch das Koppeln mit einem Aqara-Hub nötig. Die App erkannte den Raum automatisch und zeigte die anwesenden Personen als kleine blaue Punkte auf einer virtuellen Karte an. Wer will, kann nachbessern, und für eine bessere Erkennung etwa zusätzliche Wände, Stützbalken, Pflanzen oder Möbel einzeichnen.
Ausprobiert: So gut funktioniert die Erkennung
Die Sensoren erfassten zuverlässig eine oder mehrere Personen im Raum, auch dann, wenn diese sich nicht (mehr) bewegten. Beim stillen Arbeiten am Schreibtisch oder Lesen auf dem Sofa meldeten sie brav die Anwesenheit im Raum oder in der jeweiligen Zone, die in der Aqara-App angelegt waren. Ebenso flott registrierten die Sensoren Bewegungen im Raum oder die Abwesenheit der Person, sobald diese den Raum verlassen hatte. Nur das “Livebild” war manchmal etwas träge. Es dauerte oft eine Weile, bis die Anazieg in der App nachzog. Wer Haustiere hat oder den Saugroboter regelmäßig durch die Wohnung jagt, sollte in den Einstellungen die KI-Personenerkennung aktivieren. Das verhinderte im Test oft eine ungewollte Anwesenheitserkennung.
So bereichert die Präsenz den Smart-Home-Alltag
Auch die eingebaute Sturzerkennung des FP2 probierten die Tester aus – mit Erfolg! Eine Testperson, die sich plötzlich auf den Boden legte und dort reglos verweilte, löste einen Alarm aus, der kurz darauf auf dem Handy des Notfallkontaktes landete. Der Haken: Der Sensor muss dafür mittig im Raum an die Decke, und das Kabel dorthin verlegt werden. Das ist nicht immer einfach umzusetzen und auf einen Raum beschränkt, in dem der Sensor dann einen kreisförmigen Bereich von maximal 4 Metern Durchmesser überwacht.
Aqara FP2 und FP1E: Testfazit und Preise
Bewegungsmelder für das Smart Home sind praktisch. Richtig pfiffig, präzise und passgenau wird das Steuern smarter Lampen oder Heizregler aber erst mit einem kabelgebundenen Präsenzsensor wie dem Aqara FP2 oder FP1E. Per Radar erkennen sie die Anwesenheit von Personen – auch ohne erkennbare Bewegung etwa beim Arbeiten am Schreibtisch oder Lesen im Bett. Beim FP2 kommt noch mehr Sensorik hinzu, um noch besser zu verstehen, wo, wann, wie lange und was genau gerade passiert. Der Melder berücksichtigt etwa das Umgebungslicht oder teilt den Raum in bestimmte Zonen ein. Ebenfalls an Bord: eine Sturzerkennung, die bei Deckenmontage des Sensors zuverlässig Alarm schlägt.
Der Aqara Anwesenheitssensor FP1E kostet 48 Euro. Der FP2 kostet mit 66 Euro zwar mehr, ist aufgrund der vielen Zusatzfunktionen wie WLAN-Funk, Zoneneinteilung, Lichtmessung und Sturzerkennung aber der bessere Deal. Beide Sensoren sind nur in Weiß erhältlich. Für die Stromversorgung brauchen sie noch ein USB-A-Netzteil (ab 5 Euro), der FP1E zusätzlich einen Aqara-Hub im Haus (ab 30 Euro).