Diese leidvolle Erfahrung haben Sie bestimmt schon mal gemacht: Der Stream eines Films oder einer Serie startet nicht, stattdessen erscheint nur eine Meldung wie “Dieser Inhalt ist in Ihrem Land nicht verfügbar”. Das liegt daran, dass Online-Streaming-Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime Video sowie die meisten Fernsehsender ihre Inhalte regional begrenzen – die Technik dafür heißt Geoblocking. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie die virtuellen Grenzen funktionieren und wie sie sich austricksen lassen.

Geoblocking: Was das ist, wie es funktioniert

Generell stecken hinter Geoblocking weder Bosheit noch Willkür, sondern die Pflicht der Anbieter, Lizenzrechte zu wahren. Filme und Serien sind enorm teuer in der Produktion – dementsprechend kostspielig sind die Genehmigungen, um sie zeigen zu dürfen, weshalb Unternehmen sie meist nur für bestimmte Regionen erwerben; für weitere Länder sind weitere Verwendungsrechte zu kaufen. Wenn Sie also zum Beispiel bei Netflix einen begehrten Film oder die neueste Serienstaffel nicht finden, hängt das in der Regel damit zusammen, dass das Portal die Rechte für Ihre Region nicht gekauft hat – anderswo womöglich schon.

Auch Live-Streams, insbesondere von Sportevents, sind in der Regel mit einer Ländersperre versehen. Die Fernsehsender schützen auf diese Weise ihre Übertragungsrechte für die jeweilige Region. Während Sie etwa in Österreich und in der Schweiz die Formel 1 kostenlos im Live-Stream verfolgen können, ist hinter den Landesgrenzen ein Boxenstopp angesagt. Warum das so ist? Woanders haben andere Lizenznehmer das Sagen und entscheiden selbst darüber, wo und in welchem Umfang sie die Inhalte zugänglich machen.

Geoblocking beim SRF

Viele Streaming-Dienste und TV-Sender, wie hier der Schweizer Sender SRF, schränken den Zugang zu Inhalten per Geoblocking regional ein.

Foto: SRF

Es gibt noch einen anderen Grund für Geoblocking: Restriktive Regime, etwa Nordkorea, sperren viele westliche Internetseiten. Wer dort im Web surfen will, guckt schnell in die Röhre. So blockiert beispielsweise in China eine “Große Firewall” unter anderem Facebook, YouTube, Instagram, Google Mail und Twitter.

So funktioniert Geoblocking

Für Online-Dienste ist einfach feststellbar, wo sich jemand aufhält, sobald er online ist. Jedes internetfähige Gerät wie Smartphone oder Computer, mit dem Sie im Netz surfen, wählt sich mit einer individuellen IP-Adresse ein. Die verrät Ihren Standort, beinahe wie eine Postleitzahl oder Telefonvorwahl. Online-Dienste erkennen somit, aus welchem Land Ihre Anfrage kommt und verwehren gegebenenfalls den Zugriff.

Ländersperren lassen sich ausschalten

Die gewünschten Inhalte sind in Ihrem Land nicht verfügbar – was jetzt? Es gibt drei Tricks, um Geoblockaden zu überwinden: Proxy-Server, Smart DNS und VPN. Alle drei Methoden haben ihre Vor- und Nachteile.

Geoblocking umgehen: SmartDNS, VPN, Proxy

Mit drei Möglichkeiten lässt sich Geoblocking umgehen: VPN, SmartDNS, Proxy. Welche ist die beste für wen?

Foto: iStock.com/Tetiana Lazunova

Geoblocking umgehen per Proxy

Die Nutzung eines Proxy-Servers ist einfach und schnell erklärt: Der User sucht sich einen Server im Zielland und surft dann mit einer neuen IP-Adresse die gewünschten Seiten an. Entsprechende Server finden Sie etwa bei Google, wenn Sie entsprechende Suchbegriffe eingeben. Den Proxy-Server richten Sie im Browser ein. Das klappt mit Firefox, Chrome und Edge grundsätzlich ähnlich: Navigieren Sie in die Verbindungseinstellungen und tragen dort manuell die Proxy-Server-Adresse sowie den Port ein.

Firefox: manuelle Proxy-Konfiguration

Wählen Sie im Browser die manuelle Proxy-Konfiguration und tippen Sie die IP-Adresse des gewünschten Servers und die Nummer des Ports ein – hier am Beispiel von Firefox.

Foto: COMPUTER BILD

Proxy-Server sind meist kostenlos, bringen aber vier zentrale Nachteile mit sich. Erstens sind sie oft überlastet wie Autobahnen am Ferienanfang – eben weil sie gratis sind. Musik- und Videostreaming stottern also potenziell. Zweitens bauen manche Server keine verschlüsselte HTTPS-Verbindung auf, bergen somit ein Sicherheitsrisiko. Wählen Sie deshalb Proxys mit verschlüsselter Verbindung. Drittens sickert bei manchen Ihre echte IP durch; die Nutzung solcher Server ist fürs Umgehen von Geoblocking folglich sinnlos. Viertens sind Proxys nicht immer verfügbar: Einige tauchen heute auf und sind morgen wieder verschwunden.

Geoblocking mit einem VPN umgehen

Geoblocking umgehen mit NordVPN

Mit einem VPN-Dienst (hier: NordVPN) umgehen Sie Geoblocking besonders gut. Die große Server-Infrastruktur der Anbieter ermöglicht weltweit Zugriff auf gesperrte Inhalte.

Foto: NordVPN

Die beste und zuverlässigste Methode zum Umgehen von Geoblocking besteht mit einem VPN-Dienst. Über den Service tarnen Sie Ihre IP-Adresse und heben alle lokalen Beschränkungen auf. Dazu greifen Sie auf einen Verbund von Servern zu, die überall auf dem Globus verstreut sind. Möchten Sie Ländersperren vermeiden, wählen Sie einen VPN-Server im gewünschten Land. Sie surfen dann mit einer IP-Adresse dieses Landes und gaukeln so der Plattform vor, Sie würden sich dort befinden.

Mit Anbietern wie NordVPN, Surfshark und CyberGhost VPN bekommen Sie sogar zwei Tarntechniken zum Preis von einer: Smart DNS ist bei diesen Herstellern ohne Aufpreis im VPN-Abo enthalten. Wer die besten Anbieter sind, lesen Sie in unserem großen VPN-Test.

Das bringt ein VPN bei Ländersperren

Mit einem geeigneten VPN-Dienst profitieren Sie in vielfältiger Weise von den All-in-One-Lösungen, wenn es um Ländersperren geht. Das sind wichtige Anwendungsfälle:

Mehr Inhalte bei Netflix & Co.

Auch wenn bei Streaming-Diensten wie Netflix, Prime Video, Disney Plus oder Paramount Plus die Portabilitätsverordnung (siehe dazu unten mehr) greift, heißt das nicht, dass die Anbieter in jedem Land dasselbe Programm ausspielen. Zwar bekommen Sie auch im Griechenlandurlaub deutsches Netflix serviert, wenn Sie mit Ihrem deutschen Netflix-Account einloggen. Anders sieht es mit nur regional verfügbaren Inhalten aus: So sehen Sie etwa US-Netflix als deutscher User weder im Urlaub noch daheim, denn der Streaming-Riese aus Los Gatos, Kalifornien, hat das Recht, seine Mediatheken je nach Lizenzlage für jedes Land gesondert auszustatten.

Per Geoblocking schneidet Netflix den Umfang jedes Landeskataloges einfach nach eigenen Vorstellungen zu. Doch auch diese Sperre lässt sich aushebeln: Mit einem geeigneten VPN und der entsprechenden ausländischen IP-Adresse machen Sie die teils umfangreicheren regionalen Mediatheken auch mit einem deutschen Nutzerkonto zugänglich.

Geoblocking bei Netflix

Mit einem VPN-Dienst umschiffen Sie die Ländersperren bei Netflix und schalten mehr Inhalte frei (hier: Netflix Kanada mit NordVPN).

Foto: Netflix, NordVPN

Deutsches Fernsehen überall streamen

In der Praxis ist es meistens so, dass viele Inhalte auch aus dem Ausland heraus verfügbar sind. Ausgenommen sind in der Regel ausländische Fernsehproduktionen oder Sportsendungen. Denn hier sind die Sender oftmals nicht im Besitz der internationalen Ausstrahlungsrechte. Mit einem VPN lassen sich diese regionale Einschränkungen aufheben und deutsches Fernsehen im Ausland empfangen.

Weltweit auf Live-Sport zugreifen

Insbesondere Sportevents belegen die Fernsehstationen nahezu immer mit einer Ländersperre. So sehen Österreicher Events wie Formel 1 und Champions League im Free TV. Deutsche Nutzerinnen und Nutzer bleiben die Live-Streams verwehrt – es sei denn, sie verwenden einen VPN-Dienst. Damit schauen Sie etwa Sender wie ServusTV Österreich oder ORF auch in Deutschland. Außerdem lassen sich per NordVPN & Co. die Live-Sport-Angebote aus dem schweizerischen Fernsehen abholen. Auch der Blick über den deutschsprachigen Tellerrand lohnt sich: Via VPN verfolgen Sie beispielsweise alle Wimbledon-Matches im kostenlosen BBC iPlayer in Großbritannien.

Günstigeres Online-Shopping im Ausland

Doch nicht nur wie mit einem “Sesam, öffne dich” sperrt das Aushebeln von Geoblocking Türen und Tore zu fremden Mediatheken auf. Ein weiterer Vorteil, virtuelle Ländergrenzen zu sprengen: Dienste passen Ihre Angebote oft der lokalen Kaufkraft an. So ist etwa zeitweise ein Netflix-Abo in der Türkei oder ein YouTube-Premium-Abo per VPN deutlich günstiger zu haben als in Deutschland. Wenn Sie das Abo also über den jeweiligen ausländischen Shop abschließen, indem Sie die Geoblocking-Barriere umgehen, sparen Sie Geld.

Gleiches gilt für ausländische Online-Shops, die sich aufgrund von Geoblocking nicht aufrufen lassen – mit den genannten Tricks aber schon.

Geoblocking trotz VPN – woran liegt das?

Selbst mit einem VPN-Dienst, der auf das Umgehen von Geoblocking spezialisiert ist, schlägt das Aushebeln der Ländersperre gelegentlich fehl. Woran liegt das? Insbesondere große Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Prime Video unternehmen große Anstrengungen, um VPN-Nutzerinnen und -Nutzer aus ihren Diensten herauszuhalten. Die Schutzmechanismen, die IP-Adressen von VPN-Servern erkennen, sind mittlerweile sehr ausgefeilt.

Hier hilft oft der Wechsel auf einen anderen Server, der vom Geoblocking-Algorithmus noch nicht entlarvt wurde. Anbieter wie NordVPN, Surfshark, Cyberghost VPN und ExpressVPN reagieren erfahrungsgemäß am schnellsten auf Aussperrtricks der Hersteller und passen ihre Infrastruktur entsprechend an.

Geoblocking umgehen: Ist das erlaubt?

Mit der Portabilitätsverordnung hat die EU das Geoblocking für Urlauber aufgehoben.

Foto: iStock.com/Tetiana Lazunova

In der Europäischen Union (EU) sorgen Sie sich weniger um Geoblocking. Seit Einführung der Portabilitätsverordnung am 1. April 2018 streamen Sie Videos aus Ihrem Heimatland in anderen EU-Ländern ohne VPN-Dienst oder Proxy – vorausgesetzt, es handelt sich um einen vorübergehenden Aufenthalt. (Wie lange dieser sein darf, definiert der Gesetzestext nicht.) Kostenpflichtige Streaming-Anbieter müssen Ihnen den Zugriff auf Ihr gebuchtes und bezahltes Paket gewähren, wenn Sie in der EU Urlaub machen oder auf Geschäftsreise sind.

Anders sieht es bei frei empfangbaren Sendern wie ARD, ZDF, Arte, Pro Sieben oder RTL aus. Da es sich bei diesen Sendern nicht um ein kostenpflichtiges Angebot im eigentlichen Sinne handelt – der GEZ-Beitrag ist von der Portabilitätsverordnung ausgenommen – steht den Fernsehstationen frei, ob und welche Inhalte sie auch im Ausland verfügbar machen. Das gilt sowohl für den Live-Stream als auch für die Inhalte in den Mediatheken der Sender.

Geoblocking umgehen: Ist das legal?

Es lässt sich derzeit nicht eindeutig sagen, ob das Aushebeln von Geoblocking-Mechanismen verboten ist oder nicht. Zumindest die Verwendung von VPN und Proxy-Servern zur Anonymisierung ist erlaubt; rechtliche Konsequenzen müssen Nutzer nicht befürchten. Womöglich aber verstoßen Sie durch das Austricksen von Geoblocking gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) einiger Dienste.

  • Netflix schreibt in seinen Nutzungsbedingungen, dass sich Nutzer Netflix-Inhalte hauptsächlich in dem Land ansehen können, in dem das Konto erstellt wurde “und nur in geografischen Regionen, in denen wir unseren Dienst anbieten und die jeweiligen Inhalte lizenziert haben.” Ein klares Verbot zum Einsatz eines VPN findet sich hier nicht, man sollte sich aber besser nicht darauf verlassen.
  • Amazon Prime Video äußert sich deutlicher: Wenn ein Nutzer Technologien oder Techniken einsetzt, die den eigenen Standort verschleiern und damit die geografische Standortbestimmung des Unternehmens umgeht, ist das ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen des Dienstes.
  • Disney Plus schließt Handlungen aus, die dazu dienen oder geeignet sind, den Inhalteschutz der Plattform zu umgehen. Unter dem Begriff Inhalteschutz fällt nach Auslegung der Nutzungsbedingungen auch das Geoblocking.
  • Wow verweist in seinen allgemeinen Geschäftsbedingungen darauf, dass eine Nutzung des Streaming-Dienstes nur in Deutschland und Österreich erlaubt ist oder zeitweise innerhalb der Europäischen Union gemäß der Portabilitätsverordnung.

Unterm Strich bedeutet das: Die Umgehung des Geoblockings ist zwar rechtlich gesehen nicht illegal, die Anbieter behalten sich aber vor, bei (wiederholtem) Verstoß den Account zeitweise oder ganz zu sperren. Anders verhält es sich jedoch, wenn Sie deren Inhalte mit technischen Tools herunterladen, kopieren oder weiterverbreiten – das ist eindeutig strafbar!

Das Gleiche gilt, wenn Sie mit VPN oder sonstigen Anonymisierungsmaßnahmen Straftaten begehen und/oder verschleiern, auch das ist zweifelsfrei illegal. Und was ist mit Streaming-Alternativen und Tauschbörsen, etwa Torrents und P2P-Systemen? Jene sind ebenfalls definitiv nicht erlaubt! Wer keine Abmahnung von einem Anwalt mit hohen Geldstrafen riskieren will, lässt die Finger davon.

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