Wer mit schweren Einkaufstüten heimkehrt, hat keine Hand frei, um die Tür aufzusperren. Ein elektronisches Türschloss entriegelt sich automatisch, sobald Sie sich dem Eingang nähern. Und es hat auch sonst viele clevere Funktionen auf Lager. Sorgt das tatsächlich für mehr Komfort und obendrein für ein Plus an Sicherheit? Wir hatten aktuelle Smart Locks zwischen 135 und 380 Euro im Test und sagen, was die digitale Einlasskontrolle taugt.
Bei allen Smart Locks prüfte COMPUTER BILD genau, welche wirklich den Dreh raushaben. Bei wichtigen Testkriterien wie Akkulaufzeit, Motorkraft und Lärmpegel vertrauten die Tester nicht auf die Angaben der Hersteller, sondern prüften im Labor unter möglichst alltagstauglichen Bedingungen nach.
- Montieren und per Handy startklar machen: Ist das Smart Lock schnell am vorhandenen Schloss nachgerüstet? Oder benötigt es einen neuen Schließzylinder oder gar einen abgesägten Schlüssel? Sind für alle Funktionen zusätzliche Komponenten vonnöten? Lässt sich die Tür im Notfall leicht von innen öffnen?
- Smart Lock bedienen und erweitern: Wie gut klappt das Steuern per Handy samt App? Können Sie Gästen und Handwerkern bequem Zutritt gewähren? Sieht das Schloss auch die Falle, damit die Tür beim Heimkommen gleich ein Stück ausschwenkt? Und sind alle wichtigen Smart-Home-System und Sprachassistenten an Bord? Ist praktisches Zubehör wie Keypad oder Fernbedienung erhältlich?
- Wertigkeit: Ist die Verarbeitung des Smart Locks hochwertig? Kommt überwiegend Plastik oder viel robustes und schickes Metall zum Einsatz?
- Ausdauer: Wie lange hält der Akku durch? Im Testaufbau drückte ein Roboter mit seinem Arm immer wieder aufs eingespannte Handy samt Smart-Lock-App, um damit das Schloss zu öffnen und zu schließen. Tedee hielt satte 2.649 komplette Schließvorgänge durch, Homematic-IP machte nach 1.000 Runden schlapp. Eine Videokamera dokumentierte den Test. So entgingen den Prüfern keine Meldungen, die vor niedrigem Akkustand warnten.
- Motorleistung: Wie kräftig dreht das Schloss? Unter Einsatz von professionellen Federwaagen der Marke Pesola simulierten die Tester leicht- wie schwergängige Türen mit unterschiedlichem Schließwiderstand. Der Motoren von Tedee (Pro) udn Aqara brachten es auf über zwei Nm, Abus und Homematic-IP schafften nur die halbe Kraft.
- Lautstärke: Leisetreter oder Ruhestörer? Welches Smart Lock dezent werkelt und welches Frau und Kind im Bett aufschrecken lässt, fand COMPUTER BILD beim Messen der Geräuschentwicklung in einem abgeschirmten Schallschutzraum heraus. Einige Smart Locks erwiesen sich als “Flüsterer” im Test, andere dagegen sind richtige Krachmacher.
Was sind eigentlich Smart Locks?
Auf diese Türschlösser passen Smart Locks
Meist ja. Alle Smart Locks im Test sind Nachrüstlösungen, die eine bestehende Schließanlage aufpeppen. Sie passen praktisch an jede Haus- oder Wohnungstür. Auf diese Punkte müssen Sie achten:
- Der Schließzylinder: Da bei allen Testkandidaten innen dauerhaft ein Schlüssel steckt, empfiehlt sich ein Schließzylinder mit “Not- und Gefahrenfunktion”. Der ist oft bereits verbaut, aber eben nicht immer. Vorteil: Hier lässt sich im Notfall immer auch von außen aufschließen. Praktisch, falls Handy oder Schloss mal der Saft ausgeht. Geeignete Zylinder erwerben Sie im Baumarkt (30 Euro) oder passgenau beim Smart-Lock-Hersteller.
- Die Tür: Mit neuen Türen drohen kaum Probleme. Massive Türen und Holzrahmen, etwa in Altbauwohnungen, sind oft verzogen und lassen sich nur schwergängig schließen. Wer beim Aufsperren an der Tür drücken, ruckeln oder ziehen muss, sollte sie vom Tischler neu justieren lassen. Dann hat es das Smart Lock einfacher.
- Motor: Bei schweren und schwergängigen Türen, etwa in einer Altbauwohnung, empfiehlt sich ein Modell mit starkem Motor. In diesem Test waren Tedee und Nuki am kräftigsten.
Simple Montage von Smart Locks
Keine Bange, die Installation dauert in der Regel keine zehn Minuten. Und: Sie müssen keine Löcher bohren oder an der Tür herumzimmern. So einfach klappt der Einbau:
- Türschloss prüfen: Schauen Sie, ob das vorhandene Türschloss passt. Falls nicht, ist ein Austausch des Schließzylinders fällig. Der ist fix erledigt.
- Montageplatte rauf, Schlüssel rein: Per Schrauben oder Klebepad fixieren Sie die Halterung auf dem Schließzylinder. Stecken Sie nun den Schlüssel ins Schloss.
- Aufsatz drüberstülpen: Nun setzen Sie das Smart Lock auf die Halterung, bis es einrastet. Der Schlüssel verschwindet im Schlitz.
- Smart Lock einrichten: Per Handy nehmen Sie das Schloss in Betrieb. Beim Kalibrieren lernt es Ihre Tür kennen und ist dann einsatzbereit.
Wie kriege ich eine Tür mit Smart Lock auf?
Das Handy dient künftig als Schlüssel und Steuerzentrale. Alle Smart Locks im Test lassen sich kinderleicht einrichten und bedienen – bei Nuki sogar ohne Benutzerkonto. Vorbildlich! Alle verbinden sich per Bluetooth direkt mit dem Smartphone und lassen sich bequem mit der jeweiligen App steuern: Per Wisch oder Fingertipp auf das Display schließt oder öffnet sich die Haustür. Von innen genügt oft ein Druck auf die Knöpfe oder ein Dreh am Knauf. Wem das zu umständlich ist, der aktiviert bei allen außer Abus die “Auto Unlock”-Funktion der App. Sie erkennt das Smartphone, sobald es in der Nähe ist, und entriegelt prompt die Tür. Das klappte recht zuverlässig: Sobald sich die Tester mit dem Handy in der Tasche dem Smart Lock näherten, sperrten sie die Tür auf. Das Surren des Motors war oft schon im Treppenhaus zu hören. Dabei werkeln Nuki und Homematic-IP deutlich lauter als die leisen Abus, Aqara, Yale und Tedee (Pro). Wichtig zu wissen, falls Sie früh morgens oder spät nachts die Kinder nicht aus dem Schlaf reißen wollen. Auf Wunsch ziehen alle Schlösser auch die Türfalle, damit die Tür nicht nur aufschließt, sondern auch gleich einen Spalt aufschwenkt.
HomeKey: Hier öffnen iPhone und Apple Watch
Als erstes in Deutschland erhältliches Smart Lock unterstützt das Aqara U200 Apples HomeKey. Wer das Türschloss zu Apple Home hinzufügt, findet in seiner “Wallet” auf dem iPhone neben seinen Kreditkarten einen digitalen Haustürschlüssel. Der Clou: Beim der Heimkehr genügt es, das Handy an das Keypad zu halten – schon aktiviert HomeKey per NFC-Technologie das Smart Lock und öffnet die Tür. Noch bequemer geht es mit der Apple Watch, der HomeKey ebenfalls den digitalen Hausschlüssel spendiert.
So sicher sind smarte Türschlösser
Viele scheuen Smart Locks, weil sie Sicherheitsbedenken haben oder Einbrüche befürchten. Das Risiko ist beim Smart Lock in der Praxis aber nicht höher als bei “dummen” Schlössern. Die sind die Gründe:
- Diskret: Der Aufsatz ist von außen gar nicht sichtbar, die Sicherheit des Schließzylinders bleibt unangetastet.
- Kein beliebtes Angriffsziel: Ohnehin ist das Schloss selbst selten das Ziel von Einbrechern. Sie stemmen eher die Tür auf. Da helfen nur stabile Türbeschläge und Schließriegel.
- In der Regel versichert: Für die meisten Versicherungen schwächt ein Smart Lock nicht die geforderte Zugangskontrolle. Hakelig wird es, sobald außen ein Keypad fürs Öffnen per PIN-Eingabe am Türrahmen klebt und sich keinerlei Einbruchsspuren an der Tür finden.
- Sicher verschlüsselt: Die Hersteller der Smart Locks geben an, beim Betrieb keine persönliche Nutzerdaten zu erheben und die Funkverbindungen Ende-zu-Ende zu verschlüsseln. Auch für ihre Clouds (etwa fürs Fernsteuern) versprechen sie hohe Sicherheitsstandards.
- Volle Kontrolle: Handy oder Funkschlüssel verloren? Kein Problem, per Browser loggen Sie sich ins System ein und entziehen dem verlorenen Gerät den Zugriff.
Was mache ich, wenn der Akku leer ist?
Damit der digitale Zugang funktioniert, brauchen sowohl Smart Lock als auch Handy immer etwas Saft im Akku. Beruhigend: Die Akkus der Schlösser hielten im Test bei täglich zehn Schließvorgängen und einer leichtgängigen Tür zwischen gut 100 Tagen (Homematic-IP, Yale) und einem knappen Jahr (Abus, Tedee) durch. Bei schwergängigen Türen hat der Motor allerdings mehr zu tun: Hier sank die Akkulaufzeit bei Danalock auf schmale zwei Wochen. Nur Tedee schaffte 155 Tage – ein Spitzenwert!
Bevor das Schloss streikt, gibt es bei allen Schlössern rechtzeitig Batteriewarnungen aufs Smartphone. Nur wer die wochenlang ignoriert, hat ein Problem. Im Zweifelsfall hilft immer noch der gute alte Schlüssel, sofern sich der Zylinder zugleich von außen und innen drehen lässt. Sie vergessen ständig, Ihr Smartphone aufzuladen oder wollen das Schlüsselbund nicht ausschließlich durch Handy und App-Steuerung ersetzen? Hier helfen etwa Keypad oder Funkfernbedienung. Solches Zubehör bieten alle Hersteller gegen Aufpreis an. Damit kommen auch die Kids ins Haus, die noch kein eigenes Handy haben. Und sollte etwa das Kind die Fernbedienung mal verlieren, lässt sie sich einfach in der App deaktivieren.
Smartes Schließen von unterwegs
Wer aus der Ferne oder per Alexa aufs Smart Lock zugreifen will, bindet es ins heimische WLAN ein. Den Zugang haben das Nuki Pro oder das Yale Linus L2 schon drin, alle anderen Modelle erfordern die Bridge des jeweiligen Herstellers. Dabei handelt es sich um kleine Plastikwürfel, die in der Nähe des Smart Locks in eine Steckdose im Flur müssen. Dann leitet die Bridge Schließbefehle, die Sie unterwegs per Handy absetzen, ans smarte Schloss weiter. Praktisch, falls sich etwa die Kinder ausgesperrt haben und um Eintritt betteln.
Der WLAN-Zugang ermöglicht auch Sprachsteuerung. Das Abschließen der Tür übernehmen Amazons Alexa oder der Google Assistant auf Zuruf. Das Öffnen ist durch eine PIN-Abfrage abgesichert, damit sich Einbrecher nicht allein per Sprachbefehl Zutritt verschaffen können. Nuki, Tedee (Pro), Yale und Netaatmo hören auch auf Apples Siri. Die öffnet die Tür aber nur, wenn man sie auf iPhone oder iPad dazu auffordert und sich dann per Touch- oder Face-ID identifiziert. Wer andere Smarthome-Geräte im Haus hat, kombiniert das Smart Lock damit. So lässt sich etwa automatisch die Tür entriegeln, sobald der Rauchmelder Alarm schlägt, oder abends automatisch abschließen, wenn der Letzte das Licht ausknipst.
So lassen Sie per Smart Lock Gäste herein
Die Schwiegermutter kommt früher als verabredet? Der Handwerker steht vor der Tür, aber niemand ist zu Hause? Auch das lösen die digitalen Schlösser smart: Per Smartphone samt App lassen sich virtuelle Schlüssel erstellen und verteilen. Gäste oder Dienstleister folgen der Einladung und laden die App des Herstellers. Die Zugangsberechtigung ist dauerhaft nutzbar oder der Hausbesitzer erteilt sie nur einmalig oder regelmäßig zu bestimmten Zeiten. Ein- und Ausgang der berechtigten Personen dokumentiert die App, beides ist so für die Bewohner jederzeit nachvollziehbar.
Geht das auch im Mehrfamilienhaus?
Schlankes Knauf-Design: Tedee, Tedee Go und Danalock
Schlank und schick: So muss ein Smart Lock aussehen! Keines dreht so kräftig und ausdauernd am Schloss wie die Knauf-Lösung von Tedee: Erst nach 265 Tagen musste das magnetische Ladekabel andocken, um den Akku aufzutanken. Preis: ab 295 Euro (Stand: April 2024) Günstige Alternative: das abgespeckte Tedee Go (ab etwa 150 Euro) oder das Danalock für knapp 155 Euro. Hier dauern Schließvorgänge aber recht lang (mehr als 7 Sekunden), bei einem schwergängigen Schloss machen die Batterien schon nach 14 Tagen schlapp. Wichtig zu wissen: In die schlanken Lösungen von Tedee und Danalock passt kein kompletter Schlüssel. Hier müssen spezielle Schließzylinder (ab 49 Euro) ran. Das kann den Preis in die Höhe treiben. Alternative bei Tedee: Ein günstiger Adapter (30 Euro), der aber ein Absägen des Schlüssels erfordert.
Fürs Smart-Home-System: Yale (Bosch) und Homematic-IP
Testfazit: Das können und kosten Smart Locks
En smartes Update fürs heimische Türschloss lohnt! Mit dem Handy in der Tasche öffnet und schließt sich die Haustür wie von selbst und trotzdem sicher. Dabei ist der Komfort günstiger geworden: Der Einstieg gelingt mit der schlanken Knauflösung Tedee Go schon ab 145 Euro. Ein Schloss mit viel Zubehör bietet SwitchBot für unter 200 Euro, bei Aqara sind Keypad und Apple HomeKey inklusive. Der Schlüsselmeister im Test ist Nuki. Der Marktführer lockt beim Nuki Pro (4. Generation) ab 280 Euro (Stand: April 2024) mit bester Bedienung, den meisten Funktionen sowie Matter und Thread-Funk. Der Vorgänger Nuki 3.0 ist leicht abgespeckt, kostet dafür aber nur die Hälfte.
Was ist ein smartes Türschloss?
Ein Smart Lock (deutsch: “cleveres Schloss”) sind vernetzte Zylinder oder Aufsätze, meist zum Nachrüsten. Darin steckt ein batteriebetriebener Motor, der künftig den innen eingesteckten Schlüssel im Schloss dreht. Damit gelingt das Öffnen und Schließen der Haustür per Handy-App, Sprachsteuerung oder sogar vollautomatisch.
Welches ist das beste Smart Lock?
Das derzeit beste Smart Lock kommt von Nuki. Beim 4.0 Pro wirken Türschloss und und App besonders ausgereift, obendrein gibt es viele Funktionen und jede Menge Zubehör.
Wie sicher sind smarte Türschlösser?
Das Risiko ist beim Smart Lock in der Praxis aber nicht höher als bei “dummen” Schlössern. Denn es ist von außen gar nicht sichtbar, die Funkverbindungen sind kaum hackbar, und auch der Schutz durch die Hausratversicherung bleibt in der Regel unangetastet.
Muss ich mein altes Türschloss beschädigen?
Keine Bange, bei der Installation bleibt das alte Türschloss unversehrt: Sie müssen keine Löcher bohren oder an der Tür herumzimmern.
Was mache ich, wenn der Akku leer ist?
Keine Sorge, die Smart Locks halten lange durch, und senden rechtzeitig Batteriewarnungen aufs Smartphone. Nur wer die wochenlang ignoriert, hat ein Problem. Im Zweifelsfall hilft immer noch der gute alte Schlüssel, sofern sich der Zylinder zugleich von außen und innen drehen lässt.
Klappt das smarte Schließen auch von unterwegs?
Wer sein Smartes Schloss ins heimische WLAN einbindet, steuert es per Handy auch bequem aus de Ferne. So können Sie etwa auch die Kinder reinlassen, die den Schlüssel vergessen haben.