Um ein Balkonkraftwerk zu installieren, braucht es nicht unbedingt ein tiefes elektrotechnisches Wissen: Ein Kabel verbindet Solarmodule mit dem Wechselrichter, der sich wiederum an eine Steckdose anschließen lässt. Wer die Energie nicht nur sofort einspeisen, sondern auch für die spätere Nutzung vorhalten will, bindet zusätzlich einen geeigneten Balkonkraftwerk-Speicher ins System ein. Das neue System von Wechselrichter-Hersteller Hoymiles sitzt auf der Wechselstrom-Seite (AC), was den Aufbau besonders einfach machen soll. Wir haben den Mikro-Speicher A2 (kurz MS-A2) in der Praxis auf die Probe gestellt.

Aufbau und Erweiterung eines bestehenden Systems

Wer schon ein Balkonkraftwerk in Betrieb hat und nun über die Nachrüstung eines Speichers nachdenkt, stößt bei den Modellen der Konkurrenz möglicherweise auf Herausforderungen: So mancher Speicher verfügt über einen eingebauten Wechselrichter, der den bisherigen Wechselrichter überflüssig macht (etwa EET SolMate, Anker Solarbank 2 Pro, Zendure AIO 2400). Bei anderen wiederum gehört der Speicher (und manchmal noch eine Steuerungseinheit) zwischen Solarmodule und Wechselrichter, sodass die bisherige Verkabelung eventuell mit etwas Aufwand angepasst werden muss (etwa bei Anker Solarbank E1600, Zendure SolarFlow 2400 oder Maxxisun Maxxicharge).

Diese Probleme entfallen beim Hoymiles MS-A2, denn er sitzt an der AC-Seite. Das heißt alles, was für den Anschluss passieren muss, ist: den Wechselrichter vom Stromnetz trennen und den Schuko-Stecker in die Schuko-Steckdose des Speichers stecken. Dann verbindet man das mitgelieferte Anschlusskabel mit dem Speicher und der Steckdose – fertig. Das schwerste am Aufbau ist vermutlich der Transport bis zum Aufstellungsort: Mit seinem Gewicht von 32 Kilogramm lässt sich der 2,24 Kilowattstunden (kWh) umfassende Speicher besser zu zweit bewegen.

Hoymiles MS-A2 im Test: Einfach gestrickter Balkonkraftwerk-Speicher Der schematische Aufbau ist einfach: Den Wechselrichter nimmt man aus der Steckdose und verbindet ihn stattdessen mit dem MS-A2. Der MS-A2 wird mit der Steckdose verbunden.

Der schematische Aufbau ist einfach: Den Wechselrichter nimmt man aus der Steckdose und verbindet ihn stattdessen mit dem MS-A2. Der MS-A2 wird mit der Steckdose verbunden.

Foto: COMPUTER BILD

Umwandlungsverluste

So einfach und elegant der Aufbau des Speichers gelingt, so bewusst sollte Balkonsolar-Fans aber sein: Die Speichereinheit im Inneren basiert auf Gleichstrom. Das bedeutet nichts anderes, als dass der Strom, den die Solarmodule erzeugen, auf dem Weg bis ins heimische Netz einige Male umgewandelt werden muss: Die Solarmodule liefern Gleichstrom (DC) an den Wechselrichter, der die Energie als Wechselstrom (AC) an den Speicher gibt. Im Inneren wandelt das Gerät die Energie für den DC-Speicher und dann wieder fürs Hausnetz in AC um. Bei jeder Umwandlung geht etwas Energie verloren.

AC-Ladung und Notstromfähigkeit

Hoymiles spendiert dem Speicher zwei praktische Funktionen:

  1. AC-Laden: Der MS-A2 kann bidirektional laden, das heißt, dass er nicht bloß Strom in die Steckdose einspeist, sondern auch vom Netz Energie laden kann. Mögliche Anwendungszwecke der Funktion: Scheint im Winter zu wenig Sonne, kann man den Speicher so vor der Entladung schützen. Wer einen dynamischen Stromtarif nutzt, lädt den Speicher auf Wunsch dann auf, wenn der Strompreis besonders günstig ist. Das funktioniert bislang allerdings nicht smart und automatisiert, sondern muss über die händische Einstellung erfolgen: Man wählt den Zeitraum für die Ladung und das Gerät tankt mit 1000 Watt Netzstrom plus Solarenergie den Akku auf. Will man den kompletten Solarstrom, aber keinen Netzstrom in den Speicher schicken, geht das auch, indem man einfach den Strombedarf im Haushalt auf 0 stellt.
  2. Notstrom-Fähigkeit: Wenn der Strom ausfällt, lässt sich die Energie des Speichers über die verbaute Steckdose nutzen. Dazu zieht man den Stecker des Wechselrichters heraus. Über zweimaliges Drücken der oberen An-Taste am Speicher schaltet der MS-A2 in den Off-Grid-Modus um. Nun kann man in die Steckdose elektrische Geräte anschließen. Bis zu 1000 Watt gibt der Anschluss ab. In unserem Test war so etwa das Laden eines Smartphones möglich.

Hoymiles MS-A2 im Test: Einfach gestrickter Balkonkraftwerk-Speicher Nimmt man den Wechselrichter aus der Steckdose, versorgt der Speicher im Notstrommodus stattdessen angeschlossene Geräte, hier ein Smartphone.

Nimmt man den Wechselrichter aus der Steckdose, versorgt der Speicher im Notstrommodus stattdessen angeschlossene Geräte, hier ein Smartphone.

Foto: COMPUTER BILD

Kompatibilität und Erweiterbarkeit

Der MS-A2 versteht sich laut Hersteller mit jedem Mikro-Wechselrichter. Für den Test haben wir das 800-Watt-Modell Envertech EVT-800 genutzt. Wer einen Wechselrichter mit höherer Ausgangsleistung nutzt, kann diesen laut dem Datenblatt des Herstellers ebenfalls anschließen, denn bis zu 1800 Watt sind möglich. Jedoch empfiehlt Balkonkraftwerk-Experte Christian Waller (“Der Kanal” bei YouTube), bei maximal 800 Watt zu bleiben, weil das System in seinem Test den Wechselrichter bei zu viel Eingangsstrom abschaltete.

Wem die Speicherkapazität nicht genügt, der kann ihn erweitern, indem er einen zweiten Speicher zwischenschaltet, sodass beide Systeme in Reihe geschaltet sind. Die Gesamtkapazität erhöht sich dann auf 4,48 kWh.

S-Miles Home: App im Check

Die Einrichtung mit der “S-Miles Home”-App ist schnell gemacht. Ist das System einmal ins WLAN eingebunden, lässt sich allerhand darüber einstellen und die App zeigt auch die Daten. Gut: Alles, was wir im Test einstellten, übernahm der Speicher reibungslos nach ein paar Sekunden Bedenkzeit. Auch zeigte er in Echtzeit die Stromproduktion an, es hakelte hier nicht. Allerdings ist die Verbalisierung teils noch nicht gelungen. Zum Beispiel heißt es in der Grafik “Von[+] / Nach Stecker[-]” – gemeint ist, wie viel Strom der Speicher ins Netz speist oder aus dem Netz bezieht. An anderer Stelle ist die Rede von “AC netzgebunden” – gemeint ist die Strommenge, die das Speichersystem ans Hausnetz abgibt. Mit “AC netzunabhängig” meint Hoymiles den Strom, der vom Balkonkraftwerk-Wechselrichter ins Speichersystem fließt.

Hoymiles MS-A2 im Test: Einfach gestrickter Balkonkraftwerk-Speicher Die Einrichtung samt Einbindung ins WLAN gelang im Test flott. Soll der Speicher vollgeladen werden, gelingt das mit einer Einstellung. Das Gerät nimmt dann bis zu 1000 Watt Netzstrom hinzu.

Die Einrichtung samt Einbindung ins WLAN gelang im Test flott. Soll der Speicher vollgeladen werden, gelingt das mit einer Einstellung. Das Gerät nimmt dann bis zu 1000 Watt Netzstrom hinzu.

Foto: Screenshot S-Miles-Home-App

Einstellungen und Bedienung

In der App lassen sich Zeitpläne für jeden Tag auf 15 Minuten genau einstellen. Diese Energiemenge speist der Speicher ins Hausnetz ein, sofern sein Ladezustand es ihm ermöglicht. Externe Sensoren, die den tatsächlichen Bedarf im Haushalt erfassen, lassen sich bislang nicht mit dem Hoymiles-System koppeln – anders als bei vielen Konkurrenten wie Zendure, Anker oder Maxxisun.

Hoymiles MS-A2 im Test: Einfach gestrickter Balkonkraftwerk-Speicher Unter Hauslasteinstellung lässt sich Regeln, wie viel Strom der Haushalt zu welchen Zeiten bekommen soll. Weitere Eckdaten: die maximale Ausgangsleistung, die das System abgeben soll, und eine Angabe der maximalen Entladung des Akkus.

Unter Hauslasteinstellung lässt sich Regeln, wie viel Strom der Haushalt zu welchen Zeiten bekommen soll. Weitere Eckdaten: die maximale Ausgangsleistung, die das System abgeben soll, und eine Angabe der maximalen Entladung des Akkus.

Foto: Screenshot S-Miles-Home-App

So viel Strom wurde eingespeist

Wir haben das System in Verbindung mit vier 200-Watt-Modulen von Green Solar genutzt. In unserem Test im September 2024 kamen insgesamt 44 Kilowattstunden Solarstrom zusammen, davon speiste der MS-A2 40 Kilowattstunden ins Hausnetz ein. Die Grafiken in der App zeigen tages- und monatsgenau, wie viel Strom erzeugt, eingespeist und mit dem Netz ausgetauscht wurde. Uns fehlte im Test eine historische Übersicht über den Speicherstand (in Prozent) – die App zeigte nur den momentanen Ladezustand der Batterie an.

Hoymiles MS-A2 im Test: Einfach gestrickter Balkonkraftwerk-Speicher Die App zeigt, wie viel Solarstrom erzeugt wurde (Gelb), wie viel Strom der Speicher ans Hausnetz abgegeben hat oder daraus geladen hat (Blau) und wie viel Energie in die und aus der Batterie fließt (Grün).

Die App zeigt, wie viel Solarstrom erzeugt wurde (Gelb), wie viel Strom der Speicher ans Hausnetz abgegeben hat oder daraus geladen hat (Blau) und wie viel Energie in die und aus der Batterie fließt (Grün).

Foto: Screenshot S-Miles-Home-App

Design im Check

Hoymiles hat den Speicher mit seinen Außenmaßen von 45,5×22,0×45,7 Zentimetern großzügig gebaut. Auf der Rückseite des Geräts sitzen Kühlrippen. Auf der Vorderseite findet sich ein Display, das zeigt, ob das Gerät angeschaltet ist, wie voll der Akku ist und ob Bluetooth- und Cloud-Verbindung bestehen. Zur Bedienung gibt es zwei Knöpfe, die mit mehreren Funktionen belegt sind, darunter Ein- und Ausschalten, Anzeige der Batterieladung, Herstellen einer Bluetooth-Verbindung und Zurücksetzen des Geräts.

Das Gehäuse des Speichers macht einen robusten Eindruck. Das Gerät soll Temperaturen von -20 bis 55 Grad aushalten. Mit der Schutzklasse IP65 ist es vor Staub und Wasserstrahlen geschützt. Dennoch soll das Gerät laut Hersteller vor Regenschauern und direktem Sonnenlicht geschützt stehen. Wer den Speicher an der Wand anbringen möchte, bekommt im Paket übrigens eine dafür geeignete Halterung geliefert.

Fazit

Wer sein Balkonkraftwerk bislang an einer Steckdose angeschlossen hat und den bisherigen Wechselrichter weiterhin nutzen möchte, findet mit dem Hoymiles MS-A2 ein System zur einfachen Erweiterung. Die Effizienz leidet unter den systembedingten Umwandlungsverlusten und bislang gibt es auch keine Möglichkeit, die Einspeisung nach dem Bedarf im Haushalt intelligent auszusteuern. Dafür sind Einrichtung und Steuerung einfach gehalten. Der MS-A2 punktet zudem mit ein paar Sonderfunktionen: Er ist in der Lage, seinen Akku mit Energie aus dem Netz zu füllen und gibt im Off-Grid-Modus über seine Steckdose bis zu 1000 Watt Energie ab.

Preis und Verfügbarkeit

Zum Start kostet der Hoymiles-Speicher 1.249 Euro. Zum Lieferumfang gehören das Anschlusskabel, das den Speicher mit der heimischen Steckdose verbindet, und die Wandhalterung. Ein Balkonkraftwerk samt Solarmodulen, Wechselrichter sowie Solar- und Anschlusskabel gehören nicht dazu.

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