Nach Recherchen des ARD-Magazins Panorama und den Portals STRG_F überwachen Strafverfolgungsbehörden in Deutschland monatelang Server im Tor-Netzwerk, um Tor-Nutzerinnen und -Nutzer zu deanonymisieren. Dabei habe man es vor allem auf Aktivitäten im Darknet abgesehen, heißt es in einem Exklusiv-Bericht der Tagesschau. Und das wohl mit Erfolg: Der Meldung zufolge war man bei vier Überwachungsmaßnahmen in einem Ermittlungsverfahren erfolgreich. Laut Tagesschau seien es damit die weltweit ersten belegten Fälle dieser sogenannten Timing-Analysen. Bisher galt dies als quasi unmöglich.

Anonymität im Tor-Netzwerk in Gefahr

Über den Tor-Browser surfen Nutzerinnen und Nutzer theoretisch anonym, indem sie ihre Verbindungen über Tor-Knotenpunkte leiten und so ihr Surfverhalten verschleiern. Das Programm dient auch als Zugang zum sogenannten Darknet, in dem unter anderem Waffen und Drogen gehandelt werden. Laut Tagesschau-Bericht sind bei Tor fast 8.000 Knotenpunkte in rund 50 Ländern in Betrieb, die von circa zwei Millionen Menschen täglich genutzt werden. Das Darknet hat aber auch seine guten Seiten: Unter anderem ermöglicht es die Umgehung von Internet-Zensur, was vor allen von Menschenrechtsaktivisten genutzt wird. Auch offiziell verbotene Nachrichtenkanäle sind über das Darknet abrufbar, um Informationen zugänglich zu machen.

Die Ermittlungsbehörden überwachten im vorliegenden Fall die Tor-Knotenpunkte, kamen so der Pädophilen-Plattform “Boystown” und dessen Administrator auf die Schliche. Zur finalen Identifikation verpflichtete das Amtsgericht Frankfurt am Main schließlich einen Provider, unter seinen Kundinnen und -Kunden herauszufinden, wer von ihnen sich zu einem der identifizierten Tor-Knoten verband. Die Ermittlungen führten zur Festnahme von Andreas G. in Nordrhein-Westfalen. Im Dezember 2022 wurde er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

Chaos Computer Club übt Kritik

Matthias Marx vom CCC warnt vor den Konsequenzen der Maßnahme: “Diese technische Möglichkeit besteht nicht nur für Deutsche Strafverfolgungsbehörden zur Verfolgung schwerer Straftaten, sondern gleichermaßen für Unrechtsregime bei der Verfolgung von Oppositionellen und Whistleblowern. Das Tor-Projekt ist daher jetzt unter Zugzwang, den Anonymitätsschutz zu verbessern.”

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