Das Wichtigste in Kürze
- Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage. Sie besteht in der Regel aus ein bis zwei, manchmal auch drei bis vier Solarmodulen, deren Einspeiseleistung ein Wechselrichter begrenzt. Der Strom wandert normalerweise direkt in die heimische Steckdose, wo ihn Geräte im Haushalt sofort verbrauchen können.
- Hierzulande darf eine sogenannte Stecker-Solaranlage mit maximal 800 Watt “unter Einhaltung der für die Ausführung eines Netzanschlusses maßgeblichen Regelungen angeschlossen werden” (§ 8 Absatz 5a EEG). Die geltenden VDE-Normen schreiben jedoch noch 600 Watt Einspeiseleistung vor. Die neue Produktnorm des VDE, die 800 Watt vorsieht und die Anschlussregeln spezifiziert, ist noch in Arbeit. Um von den vereinfachten Regeln für Balkonkraftwerke zu profitieren, muss der Nutzer sich an die festgelegte Grenze halten. Die bisherige Auffassung war, dass die Leistung von 800 Watt bereits gilt – wer aber auf Nummer sicher gehen will, drosselt seinen Wechselrichter bis zum Erscheinen der Produktnorm auf 600 Watt.
- Um die Leistung von 800 Watt tatsächlich zu erreichen, braucht man leistungsstarke Solarmodule und einen sonnigen Standort.
- Das neue Gesetz sieht vor, dass Balkon-Solaranlagen nun eine zusätzliche Leistungsgrenze von 2.000 Watt in Bezug auf die Leistung der Solarmodule einhalten müssen. Daher sind Anzahl und Leistung angeschlossener Solarmodule jetzt begrenzt. Der Entwurf der VDE-Norm sieht gar eine strengere Beschränkung auf insgesamt 960 Watt Solarmodulleistung vor.
Welches 800-Watt-Balkonkraftwerk lohnt sich?
Kleines Kraftwerk Quattro
Das Set von “Kleines Kraftwerk” gibt es inklusive Anschlusskabel ab 729 Euro, wobei für Halterung und Versand Kosten hinzukommen. Enthalten sind neben dem Hoymiles HMS-1800-4T, der sich auf 600 oder 800 Watt drosseln lässt, vier bifaziale 430-Watt-Module in Full-Black-Optik. Preis gilt inklusive Versandkosten und zuzüglich Halterungen für 199 Euro.
Yuma Bifazial: Balkonkraftwerk mit 4 Modulen
Priwatt PriFlat Quattro
Wie kann ich mein Balkonkraftwerk auf 800 Watt steigern?
Wer schon ein Balkonkraftwerk mit 800-Watt-fähigem Wechselrichter hat, bekommt das Upgrade je nach Modell
- per Update: Einige Wechselrichter bekommen die höhere Leistung per Update von außen. Anker hat laut offizieller Pressemitteilung bereits mit dem Upgrade begonnen, bei EcoFlow soll es nach COMPUTER BILD-Informationen am 5. Juni so weit sein. Bei TSUN funktioniert es über die Desktop-Version der Talent-Home-App modellabhängig automatisch oder lässt sich manuell aufspielen. Wie das geht, beschreibt der Händler Priwatt in einer Anleitung zum Thema.
- per Einstellung: Wechselrichter von Hoymiles lassen sich drosseln, wobei die Modelle ohne WLAN dafür eine separate DTU benötigen. Wer diese nutzt, kann über die App S Miles Installer die Einstellung für die Einspeisung auf 800 Watt hochsetzen. Wie das geht, klärt COMPUTER BILD am Beispiel der Hoymiles DTU WLite.
Wann sich der Umstieg auf 800 Watt lohnt
Wer schon länger ein Balkonkraftwerk hat, fragt sich vielleicht: Rechnet sich der Umstieg meines auf 600 Watt begrenzten Modells auf einen 800-Watt-Wechselrichter? “Das lohnt erst ab einer gewissen Leistung der Solarmodule”, sagt Gerome Körbel, Gründer und Geschäftsführer bei Yuma, gegenüber COMPUTER BILD. Nur wer beispielsweise mindestens 800-Watt-Modul-Peakleistung gen Süden ausrichtet, erreicht mit einem 800-W-Wechselrichter potenziell eine teils höhere Ausbeute. Wer keine so hohe Modulleistung und/oder optimale Ausrichtung realisiert, dem reicht ein 600-Watt-Wechselrichter. Folgende Fragen spielen eine Rolle, wenn Sie sich über einen Umstieg auf 800 Watt Gedanken machen:
- Wie viel Strom produziere ich? Prüfen Sie die Stromproduktion mit einem Messgerät, zum Beispiel mit einem Energiekostenmessgerät, einer smarten Steckdose oder direkt am Wechselrichter (per WLAN oder Hersteller-Zubehör). Ragt die Leistung des Balkonkraftwerks häufig an die 600-Watt-Grenze heran, lohnt sich ein Wechselrichter mit 800 Watt potenziell. Liegt die Produktion ohnehin weit darunter, ist ein Umstieg in Bezug auf die Panelleistung und -ausrichtung wenig sinnvoll – zumindest ohne Aufstockung der Solarmodulleistung.
- Verbrauche ich (am Tage) so viel Strom? Weil Balkonkraftwerke keinen Strom speichern, sollten Sie überlegen, ob Sie überhaupt die 800 Watt Strom, die vermutlich am ehesten zur Mittagszeit erzeugt werden können, verbrauchen würden. Denn wer einen Stromzähler mit Rücklaufsperre oder digitalen Zähler nutzt, der schenkt dem Netzbetreiber überschüssigen Strom. Alternative: einen Speicher für Balkonkraftwerke nutzen – doch die Anschaffung ist teuer.
- Wie hoch ist die Leistung der Solarmodule? Damit das Balkonkraftwerk zeitweise eine Einspeiseleistung von 800 Watt erreicht, muss die Solarmodulleistung darüberliegen. Die meisten Panels haben heutzutage eine Peakleistung zwischen 300 und 470 Watt.
Balkonkrafwerk 800 Watt: Häufig gestellte Fragen
Sind Wechselrichter von 600 auf 800 Watt erhöhbar?
Muss man ein 800W-Balkonkraftwerk anmelden?
Jede Stromerzeugungsanlage muss in Deutschland angemeldet werden – dank dem Solarpaket 1 nun nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, die zusätzliche Anmeldung beim Netzbetreiber ist entfallen. Wer seine Stecker-Solaranlage selbst anschließen und anmelden will, muss sich an die vorgegebene Grenze halten und darf daher nur Anlagen bis 800 Watt (respektive 600 Watt bis die Produktnorm erscheint) Wechselrichterleistung installieren. Für größere Anlagen brauchen Sie die Hilfe einer Elektrofachkraft.
Wie viel Strom erzeugt ein 800W-Balkonkraftwerk?
Ein 800-Watt-Balkonkraftwerk meint zunächst mal eine Stecker-Solaranlage mit einem Wechselrichter, der eine maximale Ausgangsleistung von 800 Watt bietet. Wie viel Strom das Balkonkraftwerk tatsächlich erzeugt, hängt maßgeblich davon ab, wie viel Strom die Solarmodule produzieren. Es kommt also an auf:
- die Maximalleistung der angeschlossenen Solarmodule
- die Ausrichtung der Solarmodule
- dass sie möglichst direkter Sonneneinstrahlung und möglichst keinem Schatten ausgesetzt sind
Die Leistung der angeschlossenen Solarmodule liegt idealerweise deutlich über der Wechselrichterleistung – damit trotz Umwandlungsverlusten und auch bei nicht optimalen Wetterbedingungen (Bewölkung, Temperatur) noch viel Strom herauskommt. Es ist darauf zu achten, dass die Leistung und Spannung von Wechselrichter und Solarmodulen harmonieren.
Lohnt sich ein Speicher fürs 800W-Balkonkraftwerk?
Kann man ein Balkonkraftwerk nachrüsten?
Was ändert sich 2024 für Balkonkraftwerke?
- Neue Grenzen von maximal 800 Watt Wechselrichterleistung und 2000 Watt Solarmodulleistung sind aufgeführt.
- Die Anmeldung vereinfacht sich ab sofort: Sie ist nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur nötig, beim Netzbetreiber entfällt sie.
- Der Betrieb eines Balkonkraftwerks an einem alten Stromzähler ist übergangsweise erlaubt. Für den Austausch ist der Netzbetreiber zuständig, der sich nach der Anmeldung um den Wechsel kümmert.
- Balkonkraftwerke werden getrennt von Solaranlagen betrachtet und nicht zu einer bestehenden Anlage hinzugerechnet.
Was bringt ein 800-Watt-Balkonkraftwerk am Tag?
Was sagt der VDE und wann kommt die Produktnorm?
Laut EEG dürfen Netzbetreiber für Anlagen bis 800 Watt keine Anmeldung mehr verlangen und daher passt der Verband die Grenze in der neuen Norm an. Und wann kommt die Produktnorm? “Im Mai hat der VDE einen neuen Entwurf veröffentlicht, der bis 3. Juli kommentiert werden [konnte]. Nach Auswertung aller Kommentare kann die neue Produktnorm veröffentlicht werden. Wir gehen davon aus, dass dies in diesem Jahr erfolgen kann.”
Was gilt laut BMWK für die Leistung von Balkonkraftwerken?
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) antwortete uns: “Derzeit darf der Wechselrichter einer Balkonsolaranlage eine Nennleistung von maximal 600 Watt beziehungsweise Voltampere haben. Das ergibt sich aus der technischen Normung. Maßgeblich ist die Angabe auf dem Typenschild oder im Einheitenzertifikat des Wechselrichters. Eine Einstellung in der Software des Wechselrichters ist dagegen nicht maßgeblich, unabhängig ob sie durch den Hersteller oder den Betreiber selbst vorgenommen wird.” Zwar hat der Gesetzgeber bereits die Grenze von 800 Watt vordefiniert, aber: “Diese Definition nimmt allerdings nicht die möglichen Änderungen in der technischen Normung vorweg”, so das BMWK gegenüber COMPUTER BILD.
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