Die französische Justiz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Gründer des umstrittenen Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, eingeleitet und den Franko-Russen unter Justizaufsicht gestellt. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte, geht es unter anderem um den Verdacht der unzureichenden Kooperation mit Behörden bei Kriminalitätsermittlungen und Beihilfe zu Straftaten.
Überraschende Festnahme in Frankreich
Vorermittlungen laufen bereits seit Februar
In Frankreich steht der Verdacht im Raum, Durow habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit Behörden des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. Auch die mangelnde Kooperation mit Behörden bei gesetzlich zulässigen Abhörmaßnahmen wird ihm vorgeworfen. Er sei deshalb von den Behörden gesucht worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen bereits seit Februar Vorermittlungen gegen Durow.
Durow drohen bis zu zehn Jahre Haft
Das Ermittlungsverfahren gegen Durow kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise gegen den Beschuldigten sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen. Alleine für den Vorwurf, mit dem Chatdienst Beihilfe zu illegalen Transaktionen geleistet zu haben, drohten Durow bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von 500.000 Euro, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Telegram mit knapp 1 Milliarde User
Telegram wehrte sich gegen die Vorwürfe. Alle geltenden Regeln würden eingehalten, hieß es vom Unternehmen. Durow “hat nichts zu verbergen”. Außerdem sei es “absurd”, eine Plattform oder ihren Besitzer für den Missbrauch des Dienstes durch Dritte verantwortlich zu machen. Laut Durow hat der 2013 gegründete Messengerdienst inzwischen fast eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer und ist als App auf Hunderten Millionen Mobiltelefonen installiert.
Vorwürfe nicht neu
Telegram wird bereits seit Längerem vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und andere illegale Aktivitäten vorzugehen. In der Kritik steht der Messengerdienst etwa als undurchsichtig organisierte Plattform, auf der sich Verbrecher, darunter Terroristen, Drogendealer und Kriegstreiber, viel leichter als in anderen sozialen Netzwerken frei organisieren können. Durow hatte Russland schon vor Jahren verlassen, weil er sich weigerte mit den Behörden seiner Heimat zu kooperieren. Das Unternehmen selbst betont, man liege innerhalb “der Standards der Branche”. (Mit Material der dpa.)
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