Im letzten Jahr fielen die JBL Tour Pro 2 mit ihrem interessanten Lade-Case auf. In die Front der Plastikschatulle hat der Hersteller ein Touch-Display eingearbeitet. Darüber hinaus boten sie einen tollen Klang und eine beachtliche Akkulaufzeit. Frei von Schwächen waren die True-Wireless-Kopfhörer allerdings nicht. Nun legt JBL mit den Tour Pro 3 nach, die ab dem 14. September erhältlich sind. Die 300 Euro (Preis zum Testzeitpunkt) teuren In-Ears möchten die Vorgänger und die Konkurrenz hinter sich lassen. Dafür setzten sie unter anderem auf die noch recht neue Technik Auracast. Was es damit auf sich hat und ob sie sich an die Spitze spielen, berichtet COMPUTER BILD im Test.

JBL Tour Pro 3 im Test: Stöpsel

Die In-Ears sehen so schick aus wie ihre Vorgänger.

Foto: JBL

Die Ohrhörer erben ihre Form von ihren Vorgängern. An dem runden, etwas knubbeligen Körper steckt ein flaches und breites Stäbchen. Die glänzenden Akzente runden das schicke Plastikgehäuse ab, und die Optik hebt sich leicht von der Masse der True-Wireless-Stöpsel ab. Ganze fünf verschiedene Aufsatzgrößen befinden sich im Lieferumfang, und JBL legt sogar einen Satz Schaumstoffpfropfen mit dazu. Dadurch sollten die In-Ears in fast jedes Ohr problemlos passen. Um die Suche nach dem perfekten Pärchen zu erleichtern, versieht der Hersteller die “JBL Headphones”-App (für iOS und Android) mit einem Passtest. Das Smartphone gibt über die Tour Pro 3 einen Testton ab. Die Handy-Anwendung analysiert mithilfe der eingebauten Mikrofone der In-Ears, wie sich der Ton in den Ohren verhält, und gibt dann eine Rückmeldung an den User. So lassen sich innerhalb weniger Minuten die richtigen Aufsätze einfach finden – klasse. Die Tour Pro 3 sitzen angenehm in den Ohren und behalten stets ihre Position. Je nach Ohr kann der runde Korpus aber ein wenig im inneren Teil der Lauscher drücken. Zwar merkt man die In-Ears dann beim Tragen, das ist jedoch nicht unangenehm.

JBL Tour Pro 3 im Test: App

In der App lassen sich die wichtigsten Funktionen schnell anwählen.

Foto: JBL, Apple

Die App ist auch abseits der Passtest-Funktion super. Sie ist übersichtlich und vollgestopft mit sinnvollen Funktionen wie einer Stöpselsuche oder einem Equalizer. An den In-Ears selbst ist die Bedienung etwas eingeschränkt, weil sich nicht alle Befehle auf die touchsensitiven Außenseiten der Kopfhörer legen lassen. Das bedeutet: Musikfans müssen sich entscheiden, ob sie an den In-Ears zum Beispiel lieber die Lautstärke oder die Wiedergabe regeln. Die wenigen Eingaben übernehmen die Tour Pro 3 fix, und durch die breiten Außenseiten kommt es kaum zu Vertippern.

JBL Tour Pro 3 im Test: Case mit Kabel

Das Case der Tour Pro 3 ist auch als Auracast-Sender nutzbar.

Foto: COMPUTER BILD

Wesentlich mehr Steuerungsoptionen als die Stöpsel bietet das Lade-Case. Wie bei den Tour Pro 2 ist es mit einem Touch-Display ausgestattet. Das ist mit seinen 4 Zentimetern angenehm groß. Fast jede Funktion der App ist über das Case steuerbar, und das Smartphone kann in der Tasche bleiben. Ein weiteres Highlight verbirgt sich im Inneren der Plastikschatulle, und das heißt Auracast. Über die noch recht neue Technologie lassen sich mehrere Zuspieler von einem Abspieler via Bluetooth ansteuern. In der Praxis bedeutet das, dass sich das Lade-Case per Kabel (Adapterkabel 3,5-Millimeter-Klinke auf USB-C) etwa mit einem Flugzeuganschluss verbinden lässt und dann als Sender dient. Das Audiosignal geht dann nicht nur an die Tour Pro 3, sondern auch an andere herstellerfremde Kopfhörer, die kompatibel sind. Die Funktionsweise an sich ist fortschrittlich, und es ist gut, dass sich JBL für andere Hersteller öffnet. Bis Auracast richtig im Kopfhörermarkt ankommt, dauert es aber noch einige Zeit. Durch die ganze Technik ist das Case leider auch wieder etwas klobig und passt nicht in enge Hosentaschen.

JBL Tour Pro 3 im Test: Case

Über das Case lässt sich etwas das Preset des Equalizers auswählen.

Foto: COMPUTER BILD

JBL hat nicht nur am Lade-Case geschraubt. Beim Klang haben die Audiospezialisten ebenfalls Hand angelegt und etwa die beim Vorgänger noch störenden spitzen Höhen beseitigt. Die kräftigen Bässe sind zurück, wirken jedoch etwas besser dosiert. Dadurch ist die Gesamtabmischung stimmiger als bei den Tour Pro 2. Durch diese Neutralität könnte man den In-Ears attestieren, dass sie einen unspektakulären Klang haben. Allerdings ist das Geschmacksache. Fehlt es Usern etwa an Wumms in den Bässen, lässt sich der mit dem Equalizer in der App nachregeln. Stimmen klingen übrigens sehr natürlich, und dank der feinen Auflösung sind viele Details hörbar.

JBL Tour Pro 3 im Test: Sound

Die Auswertung des Hörtests bereitet die App anschaulich mit einer schicken Grafik auf.

Foto: JBL, APPLE

Wie beim Vorgänger bieten auch die Tour Pro 3 eine persönliche Klangoptimierung per App. Musikfans absolvieren einen kleinen Hörtest. Die Anwendung analysiert die Daten und passt den Sound an das Gehör an. JBL bohrt die Funktion jedoch etwas auf, und nun absolvieren Nutzerinnen und Nutzer den Test für jedes Ohr einzeln anstatt für beide zusammen. Das ist gut, weil die Hörleistung der Lauscher unterschiedlich sein kann.

Nicht nur bei der Technik geht JBL mit der Zeit. Die In-Ears können nämlich auch Raumklang und Headtracking. Beim Headtracking erfassen die True-Wireless die Kopfposition und passen den Ort des Audiosignals daran an. Ist das Handy zum Beispiel in der linken Hosentasche, ertönen auch nur Klänge aus dem linken Ohrhörer. Zumindest wenn es um den Gesang und die Hauptinstrumente geht. Die Tour Pro 3 erzeugen mit den restlichen Instrumenten und den Backingvocals einen Klanghintergrund, der unabhängig von der Kopfposition ist. Dadurch gerät der Raumklang mit Headtracking natürlich und ist etwa vergleichbar mit einem Proberaum oder einer Konzerthalle. Der “JBL Spatial 360 Sound” erzeugt einen schönen Klangraum, der mit den entsprechenden Aufnahmen noch besser wirkt.

In den JBL Tour Pro 3 stecken insgesamt sechs Mikrofone, die unter anderem Außengeräusche einfangen. Die Stöpsel analysieren dieund geben gleichzeitig einen Gegenschall an die User-Ohren ab. In den Gehörgängen kommt es zu einer Wellenüberlagerung, und als Trägerin oder Träger nimmt man nur noch Ruhe wahr. Für tiefe, gleichbleibende Klänge funktioniert die aktive Geräuschunterdrückung tadellos. Auch Stimmen macht sie effektiv leiser. Um aber zum Beispiel plappernde Mitreisende im Zug auszublenden, muss auch Musik laufen, allerdings nicht allzu laut. Praktisch: Das Noise-Cancelling bietet einen adaptiven Modus – das bedeutet, dass sich die Geräuschunterdrückung an die Umgebungslautstärke selbstständig anpasst.

Die Akkulaufzeit der Tour Pro 2 war mit knapp acht Stunden bereits hervorragend. JBL legt noch eine Schippe drauf: Die neuen Stöpsel halten mit einer vollen Ladung und aktiviertem Noise-Cancelling anderthalb Stunden länger durch. Gönnen Musikfans den In-Ears eine zehnminütige Pause im Lade-Case, spielen sie weitere zwei Stunden und 52 Minuten.

Die JBL Tour Pro 3 sind die aktuell besten True-Wireless-Kopfhörer auf dem Markt. Den Titel verdienen sie sich durch den kraftvollen, detailreichen und neutralen Klang. Sie sitzen sehr bequem in den Ohren, können jedoch je nach Lauscherform ein wenig drücken. Über die mitgelieferte Anzahl an Aufsätzen lässt sich aber nicht meckern. Das gilt auch für die erstaunliche Akkulaufzeit. Das wichtigste Extra ist das mitgelieferte Lade-Case mit Touch-Display, das die Bedienung wesentlich erleichtert. Musikfans können die Plastikbox zudem als Sender nutzen. Dank Auracast sind sie bestens für die Zukunft gerüstet. Testnote: sehr gut (1,1).


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